Wohnen wie Ritter und General

Von Thorsten Gütling
Thomas und Gabi Kolb wohnen im Schloss Althaidhof bei Creußen. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Anno 1355 steht über der Tür. Die Mauer, an der die Zahlen angeschlagen sind, gibt es aber noch gar nicht so lange. Wo heute das Althaidhofer Schloss steht, stand früher ein Holzhaus. Und wie nahezu jedes Haus in und um Creußen herum, wurde es 1633 von bayerischen Truppen niedergebrannt. Erst danach wird es als Mauerwerk wieder aufgebaut. Aber eines bleibt das Haus über Jahrhunderte: ein Lehensgut an das die Bauern ihre Waren liefern müssen.

 
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Um 1400 brannten im Schloss Althaidhof nur selten die Kerzen. Nur wenige Tage im Jahr war der "Heidehof" bewohnt. Und wenn, dann bedeutete das für die Menschen im Ort, dass sie hin mussten. Dass es wieder Zeit war für den Zehnten. Ritter Friedrich von Sparneck war da und forderte von den Bauern den zehnten Teil ihres Feldertrags. Eier, Hühnchen, Getreide - die Bauern mussten liefern. Dann war der Ritter wieder über Monate nicht zu sehen.

Ein Wohnort für die Reichen

Viele Adlige gehen im Laufe der Jahre ein und aus. Es ist ein beliebter Wohnort für die Reichen und Wichtigen. Das Grundstück ist groß. Zum Althaidhofer Schloss gehören 2000 Quadratmeter Wiesen und Gärten. Früher bewirtschaftet von Ziegen und Kühen. Heute eine Mordsarbeit, sagt Gabi Kolb, der das Schloss heute zusammen mit ihrem Mann Thomas Kolb gehört. Dazu ein großer Fischteich. An das haus gekommen sind Kolbs durch ein Erbe. 1909 hat es der Urgroßvater von Thomas Kolb gekauft. Der Mann hieß Theodor Bruch.

Der Generalmajor baut um

Bruch ist Berufssoldat unter König Ludwig. Genauer: Generalmajor. Bruch kommt aus dem Saarland und verliebt sich in eine Frau aus Engelmannsreuth. Er leitet das Reiterregiment in Bayreuth und dass er als Katholik in evangelischen Creußen beerdigt werden darf, zeigt, dass auch er einer der Wichtigen seiner zeit ist. Seine Enkelin Marie, die Mutter von Thomas Kolb also, erinnert sich: Zu Bruchs Beisetzung kommen soviele Trauergäste, dass ganz Creußen voller Pferde steht. Die Rede ist von 1000 Soldaten.

Eine Rechnung, bezahlt in Ostmark

Bruch ist es, der 1906 das Althaidhofer Schloss kauft und saniert. Er vergrößert die Fenster, die bis dahin nur wenige Zentimeter große Lichtschächte sind. Er baut Öfen ein, kauft Tische und Lampen. Das allermeiste, das sich der Urgroßvater anschafft, hat der Urenkel noch heute in der Wohnung stehen. Das Wohnzimmer gleicht einem Museum. "Wir haben fast nichts verändert. Nur mal gestrichen", sagt Gabi Kolb. Der schwere, bald drei Meter hohe Kachelofen, steht immernoch so da wie früher. Die Rechnung hat Thomas Kolb noch. Vor 110 Jahren hat der Ofen 150 Goldmark gekostet. Das wären heute rund 800 Euro. "Das muss ein Schweinegeld gewesen sein, damals", sagt Kolb.

Glühbirnen statt Kerzen im Kronleuchter

In dem ausladenden goldenen Kronleuchter stecken keine Kerzen mehr, sondern Glühbirnen. Gegessen wir noch immer auf dem gleichen schweren Holztisch wie früher, darum herum die gleichen Stühle, darunter der uralte Holzboden mit den mittlerweile fingerbreiten Fugen. "Den kann man bald nicht mehr rauswischen", sagt Gabi Kolb. Jedes Mal verhake sich der Lappen in den ausgefransten Holzbrettern und reißt feine Spreißel daraus. Darüber Stuck an der Decke, dazu Türen, an denen die Zeichen der Zeit zu sehen sind. Weil die Haustüre zu dünn waren um die Wärme im Haus zu halten, haben Kolbs sie originalgetreu nach gebaut. Haben Gitter und Türknauf von der Originaltür verbaut. Heute ist die Tür einbruchsicher, damals war sie es nicht. auf die Idee, beim Ritter oder Generalmajor einzubrechen, wäre wohl sowieso niemand gekommen.