Der Marmorsaal kommt ohne ein Gramm Marmor aus
Dafür gibt es kuriose Schummeleien mit Stein, sagt Lehrberger bei einem Ausflug in die oberen Prachträume im Neuen Schloss. "Im Marmorsaal gibt es auch kein Stück Marmor", sagt er und zeigt mit sichtbarer Hochachtung auf die Wände dieses großen, höchst herrschaftlichen Raumes. "Stuck-Marmor. Sehr kunstvoll hergestellt. Solch große Flächen wären niemals machbar gewesen. Aus baulichen und aus Transportgründen." Genauso haben die Künstler im Treppenhaus aus der optischen Täuschung eine Tugend gemacht: Alles Gips statt edler Stein oder Sandstein. "Spürt man, wenn man mit dem Handrücken sanft hindrückt. Stein ist kalt. Das hier nicht. Und von Stein geht auch keine Farbe ab."
Die Kamine sind mehr als nur einen Blick wert
Was Lehrberger im Schloss allerdings "richtig begeistert", wie er sagt, sind: die Kamine. "Sie sind die Prunkstücke in den Räumen. Man hat die schönsten Materialien dafür verwendet." Offensichtlich habe es in der Marmorfabrik "sogar eine kleine Serienfertigung gegeben, weil es zwei identische Kamine gibt, die es auch in der Eremitage gibt". Einer der Kamine ist aus Altdorfer Marmor gefertigt, mit Einschlüssen von unterschiedlichen Tintenfisch-Gehäusen. "Eine ganz auserlesen Geschichte", sagt Lehrberger. Und eine, die viel zu selten näher betrachtet wird. So ein Kamin, sagt Lehrberger, war "der Mercedes des Markgrafen" - ein Stück zum Herzeigen. Und eines, dem man zuhören kann, wenn der Geologe die Steine zum Sprechen bringt.
Zwei Führungen am 16. und 17. September
Zwei Führungen wird am 16. und am 17. September mit Gerhard Lehrberger geben. Am 16. September um 15 Uhr im Neuen Schloss und am 17. September um 13.30 Uhr in der Eremitage. Anmeldung unter 0921/7596921.