Widerstand gegen Flurneuordnung

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Noch ist unklar, ob eine Flurneuordnung in Hannberg umgesetzt wird oder nicht. Im Vordergrund halblinks ist der Graben zu sehen, der als eine Art Regenüberlaufbecken dient, bei Starkregen aber nicht ausreicht. Foto: Stadt Waischenfeld Foto: red

So ganz ohne Widerstand läuft sie selten. Doch in Hannberg fällt er schon ziemlich heftig aus. Dort hat das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) in Bamberg die Flurneuordnung anberaumt. Das hat Gegner auf den Plan gerufen; mehr als 30 Einsprüche gegen die Maßnahme liegen vor. Wie es jetzt weitergeht, ist noch unklar.

 
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Bürgermeister Edmund Pirkelmann hatte den Protest kürzlich in einer Stadtratssitzung vermeldet. Und seine Verwunderung bekundet. Habe doch bei der jüngsten Informationsveranstaltung weitgehend Einigkeit bestanden. Manche Räte mutmaßten, die Kritiker kämen wohl weniger aus Hannberg selbst, sondern von Grundstücksbesitzern benachbarter Orte, die ebenfalls von der Flurneuordnung betroffen wären (wir berichteten).

Das kommt nicht überraschend

Das in der Sitzung Gesagte rief Joseph Neubig auf den Plan. Dass Pirkelmann da einfach Zahlen nenne, sei kaum mit dem Datenschutz vereinbar. Und woher der Widerspruch komme, sei unerheblich und gehe Rathaus und Stadtrat letztlich nichts an, so Neubig, einer der Wortführer aus dem Gegenlager. Dass es Widerstand gibt, könne niemand überraschen, der sei schon in der Vergangenheit mehrfach geäußert worden. Und dass Bürger ihr Widerspruchsrecht ausüben, sei ein ganz normaler demokratischer Vorgang und nichts Verwerfliches.

So massiv nicht erwartet

Das bestreitet Pirkelmann auf Kurier-Nachfrage auch nicht. Und, ja, sicher seien immer wieder Einwände erhoben worden. Aber eben nicht derart massiv. Schließlich habe die Flurneuordnung in Waischenfeld eine mehrjährige Vorgeschichte, die 2012 mit einem Treffen der Grundstückseigentümer aus Hubenberg, Gösseldorf, Saugendorf und Hannberg begann. Es folgte 2013 ein gemeinsames Treffen mit Fachleuten in Klosterlangheim, „danach klinkte sich Hubenberg aus, die anderen wollten weitermachen“.

Mehrheit war dafür

Zurück zu 2012. Damals hätten sich bei einer Abstimmung von den anwesenden Hannbergern zwölf für und vier gegen eine Flurneuordnung ausgesprochen. „Da war schon auch von der Macht der Behörden und auch von Enteignung die Rede.“ Doch da eine deutliche Mehrheit dafür war, lief der Prozess weiter. 2015 dann eine weitere Aufklärungsveranstaltung in Hannberg mit Lothar Winkler, Leitender Baudirektor beim ALE und zuständig für die Waischenfelder Belange.

Was Pirkelmann im Nachhinein bedauert: „Da gab es keine offizielle Abstimmung, Winkler meinte, wer dagegen ist, müsse Manns genug sein, die Hand zu heben.“ Die Sprecher der für die Flurneuordnung gegründeten Arbeitskreise plädierten dann nach Verhandlungen mit dem ALE dafür, auch Bereiche von Zeubach, Neusig und Kugelau mit aufzunehmen. Denn: Je größer das Gebiet, desto sinnvoller eine Flurneuordnung. Alles in allem ging es letztlich um eine Fläche von rund 640 Hektar in den genannten Orten, davon wären knapp 320 betroffen.

"Davon profitieren alle"

Er muss es eigentlich wissen: „In Hannberg sind die meisten sehr wohl für Flurneuordnung“, sagt Johannes Richter, einer von noch zwei Vollerwerbslandwirten im Ort. Wie Bürgermeister Pirkelmann sieht auch er nur Vorteile. Weil neue Zuschnitte für die Grundstücke eine bessere Bewirtschaftung ermöglichen. Auch über den damit verbundenen Wegebau - davon profitieren auch die Wanderer, und von denen haben wir viele hier“.

Spielt Abwasserthema m Hintergrund mit?

Pirkelmann glaubt, dass bei so manchen Widerständen auch das Thema Abwasserentsorgung eine Rolle spiele. Weil das Wasserwirtschaftsamt einen Trennkanal vorgab, Schmutzwasser und Regenwasser sollen also nicht in ein Rohr fließen. Dazu musste ein Regenüberlaufbecken angelegt werden - das eher ein Graben denn ein Becken ist. Bei richtig starkem Regen reiche der Graben nicht aus, das führe zu Schäden am benachbarten Weg. Das gefalle nicht jedem. Die Flurneuordnung biete jedoch die Chance, einen 300 Meter langen Entwässerungsgraben anzulegen und das Regenwasser an dessen Ende auf einer Wiesenfläche versickern zu lassen oder es eventuell auch in Richtung Langenloh weiterzuleiten. „Dass die Stadt Waischenfeld dafür die Kosten zu 100 Prozent tragen würde, glauben uns manche einfach nicht.“

"Das zahlen wir allein"

Und nicht nur Joseph Neubig sage, der Ausbau des Weges über den Buchberg nach Waischenfeld liege allein im Interesse der Stadt, die das über die Beiträge der Grundstücksbesitzer finanzieren wolle. Wiederum falsch, so Pirkelmann: „Im Bereich des Waldes zahlen ausschließlich wir, nur für den relativ kurzen Bereich davor müssten die Kosten umgelegt werden.“

Alles vorgefertigt?

Wie kommt es dann eigentlich zu der großen Anzahl an Widersprüchen? Johannes Richter glaubt, dass diese vor allem aus dem angrenzenden Bereich kommen, in erster Linie von den Eigentümern aus dem Raum Kugelau: „Dort sind die Flächen sehr klein strukturiert, das sind viele einzelne Parzellen.“ Wobei ihm die Tatsache, dass da teilweise mit vorgefertigten Widersprüchen von Haus zu Haus gegangen wurde, nicht so ganz behagt, „das ist mit meinem Rechtsverständnis nicht unbedingt vereinbar“.

Das ALE redet jetzt mit allen

Und was sagt Lothar Winkler vom ALE dazu? Zum einen: Der Datenschutz sei gewiss nicht verletzt worden, „weil wir ja keine Namen genannt haben“. Die Stadt grundsätzlich über die Widersprüche zu informieren, sei völlig normal. Wie Johannes Richter kann auch er sich vorstellen, das Flurneuordnungsareal wieder abzuspecken. Doch „zunächst prüfen wir die Widersprüche, reden mit allen, die Widerspruch eingelegt haben - und dann treffen wir eine Entscheidung“. Damit kann auch Edmund Pirkelmann leben: „Die Stadt will und braucht diese Flurneuordnung nicht unbedingt, wir haben da nur eine Stimme. Es muss nicht immer so glatt gehen wie in Breitenlesau, da sind wir schon durch.“

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