Erwin Lindner wollte, dass Autofahrer einander besser ausweichen können - Der Gemeinderat lehnte seinen Antrag ab Heinersreuther Gemeinderat beschließt einen Baum, den keiner will

Von Heike Hampl

Erwin Lindner hatte die Lösung. Die Gemeinde Heinersreuth sollte das Loch im Gehsteig vor seinem Haus mit Pflastersteinen füllen. Das hätte den Verkehr entschärft, glaubt Lindner. Außerdem hat das Loch keinen Nutzen mehr. Der Baum, der früher hier stand, verkümmerte. Klingt nach einer einfachen Angelegenheit. Und führte im Gemeinderat zur Kampfabstimmung - und zu einer Lösung, die keiner wollte. Außer acht Gemeinderäten.

 
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„Ich hätte doch niemals gedacht, dass das so kompliziert ist“, sagt Erwin Lindner und schüttelt den Kopf. Dann lacht er, es klingt allerdings ein bisschen verzweifelt. „Ich wollte doch nur, dass die das Loch zumachen.“ Die - das ist der Bauhof der Gemeinde. Das Loch ist eine Aussparung im Gehweg, die eigentlich für einen Baum gedacht ist. Der Baum verkümmerte vor zwei Jahren endgültig. Der Gehsteig liegt auf Gemeindegrund. Deswegen musste der Gemeinderat über Lindners Antrag abstimmen.

Lindners Idee war, das Loch zuzumachen. Dann könnten Autofahrer einander besser ausweichen. Einmal hat es an der Kreuzung schon gekracht. „Das ist zwar Jahre her, aber aus dem Fenster kann ich immer wieder sehen, dass es eng ist“, sagt Lindner.

Der Heinersreuther hat außerdem Schwierigkeiten, den Gehweg zu räumen, der Schneeschieber bleibt an den Randsteinen hängen. Damit das Loch nicht einfach ein hässlicher Schandfleck ist, hat Lindners Frau Hildegund es bepflanzt. „Kleinigkeiten“, sagt Lindner. Aber wenn das Loch zu wäre, wäre es eben praktischer. Seine Nachbarn teilen Lindners Ansicht.

Der Heinersreuther Gemeinderat allerdings nicht. Zumindest zum Großteil. In der jüngsten Gemeinderatssitzung fiel die Entscheidung knapp aus: Sieben Mitglieder des Gemeinderates stimmten für Lindners Antrag - die gesamte anwesende CSU-Fraktion wollte das Loch stopfen.

Acht Mitglieder stimmten dagegen. Die SPD samt Bürgermeister Hans Dötsch und den beiden anwesenden Freien Wählern. „Dass die Stimme des Bürgermeisters eine so banale Sache ausmacht“, sagt Lindner und schüttelt immer noch den Kopf. Das Hauptargument der SPD: Wenn das Baumloch geschlossen wird, ist dort Platz für ein parkendes Auto. Und dann ist die Verkehrssicherheit wieder dahin. „Dabei haben wir alle Garagen und genug Stellplätze. Dort parkt selten jemand“, sagt Lindner.

Damit nicht genug: Der Gemeinderat hat auch noch beschlossen, einen neuen Baum zu pflanzen. Diese Entscheidung fiel mit zwölf zu drei Stimmen. Das wollte keiner der Anwohner, sagt Lindner. Während des Gesprächs vor Lindners Haus laufen immer wieder Nachbarn vorbei. Sie lachen. „Jetzt pflanzen die ja einen neuen Baum“, sagt eine Nachbarin. Und schüttelt den Kopf. Die anderen Bäume in der Straße, die in solche Löcher gepflanzt sind, kümmern mit einer einzigen Ausnahme vor sich hin. „Jetzt haben Leute entschieden, was für unsere Straße am besten ist, und keiner von denen wohnt hier“, sagt Lindner. Und, ja - Er schüttelt wieder den Kopf.