Wie eine zugezogene Kurier-Reporterin das weihnachtliche Bayreuth erlebt Christkindlesmarkt: Erkundungstour einer Neu-Bayreutherin

Eine Todesrinne und ein überlebensgroßer Dino: Wo ist die Kurier-Reporterin da nur gelandet? Nun ja, in der Bayreuther Fußgängerzone. Ihre Erkundungstour durch das Winterdorf und über den Christkindlesmarkt hat der Neu-Bayreutherin dann aber doch Freude bereitet.

 
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Schräg gegenüber einer Bude mit gebrannten Mandeln und Lebkuchenherzen hat sich ein mächtiges Ungetüm niedergelassen. Es trägt eine Nikolausmütze und erinnert mit seiner Maserung an eine Giraffe. Ich stolpere fast über seinen Schwanz. Mitten auf dem Gehsteig der Maximilianstraße hat es sich ein Dino gemütlich gemacht. Vom nahen Kinderkarussell schallt „Ihr Kinderlein kommet“ hinüber. „Bitte alle einsteigen“, tutet es. Der Dino lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Mich zieht es zur Süßigkeitenbude. Über Macadamianüssen, Cashewkernen und Vanillemandeln lächelt mich Gudrun Sommerer an. Sie empfiehlt mir eine Nussmischung und weist mich darauf hin, dass ihr Stand noch nicht zum Christkindlesmarkt gehört. Eine Paranuss knabbernd gehe ich weiter Richtung Marktplatz.

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Am letzten Samstag vor Weihnachten sind nicht viele Besucher unterwegs. Über der „Todesrinne“ pfeift ein eisiger Wind, es nieselt. Auch dem Bayreuther Christkind scheint es zu kalt zu sein. Sein Thron auf der Bühne ist leer. Die vier Herren daneben schreckt all das nicht. Mit dicken Backen blasen die Wiesenttaler Musikanten in ihre Instrumente. Das wärmt: Zu „Tochter Zion, freue Dich“ tanzt vergnügt ein kleines Mädchen.

Die Begrüßung von Neptun ist auf Sommer verschoben

Einige Meter weiter treffe ich Thomas Feulner. Dabei hätte ich ihn beinahe übersehen. In seinem Stand für Haushaltsgeräte hängen die Pfannen dicht an dicht von der Decke. Schon sein Großvater verkaufte Töpfe und Schüsseln, erklärt mir Feulner. Links von seiner Bude gibt es Fischbrötchen, rechts Suppenwürfel und Soßenpulver. Der geneigte Kunde hat die Wahl: Entweder gleich essen oder Utensilien zum Kochen daheim kaufen. Wie geschickt!

Weiter geht es zum Neptunbrunnen. Vom Neptun selbst ist nichts zu sehen. Sein Zuhause ist unter einer hölzernen Haube verborgen, die ein Adventskranz schmückt. Ich werde ihm im Sommer Hallo sagen müssen. Dafür werde ich wenige Meter weiter Zeugin einer Zwergenweihnacht. Hinter einer Plexiglasscheibe erhält eine Zwergenschar Besuch vom Christkind. Die Fränkische Schweiz lässt grüßen.

Nürnberger statt Bayreuther Glühwein? Das bassd scho!

Langsam wird mir kalt. Also weiter zum Glühweinstand. Bei „Täubers Imbiss-Spezialitäten“ gibt es laut Werbebanner Original Nürnberger Christkindlesglühwein. Ob es auch Original Bayreuther Glühwein gibt, frage ich Florian Reihs, der hinter der Theke steht. „Nein“, entgegnet der Lehramtsstudent und lacht. „Das glaube ich zumindest“, schiebt er hinterher. Gabriele und Nico Hendel stören sich daran nicht. Das Paar aus Marktrodach steht an einem kleinen Tischchen und schlürft Glühwein mit Genuss. „Bassd scho“, sagen sie. Dann passt es!

Der Regen wird stärker. Auf ins Winterdorf. Auf dem Weg dorthin begegne ich einem überdimensionierten Schneemann. Die Bayreuther mögen offenbar große Plastikfiguren. Schon von weitem höre ich die Bässe stampfen. In der Budenstadt angekommen begrüßt mich Dieter Reil, der Betreiber des Winterdorfs. Er ist besonders stolz auf seine Toilettenanlage, die über Vogelgezwitscher verfügt. „Sogar der Guttenberg hat die gelobt“, sagt Reil. Vorerst wende ich mich vertrauensvoll an Imke Asen hinter dem Tresen. Sie trägt wie alle Servicekräfte Filzhut und Schweißerbrille. „Das ist nur Dekoration“, sagt sie und reicht mir einen Bratapfelglühwein. „Wir wollen trinken, noch einen trinken, weil man die Sorgen dann vergisst“, schallt es aus den Lautsprecherboxen. In diesem Sinne: Prost!

isa