„Schuld war eine Buspanne. Wir haben Taxis gerufen, um die restliche Strecke zu fahren. Noch in den Autos haben wir uns umgezogen und sind ohne Aufwärmen ins Spiel gegangen. Wir waren so voll mit Adrenalin, dass wir trotzdem in der ersten Halbzeit sogar noch gut spielten, aber letztlich ging das Spiel verloren.“ Erst unerwartete Ausrutscher des Titelrivalen ebneten später doch den Weg in die Bundesliga.
Bayreuther bestaunen den Gegner
Auf diesem Neuland bewegten sich die Bayreuther dann zunächst mit ziemlich großen Augen. „Als erster Gast kamen gleich die damals dominierenden Leverkusener zu uns – lauter große Namen“, berichtet Kämpf. „Ich weiß noch, dass wir das Aufwärmen für ein paar Minuten unterbrochen haben, um denen zuzusehen. Die haben Dunkings gemacht – Wahnsinn! Auch im Spiel sind uns dann Dinge begegnet, die wir gar nicht kannten – wechselnde Abwehrsysteme zum Beispiel.“
Folglich konnte es für die Bayreuther in den ersten Jahren nicht um mehr als den Klassenerhalt gehen: „Wir waren immer die Kampfschweine. Schon allein wegen unserer geringen Körpergröße mussten wir sehr aggressiv spielen. Ich glaube, in Bayreuth hat kein Gegner gern gespielt.“ Manchmal musste auch etwas Glück mithelfen. „Der Modus wurde häufig geändert, aber irgendwie spielte uns das immer in die Karten“, erinnert sich Kämpf. „Wenn wir relativ viele Punkte in der Hauptrunde gewonnen hatten, wurden sie in die Abstiegsrunde übernommen; wenn es wenige waren, wurden sie gestrichen.“
Rivalität zu Bamberg entwickelt sich
Da sich Bamberg zu dieser Zeit in ähnlichen Tabellenregionen bewegte, entstand in den Derbys die bis heute leidenschaftlich gepflegte Rivalität. Beliebtes Gesprächsthema unter langjährigen Bayreuther Anhängern blieb vor allem immer das letzte Spiel der Saison 1978/79: Bayreuth gegen Bamberg – der Gewinner schafft den Klassenerhalt, der Verlierer steigt ab. Bayreuth gewann 81:79 durch einen Korb in allerletzter Sekunde, und zwar ausgerechnet durch den Bamberger Manfred Voigt, der in seiner Heimatstadt keinen Platz mehr im Kader gefunden hatte.
Wenn am Sonntag die Brose Baskets als amtierender Deutscher Meister zur Neuauflage des traditionsreichen Derbys in Bayreuth antreten, sind die Voraussetzungen bekanntlich etwas anders. Vergleiche über vier Jahrzehnte hinweg sind für Georg Kämpf aber ohnehin nicht sinnvoll: „Ich bin damals vom Studium in Würzburg aus zum Training gefahren und danach wieder zurück. Das sind andere Voraussetzungen als für die heutigen Profis, die zweimal täglich trainieren.“
Nicht so viel Athletik, dafür mehr Taktik
Mehr Körpergröße, mehr Athletik, höherer Ausländeranteil – um die Entwicklung der Bundesliga in diesen Punkten zu sehen, muss man kein Experte sein. Der 59-jährige Ex-Nationalspieler und spätere Trainer (außer Bayreuth auch in Ludwigsburg, Tübingen, Oberwart, St. Pölten, München) sieht aber noch einen weiteren Unterschied in der Spielweise: „Heute wird das Spiel mehr von Individualisten geprägt, eher in Anlehnung an die NBA. Damals hat dagegen das Coaching noch eine größere Rolle gespielt.“
Die früher längere Angriffszeit von 30 Sekunden habe dazu beigetragen und auch das größere Leistungsgefälle in den Mannschaften: „Es waren Trainer mit Ideen gefragt, wie man die besten Spieler zur Geltung bringt und andere ein wenig verstecken kann.“
So sei es zu erklären, dass früher die Topscorer nicht selten 40 Punkte in einem Spiel gesammelt haben: „Da mussten alle anderen nur schauen, wie man den in Szene setzt.“ Aus eigener Erfahrung nennt er Tom Schneeman als so einen Trainertyp: „Bei ihm hatten wir unterschiedliche Abwehrsysteme, je nach dem, wo der Gegner den Einwurf ausführte.“ Trotz aller Entwicklung der physischen Anforderungen sagt Georg Kämpf daher mit einem Augenzwinkern: „Für den Kopf war das Spiel damals anstrengender als jetzt.“