Zamirchor Unbegreifliche Gefühle

Der Zamirchor in der Schlosskirche. Foto: /Andreas Harbach

Fraglos eine Zeitenwende: Dass in einem Konzert in einer Kirche nach dem Läuten der Glocken zu Beginn eine Nationalhymne gesungen wird, ist neu. Beim Benefizkonzert für die humanitäre Brücke Oberfranken-Transkarpatien/Ukraine in der Schlosskirche Bayreuth war es die ukrainische Hymne, die der Zamirchor anstimmte. „Noch sind der Ukraine Ruhm und Freiheit nicht gestorben“, heißt es in der deutschen Übersetzung.

 
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Es sind nicht die Zeiten für L‘Art pour l’art, nicht für Kunst, die sich selbst genügt und keinem äußeren Zweck dienstbar macht. Musik als politisches Statement – davon war das Programm des Benefizkonzerts in der Schlosskirche geprägt.

Von Mitgefühl und Geschwisterlichkeit sprach denn auch Hartmut Koschyk, der Vorsitzende des Stiftungsrats der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, in seiner Begrüßungsrede. Angesichts des Krieges wolle man Solidarität zeigen, mit den mutigen Menschen, die sich in Russland und in Belarus mutig erheben. Koschyk ging auf die seit langem bestehenden Beziehungen zwischen Oberfranken und dem im Westen der Ukraine gelegenen Transkarpatien ein. Einst hätten sich viele Schönborn-Franken auf den Weg in diese Region gemacht. In der aktuellen Situation gehe es darum, eine humanitäre Brücke in die Ukraine zu schlagen.

Zivilgesellschaftliches Engagement

„Wir wissen, dass Krankenhäuser, Schulen, Kindertageseinrichtungen und Hochhäuser bombardiert werden“, sagte die Schirmherrin des Konzerts, die Parlamentarische Staatssekretärin Anette Kramme. Die Situation in der Ukraine nehme man mit unbegreiflichen Gefühlen war. Kramme lobte die Hilfsbereitschaft vieler Menschen. „Das zivilgesellschaftliche Engagement ist ein Lichtblick bei all dem, was wir aus der Ukraine mitgeteilt bekommen.“

Bitte um Frieden

Die Zuhörer in der gut besuchten Schlosskirche bekamen auch einige Videos von Konzerten des Zamirchors in Genf und in Lemberg zu sehen. Besonders bitter: Einige der Orchestermusiker der Philharmonie Lemberg, die im Film mit ihren Geigen zu sehen waren, würde jetzt Waffen in Händen halten, wie die Dirigentin Barbara Baier sagte. Mit der flehentlichen Bitte um Frieden „Pace, mio dio“ begann Barbara Baier ihre eindringlich gesungene Arie der Leonore aus Giuseppe Verdis Oper „Die Macht des Schicksals“. Der Zamirchor ließ thematisch passende Chorsätze erklingen, darunter „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Nach dem „Vater unser“ und einem ökumenischen Friedensgebet läuteten abschließend die Glocken der Schlosskirche. Die Mitwirkenden des Konzerts hatten ein bewegendes Zeichen gesetzt.

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