15 Prozent der Wasserrohre wurden vor 1950 verlegt Bayreuth: Dritter Rohrbruch in diesem Jahr

Von Christophe Braun
So sah es am Mittwochmorgen gegen 6.15 Uhr im Kreuz aus. Das Foto hat übrigens Kurier-Austräger Mark Meyer geschossen. Foto: red

Der Wasserrohrbruch in Kreuz vom Mittwochvormittag ist in diesem Jahr bereits der dritte große Rohrbruch im Stadtgebiet. Gerissen ist ein Graugussrohr aus dem Jahr 1939 - 15 Prozent des 300 Kilometer langen Rohrnetzes in Bayreuth sind aus diesem Material. Auch wenn viele Bürger es anders empfinden mögen: Die BEW sieht keine kritische Häufung an Wasserrohrbrüchen.

 
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Es ist in diesem Jahr bereits der dritte Wasserrohrbruch im Stadtgebiet. Diesmal hat es das Kreuz erwischt: Als um 6.15 Uhr die Schadensmeldung bei der Bayreuther Energie- und Wasserversorgungs-GmbH (BEW) einläuft, steht die Straße „Kreuz" im gleichnamigen Stadtteil längst unter Wasser. „Das Wasser hat den ganzen Schlamm und den Kies von der Baustelle runtergespült", erzählt Angelika Badewitz, die an der Ecke Kreuz/Carl-Burger-Straße ein Floristikstudio betreibt. Gut 100 Wohnungen haben in den kommenden Stunden kein Wasser; Autos und Busse können die Straße nicht befahren.

Mitarbeiter der Stadtwerke und sechs Männer des Tiefbauunternehmens Popp sind ab 7 Uhr im Kreuz vor Ort. Sie sperren die Straße und drehen das Wasser ab, benachrichtigen die Einwohner und richten eine Wasser-Notversorgung ein. Dann beginnt der schwierige Part: Die Straße muss aufgegraben, das aufgeschwemmte Erdreich abgetragen und das beschädigte Rohr in zweieinhalb Metern Tiefe freigelegt werden.

Am frühen Nachmittag steht fest: Das beschädigte Rohr ist längs aufgerissen. Für die sechs Arbeiter von Popp kein Grund zum Aufatmen: „Wir wissen nicht, wie weit der Riss reicht", sagt Mitarbeiter Werner Höhl. Trotzdem ist er zuversichtlich, dass die Reparatur bis zum Mittwochabend abgeschlossen werden kann. Die Firma Popp ist einer von mehreren Vertragspartnern der BEW, die im Falle eines Rohrbruchs kontaktiert werden.

Der Vorfall am Mittwochmorgen ist nicht der erste Rohrbruch in diesem Jahr: Am 22. Februar war am Hohenzollernring ein Zement-Asbest-Rohr geplatzt; in der Nacht zum 21. Januar brach eine Betonleitung in der Justus-Liebig-Straße. Wie viele Rohre in diesem Jahr insgesamt schon gebrochen sind, teilt die BEW nicht mit. Immerhin stellt Guido Müller, Leiter des Bereichs Netzservice, fest: "Es sind deutlich weniger als im letzten Jahr". Das liege am milden Winter. Im Stadtgebiet ist es in den letzten Monaten immer wieder zu größeren Rohrbrüchen gekommen, so etwa im August 2012 in der Altstadt und in Meyernberg, im September 2012 in der Bernecker Straße oder im Juni 2013 am Franzensbadweg.

„In Kreuz haben wir einen ganz typischen Schaden", erklärt der BEW-Mann: „Durch die Temperaturunterschiede – morgens Frost, abends bis zu 20 Grad – bewegt sich der Boden, dehnt sich und zieht sich wieder zusammen. Aber die Rohre sind fest. Da passiert's dann." Das kaputte Rohr in Kreuz ist ein Graugussrohr, verlegt 1939. Eigentlich sehr zuverlässig, sagt Müller. Aber wegen des hohen Eisen- und Kohlenstoffanteils auch ziemlich druckempfindlich. Deshalb seien Grauguss-Rohre in Zeiten großer Temperaturschwankungen besonders bruchgefährdet.

Zurzeit bestehen noch 15 Prozent der Bayreuther Wasserleitungen, die insgesamt 300 Kilometer im ganzen Stadtgebiet umfassen, aus Grauguss. Die Mehrzahl ist inzwischen aus Kunststoff oder Stahl; die alten Leitungen sollen in den nächsten Jahren erneuert werden. „Man kann aber nicht pauschal sagen: Grauguss-Leitungen sind schlecht", betont Müller.

Dass es bei Rohren, die mittlerweile zum Teil 80 Jahre alt sind, zu Problemen kommen kann, sei  nicht verwunderlich, sagt Hans-Dieter Striedl, leitender Baudirektor im Stadtbaureferat. Er meint aber auch: „Das ist hier kein spezifisches Bayreuther Problem. Das dürfte in vielen Städten ähnlich sein."

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