Ein seinem etwas mehr als einstündigen Vortrag referierte Winterkorn seinen Karriereweg bis an die Konzernspitze. Er beschrieb ausführlich seinen komplexen Aufgabenbereich als Vorstandsvorsitzender und die damit verbundene Taktung. "Spielräume oder gar freie Stunden gab es nur selten". Eine seiner Kernbotschaften lautete, dass er sich vor allem um strategische Entscheidung, die weit in die Zukunft reichten, kümmerte - nicht um die operativen Dinge.
Wie ein amtierender Konzernchef
Fast in der Manier eines amtierenden Konzernchefs betonte er die Entwicklung und Bilanz unter seiner Führung. Mitarbeiterzahl verdoppelt, jährlichen Verkauf von Autos von 6,2 auf 9,1 Millionen gesteigert. Konzerngewinn von 2,75 Milliarden Euro auf 13,8 Milliarden Euro hochgeschraubt. "Das ist das Fünffache", betonte Winterkorn. "Die Entwicklung und der Einsatz einer unerlaubten Softwarefunktion in den Motorsteuergeräten kleiner Dieselmotoren beschädigt diese ansonsten erfolgreiche Bilanz", sagte er.
Vor allem die amerikanischen Verfahren hätten ihn viel Zeit und Kraft gekostet. Versuche diese bis zu einer Entscheidung in Deutschland zurückzustellen, seien bisher gescheitert. Anfang 2020 habe er dann von dem Haftbefehl gegen ihn durch US-Behörden erfahren. "Das hat mich sehr getroffen, weil ich bisher keine Chance sehe, mich aus Deutschland heraus erfolgreich gegen die dort erhobenen Vorwürfe zu verteidigen", sagte Winterkorn. Dies sei nur vor einem Gericht in den USA möglich, er habe Deutschland aber seitdem nicht mehr verlassen.
"Wir werden das klären"
Mit seinem Rücktritt habe er Verantwortung übernommen. "Ich halte es aber für fernliegend, mir einen strafrechtlichen Vorwurf zu machen, wie es die Staatsanwaltschaft Braunschweig mit ihren Anklagen versucht", sagte Winterkorn. Die These der Ankläger, er hätte schon im Mai 2014 Kenntnis von der zur Betrugs-Software gehabt, wies er als falsch zurück. Er sei kein Motorenentwickler, kein Spezialist für Abgasreinigung und auch kein Software-Experte. Er habe damals nicht verstanden, worin die technischen Probleme lagen.
Mit Blick auf die vorgeworfene Marktmanipulation sagte Winterkorn: "Diese Entwicklung war nicht vorhersehbar und für mich auch nicht vorstellbar." Er hätte es nicht hingenommen, den Kapitalmarkt nicht oder nicht rechtzeitig zu informieren. Und er hätte auch nicht geschwiegen, um den Kurs der Aktie zu beeinflussen. Zum Vorwurf der Falschaussage im Bundestag ergänzte er: "Wir werden das klären. Ich habe damals die Wahrheit gesagt und nicht wider besseren Wissen die Abgeordneten belogen." Am kommenden Donnerstag (12.9.) geht der Prozess weiter.