Wenig Hoffnung für die Preuschwitzerin

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Weil im alten Ortsteil von Oberpreuschwitz noch das alte Trennsystem existiert, fließt Oberflächenwasser ungefiltert durch den Gulli vor der Gaststätte Redemann direkt in den Bach Preuschwitzerin. Auf diesem Weg gelangte auch Ende März die Gülle in den kleinen Bach. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Es wird viel Zeit benötigen, bis in den kleinen Bach Preuschwitzerin im Stadtteil Oberpreuschwitz wieder Leben zurückkehrt. Der Gülleeintrag in der Nacht auf den 25. März habe das Gewässer dritter Ordnung auf lange Sicht schwer geschädigt, sagt Peter Ille vom Bund Naturschutz. Alles Leben im Wasser sei abgetötet worden. Er sei jedoch optimistisch, dass sich nach längerer Zeit, wenn die Nährstoffe abgebaut seien, wieder Organismen von der Mündung im Roten Main aufwärts vorwagen werden.

 
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Wie der Kurier berichtete, war in der Nacht auf den 25. März aus der Biogasanlage von Landwirt Herbert Holl eine zunächst unbekannte Menge Gülle über die Straße in die Ortsmitte von Oberpreuschwitz geflossen. Ursache für das Auslaufen sei eine undichte Blindleitung gewesen, sagte Holl im Gespräch mit dieser Zeitung. Das Leck sei umgehend mit einem Edelstahldeckel verschlossen worden.

Während der Landwirt die Menge der ausgetretenen Gülle auf rund vier Kubikmeter Gülle schätzte, geht die Feuerwehr von einer weit größeren Menge aus. Laut einem Vermerk, den der stellvertretende Leiter des Umweltamtes der Stadt Bayreuth, Günter Jäckl, in der Akte zu dem Vorfall fand, seien zwischen 30 und 50 Kubikmeter Gülle ausgetreten.

Der Oberpreuschwitzer Stefan Haasmann, der nach der Verunreinigung des Baches die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz alarmiert hatte, wollte vom Amt für öffentliche Ordnung, Brand- und Katastrophenschutz im Rathaus wissen, wer denn für die Reinigung der Straße gesorgt habe.

Der Antwort zufolge habe die von Holl alarmierte Feuerwehr die Reste von der Fahrbahn gewaschen und mittels Tanklöschfahrzeug sauberes Wasser zur Verdünnung der Gülle eingesetzt. Die Reinigung der Straße selbst habe eine Kehrmaschine des Stadtbauhofes übernommen.

Direkt in den Bach

Wie viel Gülle jedoch bereits vor Eintreffen der Feuerwehr unkontrolliert die Straße hinabgeflossen und in den Gulli beziehungsweise in die normale Kanalisation gelaufen sei, wusste das Amt in seiner Antwort nicht zu schätzen.

Für Haasmann ist der Gulli vor dem Gasthaus Redemann neben der lecken Biogasanlage das zweite Problem. Seiner Meinung nach habe die Feuerwehr wohl nicht gewusst, dass dieser Gulli direkt in den Bach mündet. Ob verunreinigtes Oberflächenwasser oder die von der Feuerwehr verdünnte Gülle - beides fließt in die Preuschwitzerin.

Es sei deshalb notwendig, so Haasmann, an diesem Regenwasserzulauf mit einem Schild „Bachzulauf“ darauf hinzuweisen. Als vor einigen Jahren auf dem landwirtschaftlichen Anwesen von Holl ein Feuer ausgebrochen war, sei Löschwasser ebenfalls über diesen Gulli in den Bach gelaufen. Geändert hätte sich seit dem nichts an der Ableitung des Oberflächenwassers.

Alternative: Anschluss des Gullys an den Schmutzkanal

Auf rund 60 Jahre schätzt Norbert Hübner, Leiter des städtischen Tiefbauamtes, das Alter des Abwassersystems im alten Ortsteil von Oberpreuschwitz. Damals sei es gängige Praxis gewesen, dass Oberflächenwasser im Trennsystem über eine Grabenverrohrung in den Bach abgeleitet wurde.

In der Ortsmitte von Oberpreuschwitz habe sich seit dem nichts geändert. Als Alternative käme nur der Anschluss des Gullis an den Schmutzkanal in Frage. Vorausgesetzt, dieser sei entsprechend groß dimensioniert, um das Oberflächenwasser aufnehmen zu können.

Hoher Schaden

Landwirt Holl, aus dessen Biogasanlage die Gülle ausgetreten war, muss für die Reinigung des Kanals und den Einsatz der Kehrmaschine Kosten von rund 1000 Euro zahlen. Wie teuer der Einsatz der Feuerwehr wird, weiß er noch nicht.

Seinen eigenen Schaden beziffert er auf rund 15.000 Euro. Die Summe setze sich aus den Reparaturkosten und dem Verdienstausfall zusammen. Schließlich habe er seine Anlage zwölf Tage abschalten müssen, um das Leck zu verschließen.

Dass er nach dem Unfall Besuch von Mitarbeitern des Umweltamts erhielt, verwundert Holl nicht weiter. Schließlich werde sein 2010 in Betrieb genommene Anlage regelmäßig kontrolliert. Dauernd müsse er neue Sicherheitsmaßnahmen vornehmen.

Nur die Umwallung, die das Austreten der Gülle hätte verhindern können und die heute obligatorisch zur Ausstattung von Biogasanlage gehört, hat Holl noch nicht angelegt. Bis 2022 hat ihm der Gesetzgeber dafür noch Zeit eingeräumt.

Suche nach einer Alternative

SPD-Stadträtin Christa Müller-Feuerstein, die im alten Ortsteil von Oberpreuschwitz wohnt, wusste bisher nichts davon, wie dort das Oberflächenwasser entsorgt wird. Sie wolle nun, betont sie im Gespräch mit dem Kurier, der Frage nachgehen, ob es eine Alternative gebe, damit der Bach nicht weiter belastet wird. Schließlich sei dieser vor einigen Jahren für viel Geld renaturiert worden. Wichtig sei auch, dass Biogasanlagen besser überwacht und regelmäßig kontrolliert würden. Dann wäre vielleicht, betont sie, der Bach jetzt nicht tot.

Wie schlimm die Lage in der Preuschwitzerin wirklich ist, wird in den nächsten Tagen ein Team von Fachleuten des Wasserwirtschaftsamtes Hof ermitteln, sagt Amtsleiterin Gabriele Merz. Vielleicht lasse sich die Wiederbesiedelung des Baches beschleunigen. Große Hoffnung hat sie jedoch nicht.

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