Israels Begründung für militärisches Vorgehen in Rafah
Israel begründet das schon vor Monaten angedrohte militärische Vorgehen in Rafah damit, dass es die letzten Bataillone der Hamas zerschlagen und die unter der Grenze zu Ägypten vermuteten Schmuggel-Tunnel zerstören wolle. Nach dem Einrücken in der Nacht zum Dienstag gingen die Truppen weiterhin an spezifischen Orten im Osten von Rafah gegen die Hamas-Milizen vor, teilte das Militär mit.
In den letzten 24 Stunden hätten die Einsatzkräfte dort "zahlreiche Terroristen im Nahkampf ausgeschaltet und die terroristische Infrastruktur in dem Gebiet zerstört". Israelische Truppen seien auch weiterhin auf der Gaza-Seite des Grenzübergangs Rafah aktiv. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Derweil gab die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde bekannt, dass seit Ausbruch des Gaza-Kriegs 34.971 Palästinenser getötet und weitere 78.641 verletzt worden seien. In den letzten 24 Stunden kamen demnach 28 Menschen ums Leben, weitere 69 erlitten Verletzungen. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Behörde unterscheidet bei ihren Angaben nicht zwischen Zivilisten und bewaffneten Kämpfern. Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker mit mehr als 1200 Toten, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten.
Die Vereinigten Arabischen Emirate erteilten indes einer von Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu ins Spiel gebrachten Beteiligung an einer künftigen lokalen Zivilverwaltung im Gazastreifen unter israelischem Sicherheitsregime eine klare Absage. Sein Land werde sich in keine Pläne hereinziehen lassen, um "Deckung zu geben für Israels Präsenz im Gazastreifen", stellte der emiratische Außenminister Abdullah bin Sajid bei X klar.
Netanjahu hatte kürzlich in einem Interview eines US-Fernsehsenders gesagt, dass es nach einer Niederlage der Hamas vermutlich "irgendeine Art Zivilverwaltung" geben werde, "möglicherweise mithilfe der Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien und anderen Ländern". Die Emirate hatten im Jahr 2020 als erster Golfstaat diplomatische Beziehungen mit Israel aufgenommen.
Kanzler Scholz warnt Israel vor Offensive auf Rafah
Bundeskanzler Olaf Scholz hat Israel vor einer Ausweitung des Militäreinsatzes im Gazastreifen auf die Stadt Rafah gewarnt. "Wir halten eine Offensive auf Rafah (...) für unverantwortlich", sagte der SPD-Politiker bei einer Talkrunde des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) in Potsdam.
"Wir warnen davor, und wir glauben nicht, dass es irgendein Konzept gibt, das am Ende darauf hinausläuft, dass das ohne unglaubliche menschliche Verluste unschuldiger Zivilisten vor sich geht." Er bekräftigte zugleich, Israel habe das Recht, sich zu verteidigen und die islamistische Hamas zu bekämpfen. Es müsse auch humanitäre Hilfe nach Gaza kommen und eine Perspektive für ein friedliches Miteinander geben, bei dem zwei Staaten nebeneinander existieren könnten.