Wegen guter Konjunktur laufen Projekte zur Aus- und Weiterbildung aus Bayreuth: HWK streicht elf Stellen

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Es klingt paradox, aber der Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken macht die gute Konjunktur mit den derzeitig niedrigen Arbeitslosenzahlen zu schaffen. Vor allem weil große Qualifizierungs- und Fortbildungsprojekte ausgelaufen und neue weniger gefragt sind, fällt der Haushalt fürs kommende Jahr deutlich niedriger aus. Einige Stellen werden gestrichen, in anderen Bereichen aber auch neue geschaffen.

Enge Bande: Vor 25 Jahren, kurz nach dem Mauerfall, waren Handwerksvertreter aus Gera erstmals bei einer Vollversammlung in Bayreuth. Schon damals dabei: Der heutige Präsident der HWK Ostthüringen, Klaus Nützel (Zweiter von rechts), der gestern mit seinem Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reiml (Zweiter von links) von HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller (links) und HWK-Präsident Thomas Zimmer (rechts) wieder in der Vollversammlung begrüßt wurde und von seinen Wende-Erlebnissen erzählte. ⋌Foto: Harbach Foto: red

Es handelt sich um „schmerzhafte, aber nötige Maßnahmen“, sagte HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller im Gespräch mit dem Kurier. Elf Stellen fallen weg, sechs Vollzeit- und fünf Teilzeitstellen. Um das aufzufangen, wurden in Zusammenarbeit mit dem Personalrat einige Vollzeit- in Teilzeitstellen umgewandelt. Allerdings wurden auch befristete, an Projekte gebundene Verträge nicht verlängert und letztendlich einige Kündigungen ausgesprochen. Damit sei die Kammer für die Zukunft wieder gut aufgestellt, sagte Koller. Künftig hat die Kammer noch 220 Mitarbeiter.

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Der Grund für diese strukturellen Maßnahmen, wie Koller sie nannte, lässt sich aus dem Haushalt für 2015 herauslesen. Der fällt mit 32,6 Millionen Euro um gut elf Prozent niedriger aus als in diesem Jahr. Allein im Bereich sonstige Ausbildungsmaßnahmen sind die Einnahmen um zwei Millionen Euro niedriger angesetzt. Was weiterhin sehr gut läuft, sind die Meisterkurse und die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung, bei der die Auszubildenden in den Berufsbildungszentren der HWK zusätzlich zu den Tätigkeiten im Lehrbetrieb unterrichtet werden.

Haushalt schrumpft

Von den 32,6 Millionen Euro entfallen 1,1 Millionen Euro auf Investitionen, davon der Löwenanteil mit 780 000 Euro in die ergänzende Ausstattung für die Bildungszentren sowie 250 000 in die Baumodernisierung der Bildungsstätten. Gut 73 Prozent des Verwaltungshaushalts fallen in den Bereich der Aus- und Fortbildung. Die Einnahmen der HWK kommen zu 51 Prozent aus selbst erwirtschafteten Gebühren, zu zwölf Prozent aus zweckgebundenen Zuschüssen von Bund und Land sowie zu 37 Prozent aus den Kammerbeiträgen. Diese bleiben auf Beschluss der Vollversammlung für die Mitgliedsfirmen auch 2015 stabil.

Drei neue Anlaufstellen und damit Jobs schafft die Handwerkskammer auch dank staatlicher Unterstützung. Eine zusätzliche technische Beratungsstelle in Coburg sowie die Einstellung eines zweiten Beauftragten für Innovation und Technologie werden von den Wirtschaftsministerien in Bund und Bayern gefördert. Das Bundesarbeitsministerium stellt Mittel für die Einrichtung einer neuen Beratungsstelle zur Integration schwerbehinderter Menschen in den allgemeinen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zur Verfügung.

Resolution

Einstimmig hat die HWK-Vollversammlung eine Resolution zum Erhalt des Meisterbriefs als Voraussetzung für die Selbstständigkeit in 41 Handwerksberufen angenommen. Hintergrund ist das Bestreben der EU-Kommission, Zugangsbeschränkungen zu Berufen einzuschränken. HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller sagte, die Abschaffung des sogenannten Meisterzwangs bei einigen Handwerksberufen 2004 habe gezeigt, dass das der falsche Weg sei. Ein Beispiel sei der Fliesenleger. Vor 2004 habe es gut 200 Betriebe in Oberfranken gegeben, heute gebe es 600 selbstständige Fliesenleger. Die Kehrseite: Früher gab es im Schnitt 30 und mehr junge Leute, die erfolgreich die Gesellenprüfung zum Fliesenleger absolvierten, heute seien es noch fünf bis höchsten acht im Jahr. Die Duale Ausbildung mit dem Meister an der Spitze sei der Garant für, die niedrige Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland.