Wenn am Samstag 150 Sportler in Mengersdorf an den Start gehen, ist mit Uwe Kauntz ein besonders verrückter dabei Schlammschlacht mit Spaßfaktor

Von Thorsten Gütling

Uwe Kauntz ist Extremsportler für ein Jahr. Wenn er am Samstag beim Hindernislauf Hammer Run in Mengersdorf teilnimmt, wird das in diesem Jahr bereits sein 17. Lauf durch Schlamm und Staub sein. Sein Ziel: 1000 Hindernisse in einem Jahr überwinden. Im Interview erzählt er, was an Dreck so schön ist.

 
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Herr Kauntz, wo fühlen Sie sich wohler: im Dreck oder auf der Couch?
Uwe Kauntz: Im Dreck. Vor allem in Verbindung mit Bewegung.

Warum?
Kauntz: Ich bin jetzt 40 Jahre alt und höre viele meiner Bekannten sagen: Setz dich doch langsam mal auf die Couch, schone deine Gelenke. Aber das ist der völlig falsche Weg. Gerade in meinem Alter wird man anfällig für Diabetes Typ II, brüchige Knochen und Muskelabbau. Das will ich alles nicht.

Schön und gut, da soll Laufen alleine ja auch schon helfen. Aber warum gleich durch den Dreck robben?
Kauntz: 90 Prozent der Veranstalter sagen vor Beginn nicht, welche Hindernisse auf die Läufer zukommen. Und drei bis vier mal pro Rennen komme ich an einem Hindernis an, bei dem ich mich ernsthaft fragen muss, wie ich da jetzt drüber kommen soll. Der Reiz daran ist, dass man immer neue Probleme lösen muss. Das ist wie im richtigen Leben.

Gibt es denn auch Hürden, vor denen es Ihnen graust?
Kauntz: Oh ja. Alles, was mit Enge zu tun hat. Durch Röhren klettern zum Beispiel. Manche Veranstalter hängen auch ein Stahlgeflecht über ein Wasserhindernis, sodass man darunter nur etwa zehn Zentimeter Luft zum Atmen hat. Da habe ich schon jede Menge Wasser geschluckt.

Klingt gefährlich...
Kauntz: Nee, da kann nix passieren. Da passen die Veranstalter schon auf. Aber das Glücksgefühl danach ist enorm und hält viel länger an als bei einem normalen Lauf.

Warum das denn?
Kauntz: Weil sie noch Tage später unter der Dusche ihre Schrammen und blauen Flecken zählen und sich in Erinnerung rufen können, wie sie zustande gekommen sind.

Sitzen Sie wirklich nie auf die Couch?
Kauntz: Ach was, ich liebe die Couch. Ich bin schließlich Informatiker von Beruf. Nur in diesem Jahr sitze ich wirklich verhältnismäßig wenig.

Was sagt Ihre Frau dazu?
Kauntz: Sie sagt: "Du bist in der Midlife-Crisis, also tob' dich aus. Aber werd' im nächsten Jahr wieder normal."

Wie bereitet man sich eigentlich auf so einen Lauf vor?
Kauntz: Ich gehe viermal in der Woche laufen. Und ich mache Stabilisierungsübungen. Das ist wichtig, denn wenn man von einer drei Meter hohen Wand springt, dann braucht man Muskulatur, um das aufzufangen.

Ich befürchte, manch einer, der da erstmals teilnimmt, hat diese Muskulatur nicht.
Kauntz: Richtig. Dafür gibt es meist Anfängerrunden. Die sind nicht nur kürzer, sondern die Hindernisse sind auch kleiner.

Und seine Schuhe, die kann man wohl wegwerfen nach so einem Lauf?
Kauntz: Für den ersten Lauf empfehle ich tatsächlich alte Sportschuhe, die man anschließend wegwirft. Wer das öfters machen will, der kann sich sogenannte Obstacle-Course-Racing-Schuhe anschaffen. Das sind extra Schuhe für Hindernisläufe, die Grip haben wie ein Fußballschuh, aber auch jede Menge Löcher, damit das Wasser wieder ablaufen kann.

Werden Sie Ihr Ziel, in diesem Jahr 1000 Hindernisse zu überwinden, eigentlich schaffen?
Kauntz: Es sieht gut aus. Am Tag nach dem Lauf in Mengersdorf trete ich in Walldorf/Werra an. Bis jetzt habe ich 453 Hindernisse auf meinem Konto, dann werden es genau 500 sein. Blöderweise habe ich mich jetzt für die Hindernislauf-WM in Kanada qualifiziert. Das bedeutet einiges an Reiserei. Wenn ich davon Ende Oktober zurück komme, sollte ich die 1000 Hindernisse fast geschafft haben. Denn im Winter gibt es weniger solcher Läufe.

Abschließend: Frauen schwören auf Schlamm für schöne Haut. Merken Sie da auch schon was von?
Kauntz: Nein. Ich glaube aber auch, dass das bei Frauen nichts bringt.

Info: Das ist der Hammer Run

Der Startschuss für den Hammer Run Oberfranken fällt am Samstag um10 Uhr. Vom Gutshof Mengersdorf aus geht es auf einen 15 Kilometer langen Rundlauf mit 20 teils natürlichen, teils künstlichen Hindernissen. Eine kürzere Strecke ist sieben Kilometer lang und bietet zehn Hindernisse. Vergangenes Jahr, als der Lauf zum ersten mal in Mengersdorf stattfand, nahmen 150 Teilnehmer aus fünf Ländern die Herausforderung an. Mehr Infos unter: hammerrun.de