Cottbus - Was hat eine tote junge Frau am Oderdeich im polnischen Slubice mit dem Verkauf eines alten Hauses in Cottbus zu tun? Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) ist ratlos. Seine Kollegin Olga Lenski (Maria Simon) kann dem Ermittler mit ihrer Intuition nicht mehr helfen, sie hat den Dienst quittiert. Dass ihn sein nächster Fall in der neuen Episode „Hermann“ bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges führen wird und eine alte Frau seit 80 Jahren mit einer Schuld lebt, kann Raczek nicht ahnen. Was ihm aber schwant, ist, dass er in Cottbus, seiner alten Arbeitsstelle, nicht nur auf Hilfe bei den Ermittlungen trifft. Das Erste zeigt den RBB-„Polizeiruf 110“ an diesem Sonntag um 20.15 Uhr.

Die Leiche von Bauingenieurin Daniela Nowak wird bei der Entsorgung von Bauschutt in Slubice entdeckt. Das Opfer arbeitete für Karl Winkler (Sven-Eric Bechtolf), der im Rahmen eines großen Bauprojekts einen Häuserblock in Cottbus saniert. Raczek fährt in die Stadt, in der er einmal lange gearbeitet hat. Im Polizeipräsidium trifft er auf seinen früheren Dienststellenleiter Markus Oelßner (Bernd Hoelscher), der ihm feindselig begegnet und offensichtlich gar kein Interesse hat, den Kommissar zu unterstützen. Hilfe findet Raczek bei seiner ehemaligen Kollegin Alexandra Luschke (Gisa Flake). Die Kommissarin freut sich, dass Adam nach seinem Aufstieg ins deutsch-polnische Kommissariat Swiecko mal wieder in Cottbus ist und sie für die Ermittlungen gebraucht wird. Die beiden kommen miteinander zurecht.

Das Leben Raczeks besteht gerade ausschließlich aus seinem Job. Soziale Kontakte: Fehlanzeige. Bis vor kurzem lebte Adam mit seiner Frau Lydia und den beiden Kindern in einem kleinen Dorf auf der polnischen Seite. Nach einem heftigen Streit zog er aus und wohnt seitdem allein in Frankfurt (Oder). Anders als Raczeks ehemalige Kollegin Lenski kommt Luschke mit seinen Alleingängen besser klar.

Bei seinen Ermittlungen in Cottbus findet der Ermittler heraus, dass die Wohnung der jungen Frau in Frankfurt (Oder) kurz vor ihrem Tod durchsucht wurde. Die Mutter der Toten hat kein enges Verhältnis zur Tochter und kann nicht viel zur Klärung beitragen. Eine erste Spur führt zu einem Mietwagen, den Nachbarn im Tatzeitraum vor der Wohnung des Opfers gesehen haben. Als Verdächtige kommen Zvi Spielmann (Dov Glickman) und seine Tochter Maya Spielmann (Orit Nahmias) aus Israel ins Spiel. Sie geben zu, mit dem Opfer verabredet gewesen zu sein.

Angeblich sollten sie von der Bauingeneurin wichtige Dokumente im Zusammenhang mit einem Restitutionsanspruch erhalten. Die Besitzverhältnisse des Hauses, dass Zvis Vater gebaut hatte, sind fast 80 Jahre nach Kriegsende nicht geklärt. Auch Elisabeth Behrend, die in dem Haus aufgewachsen ist - eindringlich gespielt von der großartigen Monika Lennartz - und Sohn Jakob (Heiko Raulin) hatten Kontakt zu Daniela Nowak und sehen sich als rechtmäßige Besitzer. Als weitere Dokumente auftauchen, geraten die Ermittlungen aus dem Ruder.

Lucas Gregorowicz ermittelt als Adam in dieser Episode allein, Maria Simon ist nach zehn Jahren aus dem Polizeiruf ausgestiegen. „Ich habe sie als Mensch, als Partnerin bei den Dreharbeiten vermisst“, bekennt der Schauspieler. Man sei als Team eingespielt gewesen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Am Anfang war das schwierig. Es war als würde man die Hände in die Hosentaschen tun wollen und man merkt, man hat gar keine Hose an“, beschreibt er ihre Abwesenheit. Gisa Flake sei als zweite Kommissarin in der Episode aber eine super Partnerin.

Nahe den Drehorten an der deutsch-polnischen Grenze kommen derzeit Tausende Geflüchtete auf ihrem Weg über Belarus und Polen in Deutschland an. Ein Thema, das man aufgreifen sollte? Gregorowicz ist zwiegespalten. Es sei die Möglichkeit, auf ein Thema aufmerksam zu machen und als öffentlich-rechtlicher Sender eine Haltung anzunehmen. „Man muss aber sehr aufpassen, dass ein soziales oder ein politisches Thema nicht zu austauschbarer Kulisse für einen Kriminalstrang wird.“