Wichtiger Medi-Sieg im Endspurt

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An Ringkämpfe erinnerten einige der intensiven Duelle unter beiden Körben. In dieser Szene stritten sich die Center Assem Marei und Jonas Wohlfarth-Bottermann (von links) mit allem Einsatz um den Ball. Foto: Peter Kolb Foto: red

Schon früh stand fest, dass Medi Bayreuth nicht zum vierten Mal in Folge einem Gegner in der Bundesliga mehr als 100 Punkte gestatten würde. Der entscheidende Schritt zum wichtigen Sieg gegen den Playoff-Mitbewerber Skyliners Frankfurt gelang am Freitagabend aber erst im Endspurt, als sich die Gastgeber aus der zerfahrenen Abwehrschlacht befreiten und mit 18 Punkten in den letzten gut vier Minuten den 51:53-Rückstand in einen 69:62 (26:26)-Erfolg verwandelten.

 
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Um die entscheidende Veränderung des Spielverlaufs machte sich im Medi-Team vor allem James Robinson verdient. Bis zur 36. Minute hatte sich der Spielmacher mit mageren zwei Punkten bescheiden müssen und hatte auch sonst nicht viel dazu beigetragen, das spielerische Niveau zu heben. Dann verwandelte er jedoch etwas mehr als vier Minuten vor dem Ende einen Dreier in der letzten Angriffssekunde (nachdem er sich dabei fast verdribbelt hätte) zur 54:53-Führung und legte anschließend mit zwei Treffern aus der Halbdistanz und einem Zug zum Korb gleich noch sechs Punkte zum 60:56 (38.) nach.

Als Robinson schließlich auch noch die sehr dürftige Freiwurfquote seiner Mannschaft mit zwei Treffern zum 66:60 aufgebessert hatte, durfte er sich 24 Sekunden vor Schluss als Matchwinner feiern lassen. Mit dem Freiwurf zum Endstand schraubte er seinen persönlichen Beitrag zum Bayreuther Endspurt auf zwölf Punkte. Damit war dann auch endgültig der Gewinn des direkten Gesamtvergleichs unter Dach und Fach (Hinspiel: 68:72).

Lange Zeit eine Abwehrschlacht

Vor dieser Schlussphase hatten sich beide Mannschaften hauptsächlich dadurch ausgezeichnet, das Spiel des Gegners zu zerstören – womit das Spiel insgesamt über weite Strecken ziemlich zerstört war. Zunächst hatten die Bayreuther dabei den weitaus größeren Erfolg mit ihrer schnellen und beweglichen Verteidigung, in der die Gegenspieler oft gewechselt wurden und auch hin und wieder mal auf Zonenformation umgestellt wurde. Der Frankfurter Angriff geriet dadurch derart in Unordnung, dass er nach vier Minuten noch nicht mehr als einen freien Dreier von Quantez Robertson zustande gebracht hatte. Nicht einmal die Gesamtzahl der Wurfversuche war zu diesem Zeitpunkt bei den Gästen höher als die Zahl ihrer Ballverluste (je drei). Die Bayreuther fanden dagegen genug spielerische Lösungen, um eine 11:3-Führung vorzulegen und auf 15:6 (8.) auszubauen.

Vom zweiten Abschnitt an hatten dann aber auch die Frankfurter ihre Defensive perfektioniert. Sie konzentrierten sich dabei auf die Zone, wo sie einfache Punkte auch auf Kosten von vielen Fouls kompromisslos verhinderten. Dabei kam es den Skyliners entgegen, dass die Bayreuther nicht nur von der Dreierlinie ausgesprochen schlecht trafen (1/13 vor dem 41:41-Ausgleich durch John Cox/29.), sondern auch von der Freiwurflinie.

Den Aufwärtstrend in dieser Beziehung leitete Gabe York ein, als er mit einem Dreier zum 45:47 traf (33.) und mit zwei Freiwürfen zum 49:51 (24.). Damit ging unterm Strich vor allem der Vergleich der Guards deutlich an die Bayreuther. Auf Frankfurter Seite hatte Tai Webster mit 2/12 Würfen und neun Ballverlusten eine desaströse Bilanz, die auch neun Rebounds nicht retten konnten. Auch Liga-Topscorer Phil Scrubb war mit 5/15 Würfen nicht effektiv genug, und der junge Isaac Bonga blieb den Nachweis schuldig, warum ihm so viele Experten eine Zukunft in der NBA prophezeien.

