Wiedersehen mit der Mutter nach elf Jahren

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Vor elf Jahren hat Margareta Georgius ihre Tochter Karin das letzte Mal getroffen. Das war aber nur kurz, erzählt die alte Dame. Die jüngste Enkelin Emely war damals elf Jahre alt. Jetzt ist sie 22 und heiratet. In Kansas, USA. Dort lebt sie ebenso wie ihre Mutter Karin, die 1974 ausgewandert ist - zusammen mit ihrem Mann, einen am Bindlacher Berg stationierten US-Soldaten. Seitdem hat Margareta Georgius ihre einzige Tochter Karin nicht mehr gesehen. Telefonisch hat sie oft Kontakt mit ihr. Jetzt sorgt der Kurier mit seiner Stiftung „Menschen in Not“ für ein Wiedersehen.

 
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Margareta Georgius ist in einer kinderreichen Familie in Bayreuth aufgewachsen. In Oberkonnersreuth, um genau zu sein. Auch in die Schule ist sie dort gegangen. „Da, wo jetzt die Polizei drin ist,“ erzählt die alte Dame lebhaft. 13 Geschwister hatte sie. Da wurde nicht viel Federlesens um jedes einzelne Kind gemacht. Die Mutter war lungenkrank und starb, als Margareta dreieinhalb Jahre alt war. „Ich habe meine Mutter nicht gekannt.“ Bei den Großeltern ist sie aufgewachsen, und danach gab es eine Stiefmutter, „die den Namen verdient hatte.“ Es ging streng zu.

"Spinnen tu ich nicht"

Bei einem Bauern hat Margareta Georgius gearbeitet, dann in der Spinnerei Bayreuth, als Zwirnerin. „Aber spinnen tu ich nicht“, erklärt sie mit einem Augenzwinkern. Auch da verdiente sie nicht viel Geld. 1958 hörte sie auf zu arbeiten, denn 1957 war Tochter Karin auf die Welt gekommen. Eine Frühgeburt. „Sie wog ja nicht einmal fünf Pfund.“ Und auch bei der Mutter gab es so manche gesundheitliche Probleme. Margareta Georgius bekam Gelbsucht. Sie vertrug offensichtlich manche Chemikalien, mit denen sie in der Spinnerei zu tun hatte, nicht. Von 1971 bis 1987 hatte Margareta Georgius eine Wohnung in der Maxstraße. Tochter Karin besuchte die Graserschule. Und ihre Mutter ging wieder arbeiten. In der Gaststätte Elbel. „Da konnte ich meine Tochter mitnehmen.“ Doch auch hier war der Verdienst nur gering.

"Hamper-Rouladen" gekocht

Als ihr Mann anfing, sie schlecht zu behandeln, führte dies zum Bruch der Ehe. Tochter Karin lernte ihren US-Soldaten kennen und lieben und wanderte gemeinsam mit ihm in die USA aus. Das war nicht einfach für Margareta Georgius, auch wenn sie heute noch Kontakt zu Geschwistern hat. Ein Halbbruder lebt in Oberkonnersreuth und eine Schwester in der Schweiz. Mit ihr telefoniert sie regelmäßig. Genauso wie mit ihrer Tochter. An deren erste Begegnung mit dem US-Soldaten erinnert sie sich noch heute. Wenn er zu Besuch war, hat sie manchmal „Hamper-Rouladen“ gekocht, also Rouladen aus Pferdefleisch. „Die sind very gut“, hat er gesagt. In der Alten-Wohnanlage „Baron von Stein’sche Stiftung“ in Bayreuth lebt Margareta Georgius heute ein ziemlich eigenständiges Leben. Ihre kleine Wohnung hat sie sich liebevoll eingerichtet. Sie wird betreut, denn wegen einer Augenerkrankung kann sie fast nicht mehr sehen.

Mit dem "Mercedes" nach Oberkonnesreuth

Weil sie aber körperlich noch sehr rüstig ist, lässt sie es sich nicht nehmen, bei schönem Wetter auch in die Stadt zu gehen. Dazu braucht sie nur ihren Rollator, ihren „Mercedes“, wie sie ihn im Winter liebevoll nennt – im Sommer ist es ihr „Porsche“, und dann läuft sie bis nach Oberkonnersreuth, berichtet Joachim Lunau, der sie ehrenamtlich betreut. Das Laufen auf bekannten Wegen fällt ihr auch leichter als das Fahren mit dem Bus, bei dem sie sich öfter beengt fühlt, oder in Situationen kommt, die sie nicht mehr beherrschen kann. Wenn sie die Straßenseite wechseln muss, findet sich immer ein Fußgänger, der ihr hilft. Und deshalb möchte Margareta Georgius noch so lange wie möglich ihre Eigenständigkeit behalten.

Gutschein der Stiftung

Am 18. Dezember feierte sie Geburtstag. Den 83. Ein Adventskranz steht auf dem Tisch. Auf dem Sofa sitzen Teddys und Kissen friedlich nebeneinander. Und zwischen der quietschbunten Nikolaus-Glückwunschkarte aus USA mit den Bildern der Urenkelkinder, liegt inzwischen der Gutschein der Kurier-Stiftung.

Tochter Karin Hagan wird im März nach Deutschland kommen und ihre Mutter besuchen. Wenn Emely geheiratet hat. Margareta Georgius kann es noch gar nicht fassen.

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