Wunsiedel unter Schock Mädchen tot in Wunsiedel gefunden

Die Polizei sperrte die Zufahrtsstraße zu dem Wohnheim ab. Foto: Matthias Bäumler

Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Tötungsdelikt. Die Polizei hat drei Tatverdächtige ermittelt – zwei elf Jahre alte Jungen und einen 16-Jährigen.

 
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Entsetzen in Wunsiedel: Allem Anschein nach ist in einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung in der Kreisstadt ein zehn Jahre altes Mädchen getötet worden. Am Dienstagmorgen kurz vor 9 Uhr finden Erzieher der katholischen Einrichtung das Kind in einem Zimmer. Der sofort alarmierte Rettungsdienst kann nur noch den Tod des Mädchens feststellen. „Nach derzeitigem Ermittlungsstand gehen wir von einer unnatürlichen Todesursache durch Einwirkung Dritter aus“, sagt der Hofer Staatsanwalt Matthias Goers auf Nachfrage unserer Zeitung. Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft haben eine rechtsmedizinische Untersuchung des toten Kindes veranlasst.

Die Ereignisse wecken schreckliche Erinnerungen an das Verbrechen vor wenigen Wochen in Freudenberg in Nordrhein-Westfalen. Dort hatten zwei unmündige Mädchen eine 13 Jahre alte Schülerin ermordet. Die Parallele zum Fall in Wunsiedel: Zwei Jungs, jeweils elf Jahre alt, und ein 16-Jähriger gerieten in den Fokus der Ermittler. Allerdings wollte die Polizei nicht bestätigen, dass sie der Tat verdächtig sind. Niemand sei in Gewahrsam genommen worden. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte am Mittwoch eine schnelle Aufklärung. „Diese Tat lässt mich fassungslos zurück“, sagte er.

Weitere Angaben zu den Umständen der Tat und möglichen weiteren Verdächtigen wollen mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen weder der Staatsanwalt noch Polizeisprecherin Julia Küfner machen. In der seit 119 Jahren bestehenden Einrichtung betreuen die Erzieher und Sozialpädagogen 89 Kinder und Jugendliche in voll- und teilstationären Gruppen. Die Bewohner stammen überwiegend aus schwierigen Familienverhältnissen aus ganz Deutschland, die im beschaulichen Wunsiedel mit einer liebevollen Erziehung auf das Leben vorbereitet werden sollen. Während der Ferien sind die Gruppen in aller Regel nicht voll belegt – einige Kinder befinden sich auf organisierten Freizeiten, dennoch ist ein Großteil anwesend, so wie das getötete zehn Jahre alte Mädchen.

Wie viele Kinder und Jugendliche sich am Tattag in den über ein weitläufiges Gelände verteilten Wohnbauten befanden, konnte die Polizei nicht sagen. Zumindest einige sind am Mittwochvormittag anwesend. Immer wieder verlassen Grüppchen mit überwiegend Mädchen die Anlage über den Ausgang vom Garten aus. Auch Erzieherinnen sind anwesend und haben ein Auge auf ihre Schützlinge.

Am Dienstag und Mittwoch suchten die Beamten der Kriminalpolizei nach weiteren Spuren. Es sei üblich, dass nicht nur der Tatort selbst, sondern auch das größere Umfeld untersucht werde, sagt Staatsanwalt Goers. Die Kripo bildete bereits kurz nach Bekanntwerden der Tat die Soko Park. Aus welchem Ort das getötete Kind stammt, wollte die Polizei am Mittwochmittag nicht mitteilen, ebenso wenig, ob dessen Eltern bereits vor Ort waren. Außer den Beteuern der Jugendhilfeeinrichtung kümmern sich jetzt auch Psychologen und Notfallseelsorger um die Kinder. Die Vernehmungen des Personals und der Bewohner dauerten auch am Mittwoch noch an.

Das mutmaßliche Gewaltverbrechen sprach sich am Mittwoch innerhalb von wenigen Stunden herum. Am Dienstag hatten die Behörden die Nachricht von dem Todesfall zurückgehalten, damit die Vernehmungen und die Spurensuche nicht behindert werden. Tags darauf sind mehrere Dutzend Bereitschaftspolizisten in Mannschaftstransporter in der Kemnather Straße, unweit der Jugendhilfeeinrichtung positioniert. „Wir erwarten ein großeres Medienaufgebot und wollen, dass alles kontrolliert abläuft“, sagt Polizeisprecherin Julia Küfner. Seite 3

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