Wie tief wird ein Mensch vergraben und warum wird ein Leichnam geschminkt? Ein Bestatter erzählt vom Tod

Von Ulrike Sommerer
Vor dem Tod fürchten sich viele Leute. Aber was passiert eigentlich, wenn ein Mensch gestorben ist. Bestatter Alexander Christ hat der Kinderseite vom Tod erzählt. Foto: Archiv/Karl-Heinz Lammel Foto: red

Was passiert eigentlich, wenn jemand stirbt? Einer der das wissen muss, ist Alexander Christ. Er ist Bestattermeister. Das heißt, er kümmert sich darum, dass ein Mensch begraben oder verbrannt wird, wenn er gestorben ist. Für die Kinderseite hat er uns erzählt, wie lange es dauert, bis ein Mensch verwest und warum ein Leichnam geschminkt wird.

 
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Was ist alles im Sarg?

„Im Sarg liegt natürlich der Leichnam. Dann ist immer eine Schicht von saugfähigem Material im Sarg. Zum Beispiel Sägespäne. Der Sarg muss auch so abgedichtet sein, dass Körperflüssigkeiten nicht austreten können. Den Leichnam legt man auf ein Kissen und er wird bis zur Mitte des Bauches zugedeckt. Das ist aber nicht vorgeschrieben. Manche legen auch etwas in den Sarg, was dem Verstorbenen wichtig war.“

Wie tief muss ein Leichnam vergraben werden?

Laut Gesetz muss ein Grab 1,80 Meter tief sein. Ein doppeltes Grab – da sind dann zwei Särge übereinander begraben – muss 2,40 Meter tief sein. Noch wichtiger als die Grabtiefe ist aber, dass zwischen Sargdeckel und Boden 90 Zentimeter Erde ist. So wird verhindert, dass Aasfresser Witterung aufnehmen und dass Gerüche aus dem Grab steigen.

Wie lange dauert es, bis ein Mensch verwest?

„Das hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel davon, wie der Boden beschaffen ist. Wenn es ein sandiger Boden ist, dauert es etwa zwölf bis 15 Jahre, bis ein Mensch verwest und nur noch Gebeine übrig sind. In einem Lehmboden können es schon 60 Jahre sein. Es kann sogar nach 100 Jahren noch Gewebe gefunden werden. In einer Gruft verwest ein Mensch am schnellsten.“

Was macht ein Bestatter mit einem Leichnam?

Der Bestatter wäscht und desinfiziert den Leichnam. Die Haare werden gemacht. Wenn der Tote Wunden hat, zum Beispiel weil er bei einem Unfall gestorben ist, werden diese Wunden verschlossen. Entweder werden sie genäht oder mit einem Hautkleber verschlossen. Das ist wichtig, damit keine Flüssigkeiten aus der Wunde austreten können. Manchmal muss man die Schönheit eines Menschen wieder herstellen, weil er zum Beispiel bei einem Unfall so verletzt wurde, dass er entstellt ist. Das kann man mit Wachs machen und mit Kosmetik. Es gibt spezielle Kosmetik für Verstorbene. Diese Kosmetik kommt ursprünglich aus dem Theaterbereich. „Das Puder, das wir verwenden, ist Bühnenpuder. Das färbt nicht ab.“

Finden Sie es gruselig, dauernd mit Toten zusammen zu sein?

„Gar nicht. Aber manchmal bin ich auch traurig, und es ist schwer für mich. Vor allem dann, wenn jüngere Menschen gestorben sind. Ein bisschen unangenehm ist es aber bei warmen Temperaturen wie im Hochsommer. Wenn es richtig heiß ist, riecht ein Leichnam nach einiger Zeit sehr streng."

Wie nimmt man dem Tod den Schrecken?

Kindern macht der Tod erst einmal keine Angst, hat Alexander Christ erlebt. Natürlich tut es weh, wenn jemand plötzlich nicht mehr da ist. Aber Angst hätten Kinder deshalb nicht. Alexander Christ findet es allerdings wichtig, dass man Abschied nehmen kann. Dass man zum Beispiel am offenen Sarg den Toten noch einmal berühren kann. Es gebe zum Beispiel auch die Möglichkeit, den Sarg der Oma zu bemalen oder im Trauerzug neben dem Sarg zum Grab zu laufen. So kann ein Kind bei der Trauerfeier bei einer Beerdigung oder einer Feuerbestattung eingebunden werden. Ein solcher Abschied nimmt den Zorn, die Furcht oder auch den Ekel, den der Tod verursachen könne, weg.

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