Wenn das Hoverboard im Kinderzimmer explodiert - Feuerwehr rät zu geprüften Geräten und zum Laden im Freien Hoverboard: Ein Trend, der brennt

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Erst war es die unklare Rechtslage beim Fahren. Jetzt ist es offensichtlich auch ein brandgefährliches Spielzeug: Hoverboards, die elektrisch betriebenen Boards, auf denen man wie im Film "Zurück in die Zukunft" lautlos durch die Gegend sausen kann, können beim Laden in die Luft gehen. Bei einer Bayreuther Familie ist das passiert. Und es ist kein Einzelfall, wie ein Blick ins Internet belegt. 

 
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Der Tag hat sich bei Alexander Hanke-Mellby ins Gedächtnis eingebrannt. Nicht nur, weil es dramatische Minuten waren. Sondern auch, weil er sich selber in Gefahr gebracht hat. Mit einem elektronischen Spielzeug, das in seinem Haus in die Luft gegangen ist: das Hoverboard seines Sohnes Robin.

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Kauf aus dem Internet-Auktionshaus

"Das Teil war knapp ein Jahr alt. Wir hatten es im Internet gekauft", sagt Hanke-Mellby. Das Hoverboard aus chinesischer Produktion - ein Nachbau des originalen iOHawk-Boards - kaufte Hanke-Mellby für knapp 300 Euro in einem Internet-Auktionshaus. "Robin hatte das Teil einige Zeit nicht beachtet, weil im Kurier ein Artikel stand, dass man damit nicht im Straßenverkehr fahren darf. Plötzlich war aber das Interesse bei ihm wieder aufgeflammt, das Board mal wieder zu nutzen", sagt der Vater. "Ich hatte schon vor längerer Zeit den Jungs gesagt, sie sollen die Geräte nur im Keller auf dem Steinboden laden. Weil ich schon einmal gehört hatte, dass die nicht ganz ungefährlich sind." Der Elfjährige jedoch steckte das Hoverboard in seinem Kinderzimmer ans Netz - und ging in die Stadt.

Riesenschlag und schwarzer Rauch

Nach etwa einer Stunde habe es "einen Riesenschlag getan, etwa so, wie eine Zimmertür zuknallt". Hanke-Mellby war zu der Zeit im Garten. "Ich habe dann ein Zischgeräusch gehört und Rauschschwaden gesehen, die aus dem Zimmer von Robin drangen. Dichter schwarzer Rauch." Sofort sei er ins Haus gerannt und habe im Zimmer das Hoverboard auf dem Teppich liegen sehen. "Es hat gebrannt und Feuer gespuckt. Wie wenn ein Feuerwerkskörper explodiert." Eine dicke Filzdecke, die der 42-Jährige auf das brennende Spielzeug wirft, kann die Flammen nicht ersticken. "Der Feuerlöscher, den ich geholt habe, hat nicht funktioniert. Eine Lehre aus der Sache war, dass ich am Tag darauf neue Feuerlöscher gekauft habe." Also wirft er einen Stapel Handtücher auf das Hoverboard, bahnt sich den Weg zur Terrassentür. "Mitsamt Decken, Handtüchern und dem Teppich, auf dem es lag, habe ich es in den Garten rausgeschmissen." 

Bestialischer Gestank

Erst im Nachhinein und nach einem Gespräch mit einem befreundeten Feuerwehrmann, der bei der Abteilung Innere Stadt Dienst tut, wird Hanke-Mellby klar, dass er sich selbst in Gefahr gebracht hat: "Der Rauch war das eine. Das andere Problem war, dass ich meine Radklamotten an hatte, die ja auch nicht gerade sehr brandsicher sind." Der Schaden, der durch das explodierende Spielzeug in dem Zimmer und am Parkettboden entstanden ist, beläuft sich auf rund 4000 Euro. "Der Gestank war bestialisch", sagt Hanke-Mellby. "Aber ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist." Was durchaus möglich gewesen wäre, wenn niemand auf das brennende Board aufmerksam geworden wäre. In Amerika sollen zwei Mädchen bei einem Brand ums Leben gekommen sein, der von einem in Brand geratenen Hoverboard ausgelöst worden sei.

Feuerwehr: Nicht im Haus laden

Felix Lindner, Pressesprecher der Bayreuther Feuerwehr, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass es nicht ganz einfach sei, einen Ratschlag zu geben, wenn Elektroartikel wie das Hoverboard in Brand geraten. "So etwas in der Wohnung zu laden, ist grundsätzlich ein Risiko." Vor allem dann, "wenn die Geräte nicht die entsprechenden Prüfzeichen haben. Man sollte auf jeden Fall versuchen, Geräte zu kaufen, bei denen es solche Probleme nicht gibt, weil sie geprüft sind", sagt Lindner. Wenn man es schafft, die Geräte aus dem Fenster ins Freie zu befördern, sei das sicher ein Weg, die Gefahr zu bannen. Der andere: "Die Feuerwehr rufen. Weil es nicht ungefährlich ist. Es ist nicht das Wahre, sich in den Rauch zu begeben. Man will gar nicht wissen, was in dem Kunststoff alles drin ist. Dazu der Akku, die Gase..."

Richtiges Löschmittel schwer zu finden

So ein Gerät selbst zu löschen sei ebenfalls "nicht ohne", sagt Lindner. "Das richtige Löschmittel zu finden, ist schwer. Wasser würde gehen. In großer Menge. Mit Stickstoff löschen ginge nur mit Atemschutz. Und Pulverlöscher, wie es sie in vielen Haushalten gibt, machen eine Riesen-Sauerei." Selbst wenn das Gerät aus dem Fenster geflogen ist, rät Lindner, die Feuerwehr zu rufen: "Zum Löschen des Teils im Freien. Und um die Räume mit einem Lüfter zu entrauchen."