Um die EM zu einer sicheren und großen Fußballparty zu machen, investiert auch der Bund mächtige Summen. Allein für ein Kulturprogramm zur UEFA Euro 2024 gibt die Bundesregierung nach eigenen Angaben mehr als 13 Millionen Euro aus.
Handelsverband: EM kann positiven Schub verleihen
Ein magisches Fußballfest als Sommermärchen 2.0 ist 18 Jahre nach der Weltmeisterschaft nicht nur die Hoffnung von Bund, Ländern und Ausrichterstädten. "Große Sportereignisse können immer wieder wichtige Umsatzimpulse für den Einzelhandel sein. Gerade wenn sie wie die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land stattfinden, löst das ja auch größere Besucherströme aus. Das kann dem hiesigen Konsum positiven Schub verleihen", sagte ein Sprecher des Handelsverbands Deutschland. Insbesondere der Lebensmittelhandel mache zu größeren Sportereignissen gute Geschäfte. "Denn viele decken sich für das gemeinsame Fußball-Schauen mit Getränken und Verpflegung ein."
Doch was braucht es außer den vielen Fans noch für ein Sommermärchen 2.0? Aus Sicht mehrerer Branchenverbände Sommerwetter und eine erfolgreiche deutsche Nationalmannschaft. "Neben dem Wetter und damit hoffentlich optimalen Public-Viewing-Voraussetzungen wird es auch darauf ankommen, wie gut unsere Nationalelf abschneidet", sagte die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Ingrid Hartges. Ähnlich sieht das auch der Deutsche Brauer-Bund. "Ein Sommermärchen wird es nur werden, wenn das Wetter mitspielt und unsere Nationalmannschaft erfolgreich ist", erklärte Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Verbands.
Dass sich große Fußball-Events positiv auf den Verkauf von Bier auswirken, hat sich laut Eichele in der Vergangenheit gezeigt. Während eines Turniers werde mehr Bier getrunken als sonst in Sommerwochen üblich. "Im WM-Jahr 2006 wurden vor und während der WM rund fünf Prozent mehr Bier verkauft, bei den Folgeveranstaltungen rund vier Prozent", erklärte Eichele.
Experten glauben nicht an großen Effekt
Und was bringt die Heim-EM der gesamtwirtschaftlichen Situation in Deutschland? Nicht sonderlich viel, sagen Experten voraus. Es sei kein "nennenswerter konjunktureller Impuls zu erwarten", betonte Michael Grömling vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Zumindest einige Bereiche könnten aber vorübergehend profitieren, prophezeite Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin. "Vor allem Hotels und die Gastronomie werden durch eine zusätzliche Nachfrage profitieren, die jedoch gesamtwirtschaftlich nicht groß ins Gewicht fallen wird."
Die Hoffnung auf einen Wirtschaftsboom ist laut den Experten also quasi nicht vorhanden. Ein Sommermärchen 2.0 ist trotzdem möglich - und würde im Falle eines Europameistertitels für Toni Kroos, Thomas Müller, Manuel Neuer und Co. sogar wahr werden.