Einzelkritik

Von Florian Kirchner

JAMES ROBINSON (14 Punkte / 24:40 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: 3):Der Spielmacher schien zunächst nicht an seinen starken Auftritt gegen Ludwigsburg anschließen zu können. Defensiv mit guten Aktionen, aber fahrig im Aufbau und zunächst ohne Wurfglück. Sein erster Feldkorb in der 36. Minute brachte dann aber die Führung zurück (54:53) und gab ihm sichtlich Selbstvertrauen: Trug seine Mitspieler im Endspurt zum Sieg. 14 Punkte, davon 12 in den letzten fünf Minuten (4 Assists, 2 Rebounds).

John Cox (8 / 16:34 / -1): Kam frühzeitig für Gabe York in die Partie, leistete gute defensive Beiträge gegen Frankfurts NBA-Hoffnung Isaac Bonga und übernahm nach der Pause auch offensiv Verantwortung, als seinen Nebenleuten nichts gelingen wollte. Sehr solider Auftritt des Routiniers, der auf fünf Rebounds kam.

NATE LINHART (6 / 33:42 / 4): Der Taktgeber von Medi Bayreuth startete stark in die Partie und zeigte das gesamte Repertoire eines Allrounders. Topscorer nach den ersten zehn Minuten (6 Punkte), hatte damit zwar sein Pulver verschossen, überzeugte aber mit nimmermüdem Kampfgeist. Bester Rebounder (6). Starke 4 Assists. Bastian Doreth (0/15:20/4): Der Kapitän fand diesmal so gut wie nicht statt. Nahm keinen Wurf und hatte am Ende lediglich zwei Rebounds, einen Assist sowie einen Ballgewinn für sich verbucht.

ANDREAS SEIFERTH (6 / 20:29 / 1): Konnte Jonas Wohlfarth-Bottermann schnell zwei Fouls anhängen (4.) und selbst vier Punkte erzielen; blieb dann längere Zeit unauffällig, aber im Endspurt mit wichtigen Aktionen da: 6 Punkte, 4 (!) Ballgewinne.

Steve Wachalski (0 / 1:36 / -3): Kam kurz vor der Pause nur zu einem Kurzeinsatz ohne zählbaren Erfolg.

Robin Amaize (2 / 13:19 / 2): Dem Bayreuther Energizer fehlte wie schon in den Spielen zuvor die Energie und Präzision in seinen Aktionen. Defensiv mehrfach einen Schritt zu spät.

Jevon Perschnick: Nicht eingesetzt.

DE’MON BROOKS (9 / 25:05 / 8): Zweiter Sieger im Duell mit Shawn Huff (17 Punkte), aber nervenstark im Endspurt an der Freiwurflinie und mit einigen wichtigen Momenten: Hängte Phil Scrubb in der Schlussminute das fünfte Foul an und zwang Tai Webster nur Sekunden später zum Schrittfehler; zwei Rebounds.

GABE YORK (20 / 29:44 / 11): Gleich sein erster Dreier zum 5:0 (2.) saß, fand danach gegen die gallige Defensivarbeit von Frankfurts Quantez Robertson nur schwer gute Wurfpositionen und beendete die erste Halbzeit dennoch als bester Werfer (7 Punkte). Deutlich verbessert nach dem Seitenwechsel und am Ende Sieger im Duell der Scharfschützen mit Liga-Topscorer Scrubb mit 7/13 Würfen (4 Rebounds).

Marius Adler: Nicht eingesetzt.

Assem Marei (4 / 19:31 / 6): Markierte beim 15:6 (3.) die höchste Bayreuther Führung; tat sich gegen die kantigen Frankfurter Centerspieler schwer und blieb mit 1/5 Würfen und 2/6 Freiwürfen deutlich unter seinem Schnitt.

