Zukunft für den Markt Neue DNA für die Bayreuther Innenstadt

Ganz so schlimm wie zur Corona-Zeit sieht es in der Innenstadt natürlich nicht mehr aus. Aber der Wandel wird immer drückender. Deshalb muss eine Strategie her, wie man ein Ausbluten der Innenstadt verhindert. Das ist angelaufen. Foto: Archiv/Ralf Münch/Ralf Münch

Wie geht es weiter mit der Bayreuther Innenstadt? Eine Bestandsaufnahme hat ergeben: Ein Strategieprozess muss her, um Belebung zu erreichen, um sich dem Wandel entgegen zu stellen. Das soll jetzt in einem ziemlich knappen Zeitraum bis November erreicht werden. Aber wie?

 
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Bayreuth entdeckt die Innenstadt neu. Das zumindest scheint das Ziel zu sein, das einem Strategieprozess zugrunde liegt, der am Montagabend mit einer Impulsveranstaltung im Zentrum neue Fahrt aufgenommen hat. Am späten Dienstagnachmittag stellen Wirtschaftsförderer Fredy Schmidt und die Stadtbaureferentin Urte Kelm die Schritte vor, die es in den vergangenen Monaten gegeben hat – und die folgen sollen in diesem Jahr, um ein wichtiges Ziel zu erreichen: Neues Leben in die Innenstadt zu bringen, die einem grundlegenden Wandel unterworfen ist.

Prozess läuft seit Sommer 2021

Fredy Schmidt skizziert die Schritte, die man bislang gegangen ist: Seit dem Sommer 2021 hatte es Online-Bürgerforen gegeben, die die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit ebenso beleuchteten wie Einkaufen, Dienstleistungen, Gastronomie, Kultur und Veranstaltungen, aber auch den Bereich Wohnen und Arbeiten. Wie Schmidt sagt, habe man daraus dahingehend Nektar saugen können, als dass zwar bei Einzelhandel in der Innenstadt „die Grundversorgung gewährleistet ist“, dass die Forums-Teilnehmer jedoch „bei spezialisierten Angeboten und bei Concept Stores einen Nachholbedarf sehen“, wie Schmidt sagt.

Nachholbedarf auch bei der Gastro

Ähnlich hätten die Teilnehmer für den Bereich Gastronomie argumentiert: Beim bereits reichhaltigen Angebot fehlten gerade für die junge Generation „spezialisierte Angebote“, es bestünden darüber hinaus Kapazitätsengpässe, oder es fehlten Nachtclubs“, zumal „die Rosenau halt einfach durch den Brand weggefallen“ sei – und zwar ersatzlos.

Immer mehr Problem-Immobilien

Was im April vergangenen Jahres mit Eigentümern und Maklern besprochen wurde, um Nutzungsideen für die Innenstadt zu entwickeln, habe ein ebenfalls breit angelegtes Bild ergeben: Man müsse „stärker als bisher an Alternativnutzungen denken. Gastronomie kommt oft an ihre Grenzen“, Problem-Immobilien – etwa wegen mehrgeschossiger Einzelhandels-Nutzung – könnten im gleichen Zug immer schlechter vermietet werden. Und: „In der Diskussion mit den innerstädtischen Akteuren zeichnet sich zudem ein Zielkonflikt ab zwischen denen, die den Status quo eher bewahren wollen und denen, die Veränderung als Chance sehen.“

Moderierter Prozess

Es gehe um mehrere Bereiche in der Stadtentwicklung, die sowohl einzelne Teilräume beleuchten sollen, als auch der Erreichbarkeit samt Mobilität und dem Thema Aufenthaltsqualität und Klimaanpassung gerecht werden sollen. Deshalb, sagt Schmidt, gebe es „die Notwendigkeit eines moderierten Strategieprozesses“.

Stadt bei Sonderfonds dabei

Dazu passt, dass Bayreuth „am Sonderfonds Innenstadt beleben teilnimmt, bis zu 80 Prozent kann hier gefördert werden“, sagt Urte Kelm. Dazu habe man mit dem Impulsprojekt am Montagabend die Akteure zusammenbringen wollen. Bis zum Herbst wolle man, begleitet von Stadtplanern aus Dortmund, in dem Strategieprozess „die DNA der Innenstadt herausarbeiten“, sagt Kelm.

Kreative in die Stadt

Kommunalberater Michael Seidel von der Cima GmbH hat sich dazu bereits Gedanken gemacht, denn innerhalb des geförderten Projekts hat Bayreuth auch als eine von drei Kommunen einen Platz im Modellprojekt kreative Zentren gefunden – neben Hauzenberg und Neustadt an der Saale –, als eine der Kommunen, in denen der Handlungsbedarf in dem Bereich groß sei, wie Seidel sagt. Eine Idee, um einem Ausbluten der Innenstadt entgegen zu wirken, ist nach Seidels Worten, Kreativität, Innovation und Kultur durch Vorbildprojekte an mehreren – mit einander vernetzten – Orten in der Innenstadt leuchten zu lassen. Zum Beispiel dadurch, dass man in der Innenstadt „ein Geflecht des Gründer-Standorts“ schafft, „Kreativität und Innovation in der Innenstadt erlebbar macht“. Nach Seidels Worten wolle man auch hier bis zum Herbst herausarbeiten, „wie man Bayreuth als Stadt darstellen kann, dass sie für Kreative interessant ist“. Und parallel dazu wolle man herausfiltern, „welche Nutzungskonzepte an den Standorten denkbar sind“. Dazu wolle man eine Reihe von Akteuren ins Boot holen – zum Beispiel die Uni, das Forschungszentrum für den Mittelstand und weitere.

Möglichst viele mitnehmen

Was bei Stefan Schlags (Grüne) zumindest beim Thema, Kreative für die Stadt zu gewinnen, Widerstand hervorruft: Er wundere sich über die Sichtweise, sagt Schlags, denn auch bei Kreativen dürfte „im Fokus stehen“ durch ihre Arbeit Umsatz zu generieren, „nicht eine Stadt zu verschönern“. Was der zweite Bürgermeister Andreas Zippel (SPD) kontert: Die Kreativwirtschaft, die sich jüngst zu einer Vereinsgründung aufgeschwungen habe, habe durchaus Interesse, am Aufschwung der Innenstadt mitzuwirken. „Wenn ein Schub der Kreativität durch die Innenstadt geht, hilft das auch den Kreativen“, sagt Gert Dieter Meier, der FDP/DU/FL-Fraktionsvorsitzende. Wichtig sei, sagt Meier wie kurz darauf auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende Sabine Steininger: Man müsse möglichst viele Menschen auf dem Weg mitnehmen, die „Sache auf möglichst breite Beine stellen“.

„Das ist kein closed job“

Denn genau das, sagt Steininger, habe sie beim Impulsprojekt vermisst: Neben vielen Mandatsträgern und Dienststellenleitern habe sie feststellen müssen, „dass die betroffenen Akteure doch recht handverlesen“ vertreten gewesen seien. „Es waren 59 Personen angemeldet, das ist für Bayreuth eigentlich ein recht guter Schnitt“, sagt Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU). Grundsätzlich müsse man aber „den Wunsch unterstreichen, dass da noch viel mehr dazukommen. Das ist kein closed job“, sagt Ebersberger. Der Bauausschuss nimmt den Vortrag einstimmig zur Kenntnis.

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