Volles Haus bei Schützen Stanicher derblecken die Politik

Gekonnter Anstich mit aufmerksamen Beobachtern (von links): MdL Inge Aures, Andrea Schübel-Münch, Reinhard Kraus, Bürgermeister Roland Wolfrum, Landrat Klaus Peter Söllner, Braumeister Jürgen Münch, MdL Martin Schöffel und Mario Münch. Foto: Privat

Beim Starkbierfest fließt nicht nur der Gerstensaft, sondern auch so manche Lachträne. Und der Landrat erklärt, wie es geht, dass Kulmbach immer vorne ist.

 
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Das 30. Starkbierfest der Königlich Privilegierten Schützengesellschaft hatte es wahrlich in sich und der Bogen reichte von einem abwechselnden Programm mit viel Lokalkolorit, einem begeistert mitgehenden Publikum bis hin zum köstlichen „Leonhardor“, dessen bereitgestellte Fässer schon weit vor Mitternacht leer getrunken waren.

Mit nur einem Schlag schaffte es Stadtoberhaupt Roland Wolfrum, das Fass anzustechen. Schützenmeister Reinhard Kraus musste seine Begrüßung kurzfristig ändern, denn gegen die sonstigen Gepflogenheiten war Landrat Klaus Peter Söllner mit seiner Ehefrau Ilse vor dem offiziellen Beginn des Starkbierfestes im Schützenheim: „Unser Landkreisvater, der Klaus Peter, kommt wie immer etwas speter. Halt, des wor jetzt a blöder Sotz, der Klaus, der sitzt ja scho auf seim Plotz.“ Und der Schützenmeister hatte sich dann auch schon für alle „Fälle“ vorzeitig verabschiedet: „Ich waß net, wie fir mich des Fest heit ausgeht, drum wünsch ich euch jetzt scho einen guten Nachhauseweg.“

Auch Bürgermeister Roland Wolfrum begrüßte die Starkbierfreunde im nahezu voll besetzten Schützenheim: „Unser Bräu hat sich wieder reingesteigert, hat einen wahrlich festlichen Trunk gemeistert. Er ist süffig, gut im Geschmack, herrlich Bernsteinfarben, heute Abend muss niemand darben. Den Anstich, den haben wir gut gemeistert, Gott sei Dank, war das Spundloch nicht zugekleistert. Mol schaua, wer kriegt heut sei Fett wul weg, der Nockherberg, der is im Vergleich a Mäusedreck. Heut bleiben wir – bis sie kommen die Bockbiergeister, Gott zum Gruß, euer Bürgermeister.“

Dann wurde das Programm von Lokalmatador und Alleinunterhalter Hansi Hümmer musikalisch eröffnet. Mit Vinzenzo - ihn spielte Alexander Hollweg - hatte man auch einen italienischen Bierverleger aus Lugo, der Partnerstadt von Kulmbach, zu Gast, der die Glückwünsche zum 150-jährigen Jubiläum der Brauerei Schübel überbrachte. Seine Glückwünsche hielt Vinzenzo zwar in italienischer Sprache, aber sie wurde so gut es ging, ins Deutsche übersetzt: „Carrisima mi Amore Andrea! (Meine geliebte Andrea!). „Andrea, matscho grande Amore Diktatore Familia de Leonhardor Schübel-Münch!“ (Andrea, du geliebtes Oberhaupt der Leonhardor Familie und Konsorten). Und besonders begrüßt wurde der Ehemann von Andrea und zugleich auch Braumeister: „Mi Amore impotente Jürgen, bafarza Bagasch.“ (Dass durch Dich lieber Jürgen frischer Wind in die bucklige Verwandtschaft von Schübel gekommen ist.) Einen besonderen Gruß verteilte Vinzenzo aber auch an alle Gäste und vor allem an die anwesenden die Kommunalpolitiker: „Populatione mi Anice e Mafiosi!“

Bevor Landrat Klaus Peter Söllner von einem Lokalreporter (Werner Reißaus) zum Interview gebeten wurde, war noch mal Hansi Hümmer mit lustigen Begebenheiten an der Reihe, die sich im Frankenwaldstädtchen in den letzten beiden Jahren ereignet hatten und hier bekamen die lokalen Politiker mächtig ihr Fett weg. Der Lokalreporter musste dann kurzfristig mit einem Problem leben, denn das sonst übliche Double des Landrates war verhindert, sodass Klaus Peter Söllner selbst einsprang. Das Interview verlief zunächst wie geplant, doch als er mögliche Kandidaten zu seinem Nachfolger preisgeben sollte, bat er um Verständnis, dass er nur die Namen sagen werde, die für ihn nicht in Frage kommen. Klaus Peter Söllner nahm spätestens jetzt das Heft in die Hand und verriet zumindest, dass die Beliebtheit für seinen Nachfolger völlig zweitrangig ist: „Wichtig sind die guten Eckdaten, die wir im Landkreis Kulmbach haben. Und für die sind vor allem vier Faktoren verantwortlich: Wir haben die niedrigste Verschuldung, die höchste Investitionsquote, eine relativ niedrige Arbeitslosenzahl und in vielen Bereichen liegen wir in Oberfranken nicht hinten, sondern vorne und wenn wir einmal hinten liegen sollten, dann ist halt hinten vorn. “

Der „Echte Franke“ (Werner Reißaus) und der Alleinunterhalter „Lucky“ aus der Oberpfalz sorgten dann für einen tollen Schlussakkord. So hatte der „Franke“ aktuell mitbekommen, dass sein früherer Klassenkamerad im MGF, Thomas Gottschalk, gegen den Abriss der Güterhalle am Kulmbacher Bahnhof ist, weil er dort seinen ersten Kuss bekommen hat: „Es hätt’ ja bluß nuch g’fehlt, deswecher die Giterhall unter Promischutz zu stellen, ober den gibt’s nuch nedd.“ red

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