Zweite Dürre in Folge Das Futter für die Rinder wird knapp

Von Rainer Maier und
Schon wieder extrem trocken sind die Felder im Fichtelgebirge. Der Boden enthält keine Feuchtigkeit mehr, zerbröselt in der Hand zu Staub. Foto: Florian Miedl Quelle: Unbekannt

WUNSIEDEL. Dem Fichtelgebirge droht das zweite Dürrejahr in Folge. Die Landwirte sind besorgt, die Stimmung unter den Bauern ist sehr bedrückt.

 
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„Wir haben schon überlegt, ob wir einen Schamanen engagieren, der für uns einen Regentanz aufführt.“ Ein bitterer Scherz, den Harald Fischer da macht, Galgenhumor angesichts der Wetterlage, die erneut im Fichtelgebirge zu extremer Trockenheit führt. Der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) blickt auf braune Wiesen und Felder mit notreifem Getreide. „Es wird heuer noch trockener als letztes Jahr“, sagt er. „Der Regen ist schon viel früher ausgeblieben.“

Und ein zweites Problem nennt Thomas Lippert, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes im Raum Wunsiedel und Hof im Gespräch: „Die Landwirte mussten heuer oft ohne Futterreserven ins Jahr gehen, im Gegensatz zum Vorjahr.“

Sorgen macht sich Fischer vor allem um die Kollegen mit Milchvieh. „Der Ertrag des zweiten Grasschnittes war sehr gering. Vom dritten Schnitt brauchen wir gar nicht reden: Es wächst nichts mehr nach.“

Sommergerste als Viehfutter

Die Futter-Vorräte aus den Vorjahren, bereits im Dürresommer 2018 stark angegriffen, seien mittlerweile so gut wie aufgebraucht. Manche Bauern würden schon die Sommergerste häckseln und silieren, um Winterfutter für ihre Rinder zu haben.

„Das Getreide hätte eh keinen guten Preis erzielt“, sagt der Kreisobmann. „Die Körner sind wegen der Trockenheit notgereift, das noch nicht reife Getreidekorn ist infolge der Trockenheit vorzeitig erhärtet und geschrumpft. Die Körner sind deshalb zu klein. Als Braugerste taugt das nicht.“

Da sei es vernünftig, wenigstens die Kühe damit zu füttern. Beim Getreide erkennt der Fachmann noch weitere Besonderheiten. „Die Wurzeln gehen heuer viel mehr in die Tiefe als in anderen Jahren. Auch die vielen Kornblumen und Disteln in den Feldern, Pfahlwurzler, sind Zeichen großer Trockenheit.“

Zum Schlachthof

Möglicherweise müssten Milchvieh-Betriebe wegen der Futterknappheit sogar den Bestand reduzieren, also Tiere schlachten lassen, sagt Fischer. „Um die Verluste beim Ertrag geht es schon lange nicht mehr, die Frage ist, wie bringe ich die Tiere über den Winter“, fasst Lippert das Problem für die Tierhalter im Fichtelgebirge zusammen.

Auch beim Mais, der im vergangenen Jahr noch genügend Feuchtigkeit bekommen habe, „schaut‘s heuer so aus, als ob ihm das Wasser ausgeht“. Wenn „der Mais spitzig aussieht und seine Blätter nach innen rollt“, dann fehlt ihm das Wasser, verdeutlicht Lippert. An manchen Standorten seien viele Pflanzen schon tot, sagt Fischer.

Ganz entscheidend für das Ausmaß der Trockenheit sei nicht nur die Niederschlagsmenge, sondern auch die Speicherfähigkeit des Bodens, erklärt Lippert. Um die Verdunstung möglichst gering zu halten, würden die Bauern den Acker sowieso schon möglichst schonend bearbeiten, erzählt der Geschäftsführer des Bauernverbands.

Selbst wenn es jetzt regnet, ist es Fischer zufolge fraglich, ob die Ernte noch gerettet werden kann. „Ein Regen hilft schon, aber es dauert halt, bis die Natur sich wieder regeneriert.“ Zudem bestehe die Gefahr von Unwettern. Schwere Niederschläge aber könne der Boden nicht aufnehmen. „Wir hoffen auf einen normalen schönen Landregen, so wie die Gartenbesitzer auch“, sagt Harald Fischer.

Frank Stübinger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Münchberg bestätigt: „Nordostoberfranken kommt in diesem Jahr bayernweit am schlechtesten weg, was die Niederschlagswerte anbelangt.“

Zweites Dürrejahr in Folge

Während andere Regionen genügend Wasser hätten, treffe die Landkreise Wunsiedel und Hof heuer das zweite Dürrejahr in Folge. Die Niederschläge im Mai seien noch recht nahe am zehnjährigen Mittel gelegen, im Juni aber gab es schon nur noch ein Fünftel des durchschnittlichen Regens. Und im Juli hat es noch gar nicht geregnet, wie der AELF-Pflanzenbauberater weiter sagt. Das Hauptproblem: „Wir sind heuer schon mit wenig Reserven ins Rennen gegangen.“

Der Boden sei vom Vorjahr noch ausgetrocknet. Während man 2018 Anfang Juli noch nichts habe bemerken können, sehe man dieses Jahr die Trockenschäden im Fichtelgebirge bereits deutlich. „Die hochgründigen Urgesteinsböden im Mittelgebirge sind eben mehr auf Wasser von oben angewiesen.“ Die fehlende Feuchtigkeit treffe das Getreide in der Kornfüllungsphase. Es komme zur Notreife. „Das wirkt sich auf den Ertrag aus.“

Die größten Sorgen macht sich auch Stübinger wegen der Futter-Situation. „Der Silomais hatte nicht die besten Startbedingungen.“ Die Frucht habe unter der Kältephase im Frühling gelitten und sei durch Nachtfröste geschwächt worden. „Und bei der Trockenheit geht jetzt wachstumsmäßig auch nicht viel vorwärts.“

Liefere der Mais nicht den gewünschten Ertrag, werde es für die Betriebe knapp. „Die Vorräte sind aufgebraucht.“ Als einzige Reaktionsmöglichkeit bleibe den Bauern, Sommergetreide zu Futter umzufunktionieren oder Futtergetreide zuzukaufen.

Borkenkäfer hat leichtes Spiel

BBV-Kreisobmann Fischer bringt noch die Waldbauern ins Spiel. Nicht nur die Waldbrandgefahr sei sehr hoch, auch der Borkenkäferdruck sei durch die Trockenheit enorm. „Der Käfer hat leichtes Spiel, weil die Wasserversorgung der Bäume nicht gegeben ist. Sie können die Schädlinge nicht mehr durch Harzfluss abwehren.“

Eine Nachfrage unserer Zeitung beim BBV-Landesverband in München ergab, dass es noch zu früh sei, staatliche Hilfen für die Landwirte, wie es sie im vergangenen Jahr gegeben hat, zu fordern. Bayernweit sei die Situation auch nicht so dramatisch wie im Vorjahr. „Wir sind aber für die besondere Dürre-Situation in Oberfranken sensibilisiert“, sagte eine Sprecherin.

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