Spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist das Thema Energieversorgung in aller Munde. Inzwischen ist es politischer wie gesellschaftlicher Konsens, die Abhängigkeiten von russischen Energielieferungen - etwa in Form von Öl, Kohle und Gas - schnellstmöglich zu reduzieren und den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen. Steigende Kosten für Strom und Wärme sind nicht nur für viele Privathaushalte ein Problem - in der Wirtschaft werden verfügbare und bezahlbare Energien immer mehr zu einem entscheidenden Standortfaktor.
Nach den Worten Schulzes geht die Zeitenwende, vor der die Industrie stehe, über die Energiefrage hinaus. Auch der Fachkräftemangel sei eine der großen Herausforderungen: 230.000 Fachkräfte fehlten im Moment in Bayern, mehr als 15.000 Lehrstellen seien nicht besetzt. Daher müsse die duale Ausbildung gestärkt werden und müssten an Schulen mehr Praxistage angeboten werden.
Durch eine gendergerechte Berufsorientierung könne der Anteil von Frauen in der Industrie erhöht werden und es brauche Erleichterungen für die Zuwanderung von Fachkräften samt Anerkennung von ausländischen Abschlüssen. "Wir wollen, dass die Industrie weiter in Bayern zu Hause ist und hier neue Innovationen entstehen", unterstrich die Fraktionsvorsitzende.
Die Grünen fordern seit Jahren in Bayern einen massiven Zubau an Windkraftanlagen. Hartmann zufolge muss die installierte Leistung der Windkraft in Bayern bis 2030 vervierfacht werden. Bisher verhindert dies aber die umstrittene 10H-Regel, da sie durch große Mindestabstände zu Siedlungsgebieten kaum überbrückbare Hürden definiert. In den vergangenen Jahren ist der Ausbau an Windrädern daher in Bayern praktisch zum Erliegen gekommen. Auch die Stromnetze müssten auf allen Ebenen ausgebaut werden.
Nachdem die Bundesregierung bei dem Thema den Druck erhöht hat, will die bayerische Staatsregierung ein Konzept vorlegen, wie sie die Energieversorgung in Zukunft aufstellen möchte. Dabei soll laut Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zwar an der 10H-Regel festgehalten werden, es soll jedoch mehr Ausnahmen geben, um in den kommenden Jahren einen Aufbau von mindestens 500 Windrädern zu ermöglichen. Wann jedoch genau das ursprünglich für März angekündigte Konzept beschlossen und veröffentlicht werden soll, ist offen.
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