Von Geflüchteten für Geflüchtete Muttertagskonzert überschattet vom Krieg

Kurz vor dem Auftritt in der Nemmersdorfer Kirche: die drei Musikerinnen aus Lviv mit ihren Kindern und einige Mitglieder des Männergesangvereins. Foto: Gabi Schnetter/Gabi Schnetter

Auch wenn den Bandura-Spielerinnen aus Lviv, in der Region bekannt als „Goldkehlchen“, sicher nicht nach Jubilieren zumute ist, gelang ihnen gemeinsam mit dem Männergesangverein ein großartiges Muttertagskonzert.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Auch wenn über alles an diesem Tag der dunkle Schatten des Krieges fiel, es war ein gelungenes Muttertagskonzert, das der Männergesangverein gemeinsam mit drei ukrainischen Bandura-Virtuosinnen darbot. Etwa 60 Zuhörer waren in die Kirche gekommen und der Erlös von 2450 Euro geht an die Ukraine-Hilfe der Kurier-Stiftung „Menschen in Not“.

Die Chormitglieder haben für diese Aktion nicht nur ihre Sängerkasse geplündert, sondern auch den ukrainischen Künstlerinnen, die zurzeit in Warmensteinach untergekommen sind, mitsamt ihren Kindern einen schönen Nachmittag bereitet. Vor dem Konzert trafen sich alle rund um das ASV-Sportheim.

Aus Warmensteinach geholt

Während sich die Erwachsenen Kaffee und Kuchen schmecken ließen, durften die Kinder spielen. Die Nemmersdorfer Erzieherin Julia Arndt sorgte gemeinsam mit der Neu-Nemmersdorferin Irina Kravchuk aus der Ukraine dafür, dass die Kinder der Musikerinnen im Alter von vier bis zwölf Jahren nicht nur gut aufgehoben waren, sondern auch ihren Spaß hatten, während die Mütter zum Auftritt in die Kirche gingen. Der Männergesangverein hatte zwei Kleinbusse organisiert, um die drei mit ihren sechs Kindern in Warmensteinach abzuholen und wieder zurück zu bringen. Helferinnen des ASV sorgten in Küche und Schenke für die Bewirtung.

Eine Ehre für den Männergesangverein

MGV-Vorsitzender Robert Vandré betonte in der Kirche, dass auf diesen blühenden Frühlingstag leider der Schatten eines Krieges falle, „der uns nicht nur durch Nachrichten erreicht – es kommen auch Menschen zu uns.“ Deswegen wolle man die Spenden der Kurier-Stiftung „Menschen in Not“ übergeben, die dafür sorge, dass damit besondere Härten der hier Schutz suchenden abgemildert werden können. „Für den Männergesangverein ist es eine Ehre, gemeinsam mit den Absolventinnen der Lyssenko-Musikhochschule in Lviv auftreten zu dürfen.“

Buntes Programm

Das Programm selbst war in drei Blöcke geteilt. Der Männerchor rahmte die „Goldkehlchen“ ein. Chorleiterin Theresia Birner hatte zu den gewohnten Männerchor-Sätzen auch neueres Liedgut ausgewählt, teils mit Gitarrenbegleitung, und das schottische Volkslied Annie Laurie auch mit Saxophon. Die Banduristinnen ließen einigen Ohrwürmern der klassischen Musik Volkslieder ihrer Heimat folgen, stellten aber auch den Bezug zu den Auswirkungen des Krieges her.

Dank für die herzliche Aufnahme

Irina Plachtij machte sich zur Sprecherin und dankte für die herzliche Aufnahme, die sie wie alle Ukrainerinnen mit ihren Kindern in Oberfranken finden. „Das Trio möchte an diesem wunderbaren Maientag, obendrein Muttertag, gerade den Müttern eine Freude machen.“ Irina Plachtij warb um weitere Unterstützung ihres Landes, das seit diesem Überfall so zusammenhalte wie es niemand erwartet habe.

Und spätestens als die ukrainische Nationalhymne erklang – zu der sich alle erhoben – hatten die Musikerinnen auch die Herzen gestandener Männer erreicht. Über das Lob der drei, die mittlerweile selbst an der Hochschule unterrichten, freuten sich die Sänger des MGV ganz besonders.

Das Konzert belohnten die Besucher, indem sie großzügig spendeten. Die Musikerinnen Irina Plachtij, Lesya Stefanko und Oksana Kolomijec stellten sich selbst an den Ausgang. Dank einer Spende der Sänger in Höhe von 650 Euro, und der Einzelspende von Reinhold Glas von der Trauerhilfe Dannreuther, in Höhe von 500 Euro, waren insgesamt 2450 Euro zusammengekommen.

Autor

Bilder