Nachfolgersuche im Landkreis Kulmbach 20 Ärzte denken über Ruhestand nach

Noch ist die hausärztliche Versorgung im Landkreis Kulmbach gesichert. Doch eine Befragung der Mitarbeiter der Gesundheitsregion ergab, dass zahlreiche Praxisinhaber in den kommenden Jahren in Ruhestand gehen wollen. Keineswegs alle haben schon einen Nachfolger. Foto: sebra - stock.adobe.com

Die Nachfolgersuche wird in vielen Landarztpraxen bald aktuell. Nicht alle Mediziner haben schon eine Lösung gefunden. Die Gesundheitsregion will unterstützen.

 
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Kulmbach - „Wir sind im Landkreis Kulmbach medizinisch gut versorgt“, sagt Annekatrin Bütterich von der Gesundheitsregion Plus am Kulmbacher Landratsamt. Dass das so bleibt, kommt ihrer Überzeugung nach aber keineswegs von allein. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, wenn man im Landkreis auch künftig auf genügend Ärzte zugreifen können will. Um herauszufinden, wie die Mediziner im Landkreis, Hausärzte wie auch Fachärzte unter anderem ihre eigene Situation bewerten, wie sie ihre Arbeits- und Lebensbedingungen im Kulmbacher Land sehen, hat die Gesundheitsregion die Ärzte selbst befragt. Genau die Hälfte hat sich die Zeit genommen, den ausführlichen Fragebogen auszufüllen, freut sich Annekatrin Bütterich. Was ihr Sorgen bereitet: Eine große Zahl der Ärzte im Landkreis ist 60 Jahre alt oder älter. Da steht in den kommenden Jahren irgendwann eine Praxisübergabe an. Für dieses Thema haben keineswegs noch alle Ärzte eine Lösung geschweige denn einen Nachfolger gefunden.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Fünf Ärzte aus dem Landkreis sagen, sie wollen in einem oder zwei Jahren in den Ruhestand gehen, für sieben weitere steht das Thema in drei bis fünf Jahren, für sechs in sechs bis zehn Jahren. 20 Ärzte werden also innerhalb des nächsten Jahrzehnts aufhören. Nur sechs von ihnen haben bereits einen Nachfolger gefunden. Sieben sagen, sie suchen noch nach dem geeigneten Kandidaten oder der geeigneten Kandidatin, vier geben an, sie seien noch unentschieden. Zwei Antworten machen konkrete Hoffnung: Die Befragten geben an, eine Lehrpraxis zu betreiben und sich ihren Nachfolger aus dem Pool der jungen Mediziner erhoffen, die in den Landarzt-Praxen einen Teil ihrer Ausbildung zum Allgemeinmediziner absolvieren.

Ärzte sind ein umworbener Berufsstand. Das gilt für Krankenhäuser, und noch mehr, wenn es um Landärzte geht. Annekatrin Bütterich sieht sich da gefordert. Zum einen sei es ihre Aufgabe, konkret Hilfe zu leisten, wenn es um Nachfolgeregelungen geht.

Es gelte, Kontakte herzustellen und zu beraten. Eine gute ärztliche Versorgung zu sichern habe aber auch etwas mit Regionalentwicklung zu tun, betont die Gesundheitsmanagerin. „Eine Gemeinde muss attraktiv für junge Ärzte sein. Die ärztliche Versorgung darf man daher nicht isoliert betrachten.“ Das Gesamtpaket müsse stimmen, wenn man einen Arzt von der Qualität eines Standorts überzeugen will. Etwa die Hälfte der Ärzte mit konkreten Plänen zur Praxisübergabe wünschen sich Beratung und Unterstützung, weiß Annekatrin Bütterich. Dass sich die Ärzte im Hinblick auf die Nachfolgeregelung auch an ihre Gemeinde wenden können, sei den meisten von ihnen nicht bekannt. In Bezug auf das Thema Nachwuchsförderung wird am häufigsten die Beschäftigung oder Betreuung von Weiterbildungsassistenten und die Unterstützung durch die Kassenärztliche Vereinigung genannt.

Generell beteilige sich jedoch nur etwa die Hälfte der Ärzte an dieser Nachwuchsförderung, oder nutzt entsprechende Möglichkeiten. Auch nach einem konkreten Unterstützungsbedarf hinsichtlich der Nachfolgeregelungen für ihre Praxen wurden die Ärzte gefragt. Etwa die Hälfte bejaht das.

Die meisten Ärzte im Landkreis Kulmbach sind übrigens „Einzelkämpfer“. 91,5 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage bestätigten, eine Einzelpraxis zu führen.

Die Managerin der Gesundheitsregion hat im Verlauf des ersten Jahres der Corona-Pandemie übrigens festgestellt, dass das junge Ärzte durchaus zu dem Schluss bringen könnte, auf dem Land besser aufgehoben zu sein als in der Großstadt. Nähe zur freien Natur und weniger Stress, das werde gerade besonders geschätzt, sagt Annekatrin Bütterich. „Unsere ländliche Struktur kommt uns in Zeiten von Corona in der Hinsicht durchaus zugute.“

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