Wildtiere auf der Flucht Wölfe im Veldensteiner Forst

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Die Wildschweine im Veldensteiner Forst sind auf der Flucht vor den Wölfen. Deshalb bilden die Tiere große Rotten. Auf ihrem Fluchtweg zertrampeln sie alles, was ihnen in den Weg kommt und pflügen auf der Suche nach Futter die Felder der Landwirte um. Foto: Archiv/Ralf Münch Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Fast ein Jahrhundert streifte kein Wolf mehr durch die Wälder Deutschlands. Seit Beginn des neuen Jahrtausends werden die Tiere wieder in Deutschland gesichtet. Was Naturschützer freut, das ärgert und beängstigt die Landwirte. Denn deren Felder werden nun von Wildschweinen umgepflügt und zerstört.

 
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„Das Problem ist, dass die Wildschweine aus Angst Rotten bilden“, erklärt Jäger Klaus Strobl, „Die Tiere sind auf der Flucht, seitdem sie mit den Wölfen in Kontakt gekommen sind.“ Strobl und seine Jägerkollegen haben aktuell recht viel um die Ohren. Denn die Neuankömmlinge sorgen für einiges an Chaos in der Tierwelt. Laut Strobl, sind Gruppierungen von fünf bis sechs – im Winter sogar bis zu zwölf – Wildschweinen keine Besonderheit. Das sei absolut normal.

Wildschweine in Rotten

Seit der Ankunft der Raubtiere ziehen jedoch viel größere Wildschwein-Rotten durch die Wälder. So auch in Nemschenreuth oder im Veldensteiner Forst. „Da ziehen inzwischen 30 Wildtiere in einer Gruppe durch den Forst“, sagt Strobl, „das verursachen die Wölfe.“ Je größer die Gruppe und umso mehr Eber, desto stärker sei der Schutz der Rotte. Auf der Flucht wird so einiges niedergemäht. So auch die Felder der Bauern, bestätigt Hermann Lehner aus Heroldsreuth. Er kann dieses Jahr bereits einen Wildtierschaden vorweisen: „Eineinhalb Hektar Wiese wurden von Wildschweinen umgepflügt. Die Rotte kam abends und war wahrscheinlich auf der Suche nach Futter. Wir haben sie noch gehört, dachten aber es wird nicht so schlimm. Die Wölfe haben wir auch schon gesehen.“ Auf den Wiesen fanden die Tiere genügend eiweißreiche Nahrung – Wurzeln, Würmer, Käfer oder Larven. „Ich darf ja nichts machen“, erklärt er, „so etwas machen die auch mit Mais-, Hafer-, oder Weizenfeldern.“ Dabei brechen sie die Felder um und zertrampeln alles, was ihnen in den Weg kommt. Das Leid bei den Landwirten sei entsprechend groß, denn die Tiere richten dadurch enorme finanzielle Schäden an.

Aus eigener Tasche zahlen

Die Bauern wie Lehner, müssen dann einen Antrag beim Landwirtschaftsamt stellen und würden im Nachgang die Kosten des Saatguts und des entstehenden Aufwands erstattet bekommen. „Wir müssen dafür geradestehen, als Jäger“, erklärt Strobl, „Wir sind dafür zuständig, dass die Säue so etwas nicht machen.“ Dafür gebe es keine Versicherung – und Saatgut und die Maschinenstunden seien teuer. Die Schäden seien in den letzten Jahren angestiegen. So müssen die Jäger, je nach Pachtvertrag, die Schäden aus der eigenen Tasche zahlen. „Das hat einigen Jägern bereits die Existenz gekostet“, sagt Strobl, „es gab auch schon Jäger, die mussten 3000 oder 10 000 Euro zahlen. So etwas treibt einen in den Ruin.“ Es gebe kein Jahr ohne größere Schäden.

Doch dürfe man nicht nur den gejagten Wildschweinen die Schuld geben. Auch Rotwild treibt es auf die Felder. „Die suchen alle nach Essen und fliehen vor den Wölfen“, sagt Strobl. Wenn der Mais, der Weizen oder der Hafer circa einen Meter hoch sind, bedient sich das Wild und ließe nicht mehr als den Stängel zurück. Die Stimmung bei den Jägern sei entsprechend schlecht. „Viele sehen das Ganze eher negativ“, merkt Strobl an, „wir haben nicht allzu viel Platz für die Wölfe. Der Wolf hat hier nichts mehr zu suchen.“ Bereits jetzt würden die Wölfe gefährlich nahe an den Ortschaften entlangstreifen. Die Tiere hätten keine Angst vor dem Menschen, da diese nie gejagt wurden. Es gebe keinen natürlichen Feind. „Ein Hund oder andere Tiere hätten keine Chance“, erklärt Strobl kühl, „ein Wolf ist einfach ein anderes Kaliber.“ Wenn sich ein Hund von seinem Halter losreißen würde, sehe Strobl keine Chance.

Sind Wölfe eine Gefahr für den Mensch?

Und so bleibt die Frage offen, wie würde ein Wolf reagieren, wenn er auf einen Menschen trifft? „Wenn Wölfe Hungersnot leiden, dann greifen sie alles an“, sagt Strobl. Die Jäger selbst könnten nur eines tun, erklärt er: „Wir setzen uns auf die Hochstände und warten auf eine Rotte Wildschweine, dann erlegen wir eines davon.“ Zumindest so versuchen die Jäger der Zerstörung der Felder entgegenzuwirken. „Die Wölfe dürfen weiter umherziehen. Die Politik will es so“, sagt Strobl, „und wir müssen damit leben.“

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