Zum Tatzeitpunkt befanden sich entgegen ersten Mitteilungen der Polizei längst nicht alle Kinder in den Wohngruppen; viele waren bei einer Ski-Freizeit. Diese kehrten am Karfreitag nach Wunsiedel zurück.
Während auf der einen Seite die Kriminalbeamten nach wie vor auf dem Heimgelände sind, um den oder die Täter zu ermitteln, kümmern sich Pädagogen und Psychologen um die teils traumatisierten Kinder. In der Einrichtung ist laut der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg sofort ein Krisenteam gebildet worden, das sich um Kinder und Mitarbeiter kümmert. „Sie müssen in den kommenden Wochen und Monaten behutsam und individuell begleitet werden, damit sie das Ereignis verarbeiten können“, so Christine Allgeyer vom Heimträger. Inzwischen hat die KJF Mitarbeiter anderer Einrichtungen nach Wunsiedel beordert. Weiter arbeiten verschiedene Fachstellen wie ein Pastoralreferent, eine in der Trauer- und Sterbebegleitung ausgebildete Fachkraft und Traumapädagogen bei der Krisenintervention mit. Flankierend stehen die Stadt Wunsiedel und das Jugendamt dem Kinderheim Sankt Josef zur Seite.
Viele Wunsiedler wollen ihre Trauer ausdrücken. Weiße Rosen, ein Engel, Kerzen stehen am Hauseck zur Zufahrt zum Kinder- und Jugendhilfezentrum. Auch zwei jüngere Frauen mit zwei kleinen Kindern sind gekommen, um Kerzen abzustellen. „Das ist alles so furchtbar, wenn ich mir vorstelle, so ein junges Kind“, sagt eine der Mütter am Donnerstagnachmittag, als sie vor der Polizeiabsperrung steht. Ihre Freundin drückt aus, was wohl viele Menschen denken: „Eigentlich sollte man sich darauf verlassen können, dass ein Kind in einer solchen Einrichtung in Sicherheit ist. Und jetzt das. Wie kann so etwas passieren?“
Eine Frage, die wie so viele andere erst noch geklärt werden muss. Auch wenn ein erster Tatverdächtiger ermittelt ist und womöglich weitere am Tötungsdelikt Beteiligte sowie die Umstände des Geschehens vielleicht schon bald ermittelt sein werden, wird das Wunsiedler Kinder- und Jugendhilfezentrum noch lange Zeit an der Katastrophe zu tragen haben.
Für die Kinder, die hier eigentlich eine schöne Kindheit haben sollen, bleiben die furchtbaren Ostertage 2023 ein Leben lang als Tage des Schreckens in Erinnerung.