Zu den behandelten Leiden der Patienten zählten Melancholie, Tobsucht, Wahnsinn, Verrücktheit, Paralyse und Epilepsie. Offenbar genoss die Anstalt weit über Bayreuth hinaus einen guten Ruf, denn es wurden Patienten aus ganz Deutschland und aus dem Ausland eingewiesen.
Der Erfolg der Einrichtung in der Erlanger Straße ließ den Wunsch nach einer Erweiterung aufkommen. Im Jahr 1907 eröffnete Albert Würzburger neben dem Sanatorium Herzoghöhe das Kurhaus Mainschloss. In luxuriösem Ambiente bot das Mainschloss Platz für nur 24 gut betuchte Gäste. Es bot modernste Behandlungsmöglichkeiten für Nervenleidende, darunter unterschiedliche Bäder und ein „Elektrisierzimmer“.
Da das Haus auch als Erholungsheim genutzt wurde, gab es ein Billardzimmer, einen Lesesaal und einen großen Wintergarten. Hier wurden auch nichtjüdische Patienten aufgenommen.
Der Familie entrissen
Albert Würzburger galt als hoch angesehener Bürger Bayreuths. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 blieb der Betrieb der Einrichtungen von den neuen politischen Verhältnissen zunächst unberührt. Weniger Jahre später wurde der Familie die Leitung entrissen und an den nationalsozialistischen Arzt Kurt Bach übergeben.
Von dem einst prachtvollen Gebäude ist heute nichts mehr zu sehen. Das Mainschloss wurde längst abgerissen.
> Kultur und Bildung: In einem weiteren Text beschäftigt sich Michael Kaczmarski mit Karl Würzburger. Nach Ansicht des Geschichts-Studenten war dieser wohl das vielleicht bedeutendste Mitglied der Familie Würzburger. Der Sohn von Albert Würzburger besuchte das humanistische Gymnasium Christian-Ernestinum und studierte anschließend Medizin. Nach zwei Semestern wechselte er allerdings das Fach, um sich mit Philosophie, Volkswirtschaftslehre und Kunstgeschichte zu beschäftigen.
1927 wurde der Rundfunk auf Karl Würzburger aufmerksam. Für die Deutsche Welle hielt er pädagogische Vorträge im Radio. Kaczmarski schreibt dazu: „Schnell zeigte sich, dass er ein absolutes Naturtalent im Umgang mit dem Mikrofon war. Er wusste das neue Massenmedium meisterhaft zu nutzen und konnte Inhalte vermitteln wie kein anderer.“ So wurde er 1929 zum Dozenten für Mikrophonie an der Rundfunkversuchsstelle der Staatlichen Hochschule für Musik in Berlin ernannt.
Berufsverbot
Jedoch: Die Machtergreifung Adolf Hitlers setzte Karl Würzburgers Karriere ein abruptes Ende. Im März 1933 verlor er durch das Berufsverbot seine Anstellung bei der Deutschen Welle und musste mit Frau und Tochter in seine Heimatstadt Bayreuth zurückkehren. Ohne eigenes Einkommen konnte er sich zunächst nur mit Hilfe seines Vaters über Wasser halten.
Karl Würzburger knüpfte Kontakte in die Schweiz, wo er als Journalist arbeitete und mehrere Büche schrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er auf Einladung des Bayreuther Oberbürgermeisters Oscar Meyer in seine Heimatstadt zurück. Er wurde zum Leiter des Kulturamts und der Volkshochschule Bayreuth bestimmt.
Michael Kaczmarski gelangt durch seine Studien zu der Einschätzung: „In der nach dem Krieg am Boden liegenden Stadt legte er entscheidende Grundsteine für das Wiederaufleben der Kultur. Er begründete u.a. das Internationale Jugendfestspieltreffen, den Stadtjugendring und die Fränkischen Festwochen.
Die wohl größte Bedeutung hatte er laut Kaczmarski aber für die Wiederaufnahme der Bayreuther Festspiele. „Durch seine Kontakte in der Welt des Rundfunks schaffte er es, eine Bezuschussung der ersten Nachkriegsfestspiele durch die ARD zu organisieren, ohne die eine Wiederbelebung der Festspiele kaum möglich gewesen wäre.“ Außerdem habe er Wieland und Wolfgang Wagner unterstützt und dafür plädiert, die Festspiele in der Hand der Familie Wagner zu belassen.
Kaczmarskis Fazit: „Trotz der düsteren Vergangenheit der ehemaligen Gauhauptstadt Bayreuth entschied sich Karl Würzburger für eine Rückkehr und erwies seiner Heimatstadt große Dienste im Bereich Kultur und Bildung, die bis heute nachwirken.“