Nagel, Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, freute sich besonders über die ersten Medizinstudierenden in Bayreuth. Mittlerweile sei das zweite Semester am Medizincampus Oberfranken begonnen worden. Genauso habe sich in den Lebenswissenschaften und der Gründung der siebten Fakultät in Kulmbach viel getan. Auch sein Weltbild sei mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges ins Wanken geraten. Ein „unverständlicher und überraschender“ Angriff Russlands, sagte Nagel, der sich selbst als Pazifisten und Christen beschrieb.
Leben retten, Leid lindern, humanitäre Hilfe leisten
Krisenerprobt und dennoch zuversichtlich – das ist Amy Neumann-Volmer, die als Landärztin in Süddeutschland lebt und seit vielen Jahren für „Ärzte ohne Grenzen“ im Einsatz ist. In den Vorstand wurde sie 2017 gewählt, seit 2019 ist sie Vorstandsvorsitzende. In ihrem Vortrag „Leben in, mit und durch die Krisen“ beschrieb sie ihre Tätigkeit, die eng mit ihren persönlichen Werten verbunden ist und für die sie mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde. „Leben retten, Leid lindern, humanitäre Hilfe finanzieren und organisieren“, das seien ihre Aufgaben. Sie könnte vielerlei Geschichte erzählen, sagte die Ärztin, nicht nur Angenehme. Auf den Einsätzen sehe sie häufig „die brutalen, harten und ungerechten Seiten der Welt“. Wenn sie nicht an die Menschlichkeit glauben würde, könnte sie diese Arbeit nicht machen, sagte Amy Neumann-Volmer. Oft fehlten Impfstoffe, Menschen würden im Meer ertrinken, Frauen, die ungewollt schwanger seien, dürften nicht abtreiben: „Es ist gerade das Fehlen der Menschlichkeit, die einen fast vor Wut zerbrechen lässt.“
Einschneidende Erfahrungen als Ärztin
In der Zentralafrikanischen Republik, im Kongo oder auf Haiti sammelte sie Erfahrungen als Ärztin. „Manchmal liege ich nachts weinend im Bett“, sagte sie. Weil es immer zu viel sei und sie immer zu spät komme. Doch es gebe kleine Dinge, die sie stärkten und Hoffnung machten. „Ein Gedicht, ein Lied, ein Tanz – halten Sie sich daran fest.“ Zu den schweren Erlebnissen gehöre der Missbrauch von Frauen, die zusehen müssten, davon nicht erdrückt zu werden und die Verantwortung an die Täter zurückzugeben.
Der Liebe wegen sei sie 1978 nach Deutschland gekommen und habe mit ihrem Mann drei Kinder groß gezogen. Manchmal habe man sie für eine Türkin gehalten – und auch so behandelt. „Wir wissen nicht, wann wir wem begegnen“, sagte Amy Neumann-Volmer. „Oft stehen wir im Leben an einer Weggabelung und müssen überlegen, wie wir uns entscheiden.“ Den Studierenden riet sie, offen zu bleiben und nicht zu vergessen: „Sie haben immer die Wahl.“