Wort-Musik-Kunst in Bayreuth „Ich kann nur Briefe schreiben“

Die Lautten Compagney aus Berlin besitzt ein vielseitiges Repertoire von barocker bis zu zeitgenössischer Musik. Foto: red

Die Jüdin Rahel Varnhagen betrieb einen literarischen Salon. Die Berliner Lautten Compagney lässt ihre Zeit anhand von zeitgenössischer Musik und persönlichen Schriften am 22. Februar in Bayreuth wieder aufleben.

 
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Bayreuth - „Ihr möchtet also wissen, was ich so mache, den lieben langen Tag. Nichts. Ich lasse das Leben auf mich regnen. Und ich schreibe Briefe. Mein Leben soll zu Briefen werden. Ich bin keine Schriftstellerin, wozu auch? Ich kann nur Briefe schreiben. Ich werde aber solche Briefe schreiben, wo die Seele spazieren gehen soll“.

Das schreibt Rahel Varnhagen am 1. April 1793.

Im großbürgerlichen Salon der Jüdin ging einst die kulturelle und politische Elite Berlins ein und aus. Dichter wie Heinrich Heine oder die Brüder Humboldt. „Sie kannte einfach Hinz und Kunz“, sagt Wolfgang Katschner im Gespräch mit unserer Zeitung. Katschner ist einer der Gründer der Lautten Compagney, einem Ensemble, das sich auf alte Musik spezialisiert hat. „Wenn Sie in Berlin leben und sich mit dem 18. Jahrhundert befassen, stoßen Sie zwangsläufig auf sie.“ In einem moderierten Konzert am Sonntag, 22. Februar, in Bayreuth begibt sich die Lautten Compagney auf die Spuren der Rahel Varnhagen. Ihr Berliner Salon galt als ein Ort der Freigeister, sie selbst als gewitzt, schlagfertig und scharfzüngig. Rahel Varnhagen wurde 1771 als älteste Tochter des jüdischen Bankiers und Juwelenhändlers Levon Markus Cohen und seiner Frau Chaie in Berlin geboren. Sie führten ihren Salon von 1790 bis 1806, danach weiter von 1820 bis 1833 nach ihrer Heirat mit Karl August Varnhagen.

Musik lieber ohne Worte

Die Literatin war ebenso musikalisch gebildet. „Mein Musikunterricht bestand in lauter Musik von Sebastian, und allen Bächen“, ist als Aussage von ihr überliefert. Eine Wiederaufführung der Matthäus-Passion 1829 kritisierte sie jedoch scharf. Die Chöre seien langweilig, der Text veraltet. Die Musik von Johann Sebastian Bach könne sie nur ohne Worte ertragen. In ihren Augen konnte Vokalmusik niemals „so rein, so himmelsverwandt, so erhaben“ sein wie Instrumentalmusik. Daher wählte Wolfgang Katschner, der musikalische Leiter der Lautten Compagney und selbst Lautenspieler, den Titel „Singen in Gedanken“ für das Bayreuther Programm. Das Konzert ist ein weiterer Beitrag der Stadt zum Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.

Das Barockensemble verfügt über ein breites, vielseitiges musikalisches und stilistisches Spektrum. „Von der Renaissance bis zur Romantik“, wie Katschner beschreibt. Das Spiel auf historischen Instrumenten habe einen ganz eigenen Reiz. „Sie erzeugen einen leiseren, gedeckteren Klang, der reicher an Obertönen und weicher ist.“

Der besondere Klang der Laute

Um auf dem Originalinstrument zu spielen, wechselte Katschner von der klassischen Gitarre zur Laute. „Wir haben heute noch Instrumentenbauer, die sie in hervorragender Qualität herstellen.“ Der Baukörper des Instruments und die doppelten Saiten entwickelten beim Spiel eine besondere Klangfarbe.

Die Lautten Compangney kommt nicht zum ersten Mal nach Bayreuth. Die Besetzung am kommenden Sonntag besteht aus zwei Violinen (Monica Waisman, Andreas Pfaff), Viola (Ulrike Paetz), Cello (Ulrike Becker), Traversflöte ( Ulrike Ködding), Cembalo (Daniel Trumbull) und Wolfgang Katschner an der Laute. Musikalisch orientiere sich das Programm an der Hofoper und der populären Musik der damaligen Zeit. Neben den „Bächen“ gehören Mozart, Gluck, Händel und Rossini zu den Zeitgenossen wie die Berliner Komponisten Spontini und Righini, die Rahel Varnhagen auch persönlich nahestanden. Unter den Jüngeren schätzte sie vor allem Felix Mendelssohn. Werke des amerikanischen Minimalisten Frederic Rzewski schlagen eine Brücke zur Gegenwart.

Die Auszüge aus den Briefen und Tagebüchern von Rahel Varnhagen liest die Schauspielerin Margarita Breitkreiz, Absolventin der Ernst-Busch-Schauspielschule Das Textbuch stammt von Christian Filips.

Info: Karten sind an der Theaterkasse oder beim Kulturamt der Stadt erhältlich. Beginn ist um 17 Uhr.

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