Für Haasmann ist der Gulli vor dem Gasthaus Redemann neben der lecken Biogasanlage das zweite Problem. Seiner Meinung nach habe die Feuerwehr wohl nicht gewusst, dass dieser Gulli direkt in den Bach mündet. Ob verunreinigtes Oberflächenwasser oder die von der Feuerwehr verdünnte Gülle - beides fließt in die Preuschwitzerin.
Es sei deshalb notwendig, so Haasmann, an diesem Regenwasserzulauf mit einem Schild „Bachzulauf“ darauf hinzuweisen. Als vor einigen Jahren auf dem landwirtschaftlichen Anwesen von Holl ein Feuer ausgebrochen war, sei Löschwasser ebenfalls über diesen Gulli in den Bach gelaufen. Geändert hätte sich seit dem nichts an der Ableitung des Oberflächenwassers.
Alternative: Anschluss des Gullys an den Schmutzkanal
Auf rund 60 Jahre schätzt Norbert Hübner, Leiter des städtischen Tiefbauamtes, das Alter des Abwassersystems im alten Ortsteil von Oberpreuschwitz. Damals sei es gängige Praxis gewesen, dass Oberflächenwasser im Trennsystem über eine Grabenverrohrung in den Bach abgeleitet wurde.
In der Ortsmitte von Oberpreuschwitz habe sich seit dem nichts geändert. Als Alternative käme nur der Anschluss des Gullis an den Schmutzkanal in Frage. Vorausgesetzt, dieser sei entsprechend groß dimensioniert, um das Oberflächenwasser aufnehmen zu können.
Hoher Schaden
Landwirt Holl, aus dessen Biogasanlage die Gülle ausgetreten war, muss für die Reinigung des Kanals und den Einsatz der Kehrmaschine Kosten von rund 1000 Euro zahlen. Wie teuer der Einsatz der Feuerwehr wird, weiß er noch nicht.
Seinen eigenen Schaden beziffert er auf rund 15.000 Euro. Die Summe setze sich aus den Reparaturkosten und dem Verdienstausfall zusammen. Schließlich habe er seine Anlage zwölf Tage abschalten müssen, um das Leck zu verschließen.
Dass er nach dem Unfall Besuch von Mitarbeitern des Umweltamts erhielt, verwundert Holl nicht weiter. Schließlich werde sein 2010 in Betrieb genommene Anlage regelmäßig kontrolliert. Dauernd müsse er neue Sicherheitsmaßnahmen vornehmen.
Nur die Umwallung, die das Austreten der Gülle hätte verhindern können und die heute obligatorisch zur Ausstattung von Biogasanlage gehört, hat Holl noch nicht angelegt. Bis 2022 hat ihm der Gesetzgeber dafür noch Zeit eingeräumt.
Suche nach einer Alternative
SPD-Stadträtin Christa Müller-Feuerstein, die im alten Ortsteil von Oberpreuschwitz wohnt, wusste bisher nichts davon, wie dort das Oberflächenwasser entsorgt wird. Sie wolle nun, betont sie im Gespräch mit dem Kurier, der Frage nachgehen, ob es eine Alternative gebe, damit der Bach nicht weiter belastet wird. Schließlich sei dieser vor einigen Jahren für viel Geld renaturiert worden. Wichtig sei auch, dass Biogasanlagen besser überwacht und regelmäßig kontrolliert würden. Dann wäre vielleicht, betont sie, der Bach jetzt nicht tot.
Wie schlimm die Lage in der Preuschwitzerin wirklich ist, wird in den nächsten Tagen ein Team von Fachleuten des Wasserwirtschaftsamtes Hof ermitteln, sagt Amtsleiterin Gabriele Merz. Vielleicht lasse sich die Wiederbesiedelung des Baches beschleunigen. Große Hoffnung hat sie jedoch nicht.