Statistik

Medi Bayreuth: Feldwurfquote: 24/51 (47 Prozent), davon 4/19 Dreier (21 Prozent): York (2/7), Cox (1/2), Robinson (1/4); Freiwürfe: 17/27 (63 Prozent); Rebounds: 24 defensiv, 9 offensiv (Linhart 5/1, Cox 3/2); Ballgewinne: 10 (Seiferth 4); Ballverluste: 15 (Robinson 3, Seiferth 3); Assists: 12 (Robinson 4, Linhart 4); Effektivität: 75 (York 17, Robinson 12, Linhart 10).

Skyliners Frankfurt: WEBSTER (6 Punkte / 32:08 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -14), Zeeb, HUFF (17/ 31:47 / -10), Freudenberg (0 / 1:37 / 2), Bonga (0 / 15:20 / -3), WOHLFAHRT-BOTTERMANN (2 / 15:15 / 3), ROBERTSON (10 / 28:01 / -2), Morrison (8 / 24:45 / -10), SCRUBB (17 / 31:24 / 3), Sibert (0 / 13:07 / -5), Völler (2 / 6:36 / 1); Feldwurfquote: 22/59 (37 Prozent), davon 5/26 Dreier (19 Prozent): Huff (3/6), Robertson (1/3), Scrubb (1/7); Freiwürfe: 13/15 (87 Prozent); Rebounds: 21 defensiv, 13 offensiv (Webster 6/3); Ballgewinne: 9 (Robertson 3); Ballverluste: 15 (Webster 9); Assists: 11 (Scrubb 5); Effektivität: 62 (Huff 17, Scrubb 14, Robertson 11, Morrison 10).

SR: Rodriguez, Fritz, Hack; Zuschauer: 3004.

Stationen: 11:3 (4.), 15:6 (8.), 17:10 (1. Viertel), 21:12 (12.), 23:21 (18.), 26:26 (Halbzeit), 34:41 (27.), 41:41 (29.), 42:45 (3. Viertel). 42:47 (31.), 47:51 (34.), 51:53 (36.), 60:56 (38.), 62:30 (39.), 69:62 (Ende).

Trainerstimmen

Gordon Herbert (Headcoach Frankfurt): „Zunächst möchte ich Raoul und seinem Team für die hervorragende Leistung in der Champions League gratulieren. Schade, dass zwei deutsche Teams gegeneinander um den Einzug ins Final Four spielen mussten. Das Spiel heute war nicht so schön, beide Mannschaften haben hart kämpfen müssen. Am Ende haben es York und Robinson herumgerissen. Sie haben die wichtigen Würfe getroffen und das Spiel entschieden. Ich muss Bayreuth ein Lob aussprechen, sie haben Mittwoch gespielt, alle hatten viel Spielzeit und in den letzten Minuten hat die Mannschaft Charakter gezeigt.“

Raoul Korner (Headcoach Bayreuth): „Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment aussprechen. Ich denke, das war in vielerlei Hinsicht vielleicht einer der beeindruckendsten Siege für mich. Vor allem die Art und Weise, wie er zustande gekommen ist.

Ich stimme Coach Herbert zu, dass es kein basketballerischer Leckerbissen war. Dafür war die Partie vielleicht auch einfach zu wichtig. Wenn mir jemand vor dem Spiel gesagt hätte, dass wir mit 69 gescorten Punkten den direkten Vergleich holen würden, hätte ich das nicht geglaubt. Wir haben heute gezeigt, dass wir ein Spiel am defensiven Ende gewinnen können. Dass wir ein Spiel gewinnen können, in dem offensiv nicht viel geht. 21 Prozent Dreier sind nicht die Welt, auch nicht 63 Prozent der Freiwürfe. Die Mannschaft hat sich aber nicht hängen lassen. Mit Minus drei ins letzte Viertel zu gehen, wo wir vor zwei Tagen erst ein extrem forderndes Spiel – körperlich wie mental – hatten, und dann noch einmal so einen Energieschub zu bekommen, verdient allerhöchsten Respekt.“

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