Vorwurf 2
Berufungen von Professoren an Universitäten sind strengstens geregelt. Die Entscheidungshoheit, wer als Professor in Bayreuth infrage kommt, hat die Uni Erlangen. Raab soll während eines Berufungsverfahrens mit einem Bewerber telefoniert haben. Darin sieht die Uni Erlangen einen Vertrauensbruch. Sie hat Raab am Mittwoch für ein Berufungsverfahren ausgeladen (er kam auch nicht) und droht, ihn für immer auszuschließen. Raab dürfte dann bei keinem Professor für Bayreuth mitreden. Klinikumssprecher Frank Schmälzle bestätigt zwar nicht ein Telefonat, sagt aber, es habe „keine Einmischung etwa im Sinne einer Zusage“ gegeben. Ein „Missverständnis“ sei „nicht auszuschließen“.
> Check: Stimmen die Vorwürfe, wäre das ein herber Vertrauensbruch und das Aus für Raabs Zusammenarbeit mit der Uni. Denn eine seiner Hauptaufgaben am Klinikum ist der MCO. Für die Auswahl neuer Professoren gibt es an der Uni einen Berufungsausschuss. Der erstellt eine Liste der besten Kandidaten. Die stellen sich der Fakultät vor. Studentenvertretung, Frauenbeauftragte, aber auch das Klinikum Bayreuth geben ihre Stellungnahmen ab. Das Klinikum hat aber kein Stimmrecht. Es entscheidet erst der Senat, dann die Uni-Leitung Erlangen. Erst dann dürfen sich Bayreuth und Kandidat einigen. Erst danach beruft die Uni den neuen Professor.
Vorwurf 3
Die Vertreter der Uni Erlangen lobten Anfang Juni beim offiziellen Beginn des Lehrbetriebes vom MCO, dass alles rund um den Bau sehr gut und sehr schnell geklappt habe. Aber sie tadelten, dass dies eben nicht überall der Fall war. Damals klang durch, dass der MCO als Vorzeigeprojekt zwar nicht scheitern dürfe, notfalls aber würden die Studenten auch in Erlangen unterrichtet. Diese unverhohlene Drohung wiederholten die Erlanger jetzt in einem Brief an Aufsichtsrat und dessen Chef Ebersberger, der dem Kurier vorliegt. Dort heißt es: „[…] zur klinischen Ausbildung der Medizinstudierenden des MCO am Standort Erlangen sollte es nicht kommen.“
> Check: Es wäre eine Gefahr für den MCO, dessen ausdrückliches Ziel es ist, Studenten eben nicht nur in größeren Städten auszubilden. Schon vor Beginn des Semesters machten sich beide Seiten Vorwürfe hinsichtlich des Umgangstones. In Erlangen kursiert schon lange eine Notlösung: Die Bayreuther sollen mit Bussen zum Studieren nach Erlangen gebracht werden. Das ist ernstzunehmen, weil der politische Druck gegen den unliebsamen und umstrittenen Klinik-Chef Raab wachsen soll. Und es wäre leicht umzusetzen.