Forschung für den Fall der Flut

Von

Was haben das indische Delhi und das oberfränkische Kulmbach gemeinsam? Wissenschaftler haben etwas Verbindendes zwischen den beiden Regionen entdeckt. In Kulmbach kamen sie deshalb am Donnerstag zusammen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Denn Deutsche und indische Forscher tauschen sich seit eineinhalb Jahren auf dem Gebiet des Hochwasserschutzes aus. Unter der Federführung der Freien Universität Berlin und der dort angesiedelten Katastrophenschutzeinheit untersuchen sieben deutsche und zwei indische Universitäten großräumige Hochwasserereignisse und deren Folgen. Die Wissenschaftler entwickeln Warnsysteme und Modelle für Fälle, in denen viele Menschen zu evakuieren und zu transportieren wären.

Hochwasserschutz an der Flutmulde kostet Millionen

In Zeiten des Klimawandels werden Hochwasserereignisse immer häufiger. Und zwar weltweit. Im Vergleich zu großen Hochwasserereignisse wie zuletzt an Elbe und Donau mag die Hochwasserkatastrophe im Jahr 2006 in Kulmbach klein erscheinen. Doch die Stadt Kulmbach investiert an der Flutmulde, dem Überschwemmungsgebiet des Mains, gerade 16 Millionen Euro für den Hochwasserschutz. Brücken und Uferstraßen sind bei Hochwasserkatastrophen oft unpassierbar. Trotzdem sind die Menschen in Sicherheit zu bringen.

Hier kommt nun Kulmbach im Flut-Forschungsprojekt ins Spiel. Denn die TU München beschäftigt sich mit einem Modell, das Hochwasserereignisse am unteren Main in Kulmbach simuliert. Dafür wertet sie hydrologische und hydraulische Daten aus. „Ziel ist, Hochwasserereignisse vorher zu bestimmten und ihren Verlauf zu prognostizieren“, erklärt Maximilian Garsch von der Universität der Bundeswehr in München, einem weiteren Projektpartner. Mit Hilfe der TU-Simulation soll die Verkehrsinfrastruktur im Katastrophenfall bewertet werden.

Wie tragfähig sind Brücken?

Nach eineinhalb Jahren Grundlagenforschung stellten die Forscher in Kulmbach erste Ergebnisse vor. Zum Beispiel einen Unterwasser-Roboter, der Unterspülungen von Fundamenten erkennt. An der Mainbrücke hinter der Stadthalle zeigten sie, wie sich mit Hilfe eines Smartphones die Schwingungen einer Brücke messen lassen. „Die herkömmlichen Messsysteme sind im Katastrophenfall meistens nicht praktikabel“, sagt Garsch. Mittels der am Smartphone gemessenen Schwingungen lässt sich die Tragfähigkeit eines Bauwerks einschätzen. Bisher geht es den Wissenschaftlern noch nicht um konkrete Anwendungen in der Praxis. „Am Ende kann jedoch durchaus ein Werkzeug stehen, dass wir Rettungskräften an die Hand geben können.“

Forschungsfeld: Kanalisation und Hochwasser

Obwohl Hochwasserkatastrophen in Indien ganz anders gelagert sind als in Deutschland, hoffen die Wissenschaftler, ihre Erkenntnisse auf weltweite Katastrophenszenarien übertragen zu können. Das Indian Institute of Technology beschäftigt sich damit, welchen Einfluss Abwasserkanäle auf Hochwasser in städtischen Gebieten haben. Und hier sieht Andrea Künzl vom Wasserwirtschaftsamt Hof wieder Bezüge zu Kulmbach. „Das Zusammenspiel mit der Kanalisation könnte auch für Kulmbach relevant sein.“

Am Ende sollen Einsatzkräfte eine Entscheidungshilfe erhalten, die sie bei Evakuierungen nutzen können. Kooperationspartner sind neben der Obersten Baubehörde in Bayern und dem Landesamt für Umwelt zudem das THW, das BRK, die Wasserwacht und die Feuerwehr.

Autor

Bilder