Der promovierte Politikwissenschaftler kommt aus der nordöstlichen Millionenmetropole und Pilgerstadt Maschhad. Im Iran-Irak-Krieg (1980-88) wurde der erzkonservative Mann an der Front verwundet und verlor einen Teil seines rechten Beins. Nach dem Krieg lehrte er in der Hauptstadt Teheran, bevor er eine Karriere im Außenministerium begann. Dschalili gilt als eiserner Verfechter der Ideologie der Islamischen Revolution im Iran.
Moderate Regierung hätte nur begrenzten Spielraum
Ein moderater Präsident hätte begrenzte Möglichkeiten, in der Regierung zu gestalten, sagt der Politikwissenschaftler Tareq Sydiq von der Marburger Universität. "Mit einem von Hardlinern dominierten Parlament, mit einem Obersten Religionsführer, der immer wieder signalisiert hat, dass eine zu moderate Politik eigentlich gar nicht erwünscht ist - da würde ich keinen großen Handlungsspielraum erwarten", erklärt der Iran-Experte. "Das beeinflusst natürlich auch den ansonsten geringen Enthusiasmus für diese Wahl." Denn: Ein moderater Präsident dürfte seine Wahlversprechen kaum einhalten können.
Seit Jahren sei der Enthusiasmus für Wahlen gedrückt, sagt der Experte weiter. Er führt vor allem die verheerende Bilanz der vergangenen Regierungen, die Proteste und deren gewaltsame Unterdrückung sowie die politischen Repressionen gegen die Kopftuchverstöße an. "Das alles wird die Stimmung eher drücken, sowohl was politische als auch soziale Rechte angeht", sagt Sydiq. Die Erwartungen an eine Verbesserung der politischen und wirtschaftlichen Lage durch die Wahl dürften gering sein. Die Stimmung sei vor allem von "Ernüchterung und Hoffnungslosigkeit" geprägt.
Bekannter Sänger meldet sich zu Wort
Gut 60 Prozent der Wahlberechtigten blieben der Abstimmung fern. Auch der prominente Sänger Scherwin Hadschipur, der für seine Protesthymne "Baraye" mit einem Grammy ausgezeichnet worden war, wies in den sozialen Medien darauf hin. "Vor allem müssen wir die Stimme derjenigen hören, die nicht zur Wahl gegangen sind", schrieb er. Im März war der Sänger für seinen Song, der während der Aufstände im Herbst 2022 veröffentlicht wurde, nach eigenen Angaben zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden.