Das zeigen auch Studien, in denen unter anderem Personen beobachtet wurden, die von einem ärmeren Land in ein Industrieland gezogen sind. Das Risiko für Darmkrebs stieg dabei durch die Umstellung auf einen westlichen Lebensstil und eine entsprechende Ernährung deutlich an. „Eine ballaststoffarme Diät hat somit einen negativen Einfluss auf die Dickdarmzellen, der zur Krebsentstehung beiträgt“, sagt Jan Peveling-Oberhag, leitender Oberarzt in der Gastroenterologie am Klinikum Stuttgart. „Auch andere Krebsarten kommen gehäuft bei Patienten vor, die sich in der Vergangenheit ballaststoffarm ernährt haben.“ Grundsätzlich gilt also: Eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährungsweise dient dem Schutz vor Tumorerkrankungen.
Hilft Aspirin bei Krebs?
Tatsächlich haben einige Studien festgestellt, dass Menschen, die regelmäßig Aspirin einnehmen, ein niedrigeres Risiko haben, an Darmkrebs und Darmpolypen zu erkranken. Die Gründe für diesen molekularen Effekt seien noch weitgehend unbekannt, sagt Jan Peveling-Oberhag. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ liegt eine mögliche Erklärung in der entzündungshemmenden Wirkung des Medikaments. Chronische Entzündungen fördern zumindest bei einigen Krebsarten das Wachstum der Tumoren und ihre Ausbreitung im Körper.
Als eine Empfehlung zur Krebsprävention können diese Beobachtungen allerdings nicht dienen: So ist der Stoffwechsel von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich, und Medikamente wirken nicht bei jedem gleich. Auch sind die Folgen einer dauerhaften Einnahme von Aspirin noch nicht vollständig untersucht. So gibt es auch eine große Studie, in der Menschen im Alter von mindestens 70 Jahren untersucht wurden, die entweder niedrig dosiertes Aspirin oder ein Placebo-Medikament einnahmen. Hier zeigte sich nach fünf Jahren Beobachtungszeit sogar eine erhöhte Sterberate an Darmkrebs in der Aspirin-Gruppe.
Führen Tätowierungen zu einem erhöhten Krebsrisiko?
Mehr als ein Drittel der Deutschen ist einer Umfrage zufolge mindestens einmal tätowiert. In der Altersgruppe zwischen 18 und 45 Jahren sind es mit 44 Prozent besonders viele. Doch wird die Hautmalerei zum Krebsrisiko? Der Onkologe Gerald Illerhaus bestätigt dies: „In der Tat ist das relative Risiko circa 21 Prozent höher als bei nicht tätowierten Menschen.“ Dies haben Forschungen aus Schweden ergeben. Die Wissenschaftler hatten herausgefunden, dass die Farbe als Fremdsubstanz mit ungesunden Inhaltsstoffen eine Immunreaktion auslösen kann, die das Risiko für Lymphome erhöhen kann. Das sind Tumorerkrankungen des lymphatischen Systems, umgangssprachlich Lymphdrüsenkrebs genannt.
Können Krebserkrankungen aus Entzündungen heraus entstehen?
„Es gibt viele Hinweise, dass chronische Entzündungen die Entstehung von Tumorerkrankungen fördern“, sagt Gerald Illerhaus. So haben Betroffene mit der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Auch Magenkarzinome können auf eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter Pylori zurückgehen. Weitere Beispiele sind Speiseröhrenkarzinom, Bauchspeicheldrüsenkarzinom, Lungenkarzinom, Harnblasenkarzinome und verschiedene Lymphome.
Erhöht eine Bestrahlung das Risiko, erneut an Krebs zu erkranken?
Von den standardisierten Krebstherapien ist die Strahlentherapie mit die häufigste Form der medizinischen Behandlung: Etwa jeder zweite Krebspatient wird im Laufe der Erkrankung bestrahlt. „Wir prüfen vor jeder Behandlung sehr genau, durch welche Strategien das Nebenwirkungsrisiko im individuellen Fall bestmöglich gesenkt werden kann“, sagt Anne Schiefer, Fachärztin für Strahlentherapie. So wird für eine präzise Bestrahlung für jeden Patienten ein individueller Bestrahlungsplan erstellt. Das Risiko eines Zweittumors nach zehn bis 30 Jahren aufgrund der Bestrahlung ist gering. „Moderne Techniken wie die Hochpräzisionsstrahlentherapie oder die adaptive Radiotherapie können aber beispielsweise dazu beitragen, dieses Risiko weiter zu reduzieren“, sagt Schiefer. Der Nutzen der Strahlentherapie übersteige jedoch in der Regel die möglichen Risiken um ein Vielfaches.
Patiententag am 21. September 2024
Information
Am Samstag, 21. September, gibt es im SCC-Tumorzentrum Eva Mayr-Stihl am Klinikum Stuttgart und im Linden-Museum einen Infotag zum Thema „Irrtum und Fakt – Krebsmythen und die Wahrheit“. Beginn ist um 9 Uhr. Mehr Infos unter: www.klinikum-stuttgart.de