Nach Ansicht des Präsidenten der Kultusministerkonferenz (KMK), Alexander Lorz, ist ein Zentralabi keine Lösung. Der CDU-Politiker und hessische Bildungsminister warnte davor, mit der Forderung nach einem Zentralabi unrealistische Erwartungen zu wecken. Zur Ehrlichkeit in der Debatte gehöre auch, dass die Abiturnoten zwar so vergleichbar wie möglich sein sollten, "aber das wird man wohl nicht mit letzter Perfektion hinbekommen", sagte Lorz.
Lorz ist in diesem Jahr Vorsitzender der KMK, in der die Bildungsministerinnen und Minister der Länder zusammenarbeiten. Man habe in der KMK in den vergangenen Jahren bereits massive Anstrengungen zur Vereinheitlichung des Abiturs unternommen, sagte er. "Der (...) von allen Ländern genutzte gemeinsame Abituraufgabenpool, aus dem die Länder Aufgaben für das schriftliche Abitur entnehmen, hat sich bewährt." Die Aufgaben hätten vergleichbare Anforderungen und müssten deshalb nicht zwingend identisch sein. Es brauche Zeit, bis der Aufgabenpool seine Wirkung entfalten könne.
FDP-Chef Lindner hatte gesagt, es müssten endlich gemeinsame Bildungsstandards umgesetzt werden, dabei könne ein Zentralabitur ein Element sein.
Auch OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher hatte sich mit deutlichen Worten für ein Zentralabi ausgesprochen: "Ein Abitur auf Landesebene macht genauso wenig Sinn, wie dass jeder Provinzfürst seine eigene Währung druckt", sagte er vor wenigen Tagen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Denn am Ende bewerben sich die Schüler um die gleichen Hochschulen und Ausbildungsplätze." Die OECD organisiert unter anderem die internationale Schul-Vergleichsstudie Pisa.
Pro Zentralabi hatte sich auch Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) geäußert. Rückendeckung bekam sie dafür von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU). Die stellvertretende Chefin der Linken, Martina Renner, sagte der dpa am Freitag: "Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass es noch Abiturprüfungen gibt, die nicht bundesweit gleichwertig anerkannt sind". Die Bildungshoheit der Bundesländer sorge Jahr für Jahr für Unmut und gehe zulasten der Schüler.
Bildung ist in Deutschland Ländersache. Würde man das ändern wollen, wäre eine Grundgesetzänderung mit Zweidrittel-Mehrheiten in Bundestag und Bundesrat notwendig - die gibt es nicht.