Lehrer sollten nach Auffassung von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek mit als Erste gegen das Coronavirus geimpft werden, wenn es den Impfstoff gibt. Die sei aufgrund der Vielzahl an Kontakten in der Schule geboten, insbesondere, wenn sie zu einer Risikogruppe gehören, sagte die CDU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Auch würde eine bevorzugte Impfung für Lehrer helfen, den für die Gesellschaft so wichtigen Schulbetrieb aufrecht zu erhalten.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, forderte eine bundeseinheitliche Corona-Ampel für Schulen. Er sagte der "Rheinischen Post": "Von einer in allen Bundesländern geltenden Corona-Schulampel, die klar regelt, ab welchem Infektionsgeschehen welche Maßnahmen zum Gesundheitsschutz an Bildungseinrichtungen ergriffen werden müssen, sind wir auch nach einem solchen Beschluss weiterhin meilenweit entfernt."
Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt erklärte, die nationale Strategie von Bund und Ländern "gibt den Menschen Orientierung und den Beschäftigten im Gesundheitswesen etwas mehr Planungssicherheit". Allerdings sei jetzt eine umfassende Teststrategie nötig, "die Tests da vorsieht, wo sie medizinisch sinnvoll sind und die vor allem die neuen Möglichkeiten der Corona-Schnelltests nutzt".
Der Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Noch können wir eine zweite Welle verhindern. Die verabredeten Feier-Obergrenzen sind daher ein richtiger Schritt als eine von wenigen bundesweiten Leitplanken.". Sager rief zugleich dazu auf, an einer dezentralen Eindämmungsstrategie festzuhalten.
Nach Auffassung der FDP sollten sich die Maßnahmen gegen das Virus nicht nur nach der Zahl der Neuinfektionen richten, sondern unter anderem auch nach der Auslastung der Gesundheitsämter oder der Krankenhäuser vor Ort. FDP-Chef Christian Lindner begrüßte, dass sich Bund und Länder bei Feiern in Privatwohnungen nur auf eine Empfehlung verständigt hätten. Für die Liberalen gelte die Unverletzlichkeit der Wohnung. Es sei für sie unvorstellbar, dass Polizei oder Orudnungsamt zur Kontrolle an die Wohnungstür klopften.
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hielt Bund und Ländern in der "Rheinischen Post" vor, sie agierten in der Krise nicht vorausschauend. "Sie scheinen einmal mehr überrascht zu sein, dass die kalte Jahreszeit und die nächsten Ferien vor der Tür stehen". Sie forderte einen unabhängigen Pandemierat.
Folgende Beschlüsse fassten Bund und Länder:
PRIVATE FEIERN:
Alle Bürger werden gebeten, in jedem Einzelfall kritisch abzuwägen, ob, wie und in welchem Umfang private Feiern notwendig und vertretbar seien. Bei steigenden Infektionszahlen sollen Obergrenzen für die Teilnehmerzahl festgelegt werden, und zwar in zwei Stufen. Wenn es in einem Landkreis binnen sieben Tagen mehr als 35 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen gibt, sollen in öffentlichen oder angemieteten Räumen höchstens 50 Personen gemeinsam feiern dürfen. Für Partys in Privaträumen wird eine maximale Teilnehmerzahl von 25 Menschen "dringlich empfohlen" - aber nicht vorgeschrieben, wie der Bund es ursprünglich wollte.
Wenn es in einem Landkreis binnen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gibt, sollen höchstens noch 25 Menschen in öffentlichen oder angemieteten Räumen feiern dürfen. Für Feiern in Privaträumen wird eine Obergrenze von zehn Teilnehmern "dringlich empfohlen". Ausnahmen könnten zugelassen werden, wenn es für angemeldete Feierlichkeiten vom Gesundheitsamt abgenommene gibt.
BUßGELD BEI FALSCHANGABEN IN RESTAURANTS:
Wer falsche persönliche Angaben beim Restaurantbesuch macht, dem soll ein Bußgeld von mindestens 50 Euro drohen. In Schleswig-Holstein soll das sogar bis zu 1000 Euro kosten. Gastwirte werden bei der Kontrolle dieser Angaben ebenfalls in die Pflicht genommen. Merkel forderte Gaststättenbetreiber auf, besser zu kontrollieren. Die Daten sind wichtig, denn sie werden zur Nachverfolgung möglicher Infizierten-Kontakte gesammelt.
FRÜHWARNSYSTEM GEPLANT:
Eine von NRW-Regierungschef Armin Laschet (CDU) und auch Söder vorgeschlagene Corona-Warnampel wird zwar nicht ausdrücklich erwähnt. Es heißt aber, die Länder würden bereits vor Erreichen einer Zahl von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen "ein geeignetes Frühwarnsystem" einrichten.
REISEN IN RISIKOGEBIETE:
In vielen europäischen Ländern sowie weltweit gibt es hohe Infektionszahlen, es gelten Reisewarnungen. Es soll aber Sonderregelungen etwa für notwendige Geschäftsreisen geben.
FIEBERAMBULANZEN FÜR DIE HERBST- UND WINTERZEIT:
Angesichts der zu erwartenden Grippewelle in der Herbst- und Winterzeit sollen die Möglichkeiten des Einsatzes von Fieber-Ambulanzen, Schwerpunktsprechstunden und Schwerpunktpraxen genutzt werden. Zugleich sollten sich gerade auch Risikogruppen vorsorglich gegen die saisonale Grippe impfen lassen.
© dpa-infocom, dpa:200929-99-762190/6