Ist das Juli-Wetter nur gefühlt so schlecht?
„Die objektive Wetterwirklichkeit und die subjektive Wahrnehmung klaffen oft weit auseinander“, stellt Peter Walschburger, emeritierter Professor für Biopsychologe an der Freien Universität Berlin, fest. „Das Wetter ist oft nicht so schlimm, wie wir es empfinden. Ein vermeintlich verregneter Sommer weckt Emotionen.“
Warum dient das Wetter oft als Prügelknabe?
Das Wetter muss quasi als Prügelknabe herhalten, wenn der Mensch unzufrieden und gestresst ist. „Wenn es ein paar Tage 30 Grad ist, kommen Klagen. Wenn die Temperaturen sinken, wird gemeckert“, betont Walschburger. Wenn es den ganzen Tag regne, empfänden wir dies als einen „Störimpuls“, auf den wir unsere ganze Aufmerksamkeit lenken. „Diese Wahrnehmung verstärkt sich und bleibt eine Zeit lang in unserem Bewusstsein hängen.“
Was hat der Dauerregen in Deutschland mit El Niño zu tun?
Nach einer Prognose der WMO muss sich die Welt wegen des Klimaphänomens El Niño in diesem Jahr auf weitere Temperaturrekorde einstellen. Schon jetzt sei das Oberflächenwasser im zentralen und östlichen Pazifik höher als im langjährigen Durchschnitt. Dies gehe immer mit höheren Temperaturen an Land einher, berichtet die WMO.
Mit Blick auf 2024 und 2025 seien wegen El Niño sogar Temperaturrekorde zu befürchten, warnt WMO-Chef Petteri Taalas. „Die Entwicklung eines El Niño erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Temperaturrekorde gebrochen werden.“
Was bewirken El Niño und La Niña?
El Niño und das Gegenstück La Niña begünstigen Extremwetter in vielen Regionen des Planeten. El Niño treibt die globale Durchschnittstemperatur in die Höhe, während La Niña einen kühlenden Effekt hat. Sie tauchen abwechselnd alle paar Jahre auf. Bei beiden verändern sich die Meeres- und Luftströmungen im und über dem süd-südöstlichen Pazifik.
Je nach Weltregion erzeugt dies vermehrte Niederschläge oder Dürren. Weil die Erwärmung der Küstengewässer vor Peru immer zum Jahresende besonders hoch waren, nannten Fischer das Phänomen El Niño - spanisch für das Christkind.
El Niño steht für eine Wetterperiode, in der eine bestimmte Region im Pazifischen Ozean besonders warme Wassertemperaturen aufweist, La Niña für eine besonders kalte Phase. Beide Zyklen wechseln sich durchschnittlich alle drei bis vier Jahre ab.
Ein Extrem löst das andere ab
In den vergangenen drei Jahren sei das globale Klima von La Niña beeinflusst worden, erläutert WMO-Chef Taalas. „Das wirkte wie eine Bremse auf den globalen Temperaturanstieg.“ Wie lange El Niño anhalte oder wie stark seine Folgen sein wrden, darüber könnten Fachleute nur mutmaßen.
El Niño hat Einfluss auf das Wetter weltweit, weil er Hoch- und Tiefdrucksysteme, Winde und Niederschläge beeinflusst – auch in Deutschland. Aufgrund der größeren Energiemenge, die El Niño weltweit liefert, sind auch neue und extremere Hitzerekorde und möglicherweise besonders heftiger Starkregen von den Alpen bis zur Nordsee wahrscheinlich. Vielleicht wird*s im August doch mal wieder richtig Sommer in Deutschland.