Wie sich junge Frauen und Männer beteiligen Was Sie nicht über Bayerns Jugend wissen

Von Katharina Wojczenko
Auch Frieren kann politisch sein: Die Grüne Jugend beim Flashmob für mehr Klimaschutz im Dezember. Archivfoto: Uwe Renners Foto: red

Was ist mit den Frauen los? Warum finden Hauptschüler Politik spannender als Realschüler? Und wie bringen sich junge Leute ein? Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat für eine Studie junge Bayerinnen und Bayern nach ihrem Interesse für Politik befragt. Mit erstaunlichen Ergebnissen.

 
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1. Weniger als die Hälfte der jungen Frauen und Männer verfolgen das politische Geschehen (46 Prozent).

Das hat sich auch bei der letzten Landtagswahl 2013 gezeigt: Da ging fast die Hälfte der unter 35-Jährigen nicht wählen.

2. An junge Frauen kommen Politiker schwerer ran.

Während sich 35 Prozent der Männer (sehr) stark für Politik interessieren, sagen das nur 11 Prozent der Frauen. "Ein schockierend niedriger Wert", sagen die Autoren der Studie. Sie weisen in dem Zusammenhang darauf hin, dass Frauen öfter in Teilzeit arbeiten. Was uns zum folgenden Punkt bringt:

3. Wer arbeitet, interessiert sich mehr für Politik.

Die Autoren der Studie haben verschiedene Faktoren durchgerechnet, die für das unterschiedlich starke Interesse von Frauen und Männern an Politik ausschlaggebend sein könnten. Ergebnis:

Der Geschlechterunterschied ist nicht darauf zurückzuführen, dass Frauen sich öfter um die Kinder und um die Hausarbeit kümmern. Ob jemand verheiratet ist oder nicht, ob er Kinder hat oder nicht, ob er über oder unter 30 Jahre alt ist, ob er in der Vergangenheit auf- oder abgestiegen ist, auf dem Land oder in der Stadt lebt oder einen Migrationshintergrund hat – all das beeinflusst nicht das Ausmaß des politischen Interesses.

Bedeutend sind allerdings der Bildungsstand (siehe 4.) und die eigene Erwerbstätigkeit. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob es sich um eine Tätigkeit in Vollzeit, Teilzeit oder einen Minijob handelt.

Die Schlussfolgerung der Autoren: "Die Interaktion und der Austausch mit anderen scheinen wichtige Voraussetzungen für politisches Interesse zu sein. Dies ist insofern interessant, da Frauen öfter in Teilzeit arbeiten als Männer."

4. Hauptschüler interessieren sich mehr für Politik als Realschüler.

22 Prozent der Befragten mit Hauptschulabschluss geben an, sich sehr stark oder stark für Politik interessieren. Mit Realschulabschluss sagen das nur 9 Prozent. Von denen mit Abitur sind es 36 Prozent. Die Autoren sagen: Der Bildungsstand hat erwartungsgemäß einen Einfluss - er zeigt sich aber nicht so eindeutig wie der des Geschlechts.

5. Internet spielt als Diskussionsforum kaum eine Rolle.

Nur 9 Prozent der Befragten geben an, häufig oder manchmal politische Themen im Netz zu diskutieren, "obwohl es sich hierbei um ein niedrigschwelliges, anonymes Angebot handelt", wie die Autoren schreiben.

Hinweis: Der Begriff "jung" ist in der Studie weit gefasst.

Die Grundgesamtheit der Studie sind in Bayern lebende deutschsprachige Frauen und Männer zwischen 18 und 40 (!) Jahren. Mithilfe der Einwohnermelderegister wurde eine Auswahlstichprobe von 7.003 Personen gezogen. Von den insgesamt 7.003 eingesetzten Adressen wiesen zum Feldende 1.375 einen Rücklaufstatus auf, realisiert wurden 854 Interviews. Im Rahmen der Datenprüfung haben sich 724 Interviews als auswertbar herausgestellt.

Diese stammten von 129 Frauen und 76 Männern im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, 83 Frauen und 71 Männern zwischen 25 und 29 Jahren, 84 Frauen und 73 Männern zwischen 30 und 34 Jahren sowie 126 Frauen und 80 Männern über 35 Jahre.

Quelle: Jutta Allmendinger, Sophie Krug von Nidda, Vanessa Wintermantel: "Lebensentwürfe junger Frauen und Männer in Bayern", eine Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung.

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