Ski alpin Jacob Schramms Schock-Diagnose

Viele Stürze trüben die Stimmung beim Super G auf der Streif. Jacob Schramm, dessen bittere Diagnose nun feststeht, meldet sich nun zu Wort.

 
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Jacob Schramm war am Mittwoch im Training von Kitzbühel gestürzt. Foto: IMAGO//Matic Klansek

Der Jubel von Ski-Star Marco Odermatt über seinen ersten Streif-Sieg ging im Getöse des Rettungshubschraubers fast unter. Der Triumph des Schweizers im Super-G von Kitzbühel wurde von einer Reihe von schweren Stürzen überschattet. Besonders das französische Team erwischte es heftig: Der frühere Gesamtweltcup-Sieger Alexis Pinturault wurde vor den Augen seiner geschockten Frau und der kleinen Tochter im Helikopter geborgen. Die einzigen beiden deutschen Starter, Romed Baumann als 21. und Luis Vogt als 28., hatten mit den Topplatzierungen wie erwartet nichts zu tun.

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Olympiasieger, zweifacher Weltmeister und dreimaliger Gesamtweltcupsieger ist Odermatt schon - und nun also auch Kitzbühel-Champion. Das sei noch ein großes Ziel gewesen, erklärte der 27-Jährige. Am Samstag (11.30 Uhr/ZDF und Eurosport) in der Abfahrt will er noch einen draufsetzen. Das sei „der ganz große Tag“, sagte Odermatt. Ein Sieg bei der legendären Hahnenkamm-Abfahrt ist noch prestigeträchtiger als im Super-G. Den gewann der Eidgenosse vor dem Österreicher Raphael Haaser und seinem Teamkollegen Stefan Rogentin.

Für weitere Diskussionen rund um das Dauerthema Sicherheit im alpinen Ski-Weltcup sorgen derweil die vielen Stürze zum Auftakt des Rennwochenendes in Tirol. Sowohl Pinturault als auch sein französischer Teamkollege Florian Loriot wurden mit dem Hubschrauber weggeflogen. Pinturault erlitt Verletzungen an Schienbeinplateau und Innenmeniskus, Loriot eine Gehirnerschütterung. Auch ihre Landsmänner Nils Alphand und Matthieu Bailet schieden aus.

Die Stelle, an der die Abfahrtsspur gekreuzt wurde, bereitete mehreren Fahrern Probleme. Es sei dort sehr unruhig gewesen, erklärte der Österreicher Lukas Feurstein, der mit Startnummer eins auch an der Position zu Fall gekommen war. Man müsse die derzeitige Situation ernst nehmen und schleunigst etwas tun, räumte der Chef des Weltverbands Fis, Johan Eliasch, mit Blick auf die vielen Stürze und Ausfälle in dieser Saison ein. Es sei aber auch nicht immer einfach, Veränderungen vorzunehmen. Das habe auch die Einführung der Airbag-Pflicht, die viele Athleten mit einer Sondergenehmigung umgehen, gezeigt, so Eliasch.

Mythos – nicht ohne Grund

Auf der Streif, einer der gefährlichsten und gefürchtetsten Ski-Strecken der Welt, steht das Thema Sicherheit ohnehin seit Jahren im Fokus. Ein Stück weit trägt die erhöhte Gefahr dort zum Mythos des Events bei. Wie gnadenlos die Streif ist, ist gut dokumentiert. Svindal etwa zog sich 2016 bei einer wahren Sturz-Orgie einen Kreuzbandriss zu, ebenso der Österreicher Hannes Reichelt, Sieger von 2014, Super-G-Weltmeister 2015. Der Rettungshubschrauber war im Dauereinsatz. Diesmal musste er schon beim Training am Mittwoch aufsteigen und unter anderem Jacob Schramm vom Berg holen: Der aus Eppenreuth im Landkreis Kulmbach stammende 26-Jährige zog sich in beiden Knien Kreuzbandrisse zu.

Am Freitagabend meldete er sich auch zu Wort: „Das linke Knie war einige Minuten luxiert und erlitt dadurch Risse des vorderen und hinteren Kreuzbandes, des Seitenbandes und einigen Muskelstrukturen. Außerdem zog ich mir noch wahrend der Fahrt einen Kreuzbandriss im rechten Knie zu“, berichtet er, fügt aber an: „Die Versorgung vor Ort war wahnsinnig gut.“

Über die Ausfalldauer ist es aktuell schwer zu spekulieren. Schramm meint nur: „Der Weg zurück wird lange und hart, doch bin ich mir sicher, dass ich in besten Händen bin.“ Die erste Operation hat er bereits hinter sich. Eine weitere folgt. „Ich bin und bleibe ein Kämpfer“, fügt er an.