Wegen Corona-Virus Statt Medi-Festtag droht Geisterspiel

Von
Auf Spiele ohne Zuschauer wird man sich einstellen müssen. Das Team von Medi Bayreuth (weiße Trikots) hat schon eine Vorstellung von dieser Atmosphäre seit dem Spiel im Fiba-Europe-Cup bei Apoel Nikosia in einer spärlich besetzten Riesenhalle. Foto: Sven Ammon Quelle: Unbekannt

BASKETBALL. Bei Medi Bayreuth freut man sich auf die Chance, zum ersten Mal in der Geschichte des Basketball-Standorts das Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs zu erreichen. Ein Heimsieg am Mittwoch (18.30 Uhr) im Fiba-Europe-Cup gegen UBT Cluj aus Rumänien würde diesen Traum erfüllen. Wegen der in ganz Europa rapide zunehmenden Sorge vor der Epidemie durch das Corona-Virus wird jedoch zumindest aus dem erhofften stimmungsvollen Fest in voller Halle wohl nichts werden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

„Derzeit gehen wir davon aus, ganz normal spielen zu können“, sagte am Montag gegen Mittag der Geschäftsführer des Bundesligisten, Björn Albrecht. „Aber die Lage kann sich derzeit täglich komplett ändern.“

Doch dann änderte sich die Lage sogar innerhalb von Stunden. Am Abend wurde bekannt, dass die Bayerische Staatsregierung Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern zunächst bis Karfreitag (10. April) untersagen will. Damit würde eine Idee in die Tat umgesetzt, die bis dahin nur den unverbindlichen Status einer „Empfehlung“ bis „Aufforderung“ durch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte.

Von einem entsprechenden Beschluss im Koalitionsausschuss der Regierungsparteien CSU und Freie Wähler berichteten Augsburger Allgemeine, Süddeutsche Zeitung und Deutsche Presse-Agentur. Demnach sollen die Details am heutigen Dienstag in einer Kabinettssitzung beraten und beschlossen werden.

Absage oder Geisterspiel

Unklar blieb nach diesen Angaben zunächst noch, ob große Sportveranstaltungen nun abgesagt werden müssen, oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden können. Im europäischen Basketball wurde bislang die Variante der „Geisterspiele“ ohne Publikum favorisiert.

In der Euroleague und dem von ihr mitorganisierten Eurocup mussten die Mannschaften aus dem besonders schwer betroffenen Italien bereits hinter verschlossenen Türen antreten, und zwar sogar noch vor dem entsprechenden Beschluss der italienischen Regierung. Ebenso denkbar sind Spielabsagen durch nationale Sportverbände, wie die französische Liga bereits bewiesen hat.

Bereitschaft zu noch härteren Konsequenzen aus der Corona-Krise hat auch der Weltverband Fiba schon bewiesen, dessen europäische Abteilung für die Champions League und den Fiba-Europe-Cup verantwortlich ist. Bislang wurden aber nur Veranstaltungen außerhalb Europas abgesagt, wie die Asien-Meisterschaften für die Altersklasse U 16, die im April in Libanons Hauptstadt Beirut (männlich) und im australischen Canberra (weiblich) stattfinden sollten.

Welche dieser Konsequenzen für die BBL infrage kommt, wollen die Klubs in einer außerordentlichen Versammlung in Stuttgart beschließen. Es spricht für die Dringlichkeit, dass der ursprünglich für kommenden Montag angesetzte Termin schon vor der Meldung des bayerischen Regierungsbeschlusses auf diesen Donnerstag vorgezogen wurde.

In der dem Kurier vorliegenden Einladung von BBL-Geschäftsführer Stefan Holz wird deutlich, dass die Diskussion ohne Tabus geführt werden soll. Unter denkbaren Alternativen wird neben „Spielverlegungen“ und „Geisterspielen“ auch „Saison aussetzen oder gar einstellen“ aufgelistet.

Björn Albrecht lässt keinen Zweifel daran, dass er den drohenden wirtschaftlichen Schaden in jedem dieser Fälle als „erheblich“ einschätzt: „Wir blicken mit sehr großem Respekt auf die Situation.“

Noch keine Rechtsprechung zu Spielausfällen

Wie ungewöhnlich die Bedrohung von Sportveranstaltungen durch eine Virus-Epidemie ist, zeigt die Frage nach möglichen juristischen Folgen von Spielausfällen. „Dazu gibt es noch gar keine Rechtsprechung“, sagt Peter Popp, der Rechtsberater des Bayreuther Stadtsportverbands. Bei der Debatte über Entschädigungen könne man lediglich Parallelen ziehen beispielsweise zum Ausfall von bereits bezahlten Reisen oder von Messen, für die ein Aussteller bereits eine Miete gezahlt hat: „Da gibt es Vorschriften, an denen man sich wenigstens orientieren kann.“ Es sei aber fraglich, ob die in diesen Branchen üblichen Ausfallversicherungen auch bei Sportereignissen so weit verbreitet sind.

Neben dem Schaden durch entgangene Einnahmen drohen einem Verein bei einer Spielabsage (oder Ausschluss der Öffentlichkeit) auch noch Kosten durch Rückzahlungen an Dauerkartenbesitzer. „Das ist durch das Schuldrecht im BGB geregelt“, erklärt Popp. „Ich sehe da einen Anspruch, weil eine bezahlte Leistung entgangen ist – auch ohne ein Verschulden. Das ist aber ausdrücklich nur meine persönliche Einschätzung.“ Wenn es einen Nachholtermin für das Spiel gibt, sehe es schon wieder anders aus.


Info: Konkrete Auswirkungen hat die Bedrohung durch das Corona-Virus bereits für alle Jugendteams des BBC Bayreuth. Da bei der Lehrerin eines Spielers der Verdacht einer Infektion besteht, wurden alle Trainingseinheiten in dieser Woche und alle Spiele des kommenden Wochenendes abgesagt.

Autor

Bilder