Die Zusammenschau beider Studien zeigt: Es gibt gemeinsame und unterschiedliche molekulare und neurobiologische Störungen im Gehirn sowohl bei PTBS wie bei Depression, an denen spezifische Zelltypen beteiligt sind. Wenn man diese Zusammenhänge weiter erforsche, so die Wissenschaftler, ließen sich stressbedingte Signalwege ableiten, die Hinweise auf neue therapeutische Ansätze beider Erkrankungen liefern könnten. Diese neue Ansätze könnten die bisherigen Therapien ergänzen und erweitern. Welche das sind, lesen Sie im nachfolgenden Info.
Info: Die traumatisierte Seele
Psychotraumatologie
Die Psycho-Traumatologie beschäftigt sich mit den Folgen von Traumata, erforscht und behandelt die Auswirkungen von traumatischen Ereignissen auf das Erleben und Verhalten von Einzelnen und Gruppen. Der aus der Unfallchirurgie stammende englische Begriff „Traumatology“ wurde erstmals im Jahr 1990 von dem amerikanischen Kinderpsychiater Dennis Donovan auf psychische Verletzungen angewendet. Daraus entwickelte sich das Konzept der Psychotraumatologie.
PTBS
Die Tatsache, dass der Mensch Gewalt-, Trennungs-, Missbrauchs- oder Kriegserfahrungen nicht einfach ad hoc verarbeiten kann, führt zu Posttraumatischen Belastungsstörungen – also nachwirkenden seelischen Belastungen. Obwohl dieses Phänomen seit langem bekannt ist, werden PTBS erst seit den 1980er Jahren im Zusammenhang mit dissoziativen Störungen (bei der zusammengehörige Informationen, Wahrnehmungen oder Gedanken nicht mehr miteinander in Verbindung gebracht werden können) mit der Aufnahme in das DSM diagnostiziert.
DSM/ICD
Das DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) ist ein Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen. Seit 1952 wird das Manuale von der American Psychiatric Association herausgegeben, seit 1996 erscheint es auf Deutsch. Das DSM spielt die zentrale Rolle bei der Definition und Diagnostik von psychischen Erkrankungen. Heute ist das DSM international in der Forschung und in vielen Kliniken und Instituten gebräuchlich. Das ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist das zweite große Klassifikationssystem in der Medizin. Es beinhaltet die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme und ist das wichtigste, weltweit anerkannte Klassifikationssystem zur Verschlüsselung von Diagnosen in der ambulanten und stationären Versorgung der Medizin. Es wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO/World Health Organisation) herausgegeben.
Psychologische Therapien von PTBS
Tiefenpsychologie
Tiefenpsychologisch wird nach den Auswirkungen von Traumatisierungen auf das Unbewusste gesucht. In 100 und mehr Einzelsitzungen sollen tief verborgene und verdrängte Erlebnisse hervorgeholt, thematisiert und so verarbeitet werden.
Imaginative Verfahren
Dabei werden tiefere Schichten der Seele, die im Alltag ausgeblendet werden, durch innere Bilder und Träume hervorgeholt. Dies soll letztlich zu einer psychisch-bewussten und tieferen Ebene der Verarbeitung führen.
Narrative Verfahren
Hierbei geht es darum, dass traumatisierte Menschen ihren inneren Drang ausleben können, verlorene, isolierte oder verdrängte Traumata nachzuerzählen. Durch die Schilderung (Narration) der persönlichen Lebensgeschichte versucht man einen Sinn und Zusammenhang in den Erlebnissen zu erkennen.
Gestalttherapie
Die Gestalttherapie ist eine psychotherapeutische Methode, um ganzheitlich (integrativ) Körper, Geist und Seele an der Trauma-Verarbeitung teilhaben zu lassen. Alle drei Ebenen sowie das soziale Umfeld des Betroffenen beeinflussen sich wechselseitig und sind in der Therapie zu berücksichtigen - etwa in körpertherapeutischen Verfahren wie der Kunsttherapie. Die Hände werden beim Malen, Formen und Gestalten eingesetzt und so zu Instrumenten einer geistig-seelischen Verarbeitung der Traumata.
Medikamentöse Behandlung
Bestimmte Krankheitsbilder führen zu seelischen Symptomen wie Phobien, Panikattacken oder Niedergeschlagenheit, die sich nur mit Hilfe spezieller Medikamente (etwa Tranquilizer, Antidepressiva oder Neuroleptika) behandeln lassen. Allerdings ist umstritten, ob solche Medikamente bei Traumapatienten der richtige Weg sind – auch deshalb, weil sie nicht die Ursachen der Belastungsstörungen angehen.