„Diese Kriegsgeneration weiß, was Krieg, aber auch was Frieden und Freiheit bedeuten und wie Zusammenhalt durch Zeiten voller Not führt“, sagte Nierhoff in seiner Rede zum Volkstrauertag 2020. „Gerade im Zeichen der Corona-Pandemie, sind die Erfahrungen unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger aktueller und wichtiger denn je.“

75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges gedachte der Bürgermeister der zivilen und militärischen Opfer der Kriege, der Opfer des Nationalsozialismus, der Opfer von Flucht und Vertreibung und der Opfer von Gewalt und Terrorismus.

Einige Pegnitzer haben den Krieg in jungen Jahren noch selbst erlebt. Angst vor Tod und Verfolgung, Zerstörung und Hunger, der Verlust von oft weit entfernt, einsam verstorbenen Angehörigen – das waren häufige Erfahrungen. Viele erzählten ihm in persönlichen Gespräche, etwa bei Geburtstagsbesuchen oder anderen Gelegenheiten, von ihrem Schicksal, berichtet der Bürgermeister. Wie sie aus Ostbrandenburg, Schlesien, Pommern, Danzig, Ostpreußen, Sudetenland oder den deutschen Siedlungsgebieten im östlichen und südöstlichen Europa vertrieben worden sind, ihr Hab und Gut und ihre Heimat verloren haben.

„Der Volkstrauertag lenkt unseren Blick auf die vielen Opfer und harten Entbehrungen des Krieges. Er lässt uns aber auch dankbar zurückblicken auf 75 Jahre Frieden in Europa“, resümiert Nierhoff. „Dennoch bekommen wir fast täglich vor Augen geführt, dass innerer und äußerer Friede noch lange nicht selbstverständlich sind.“ Der Blick auf die derzeitige Lage der EU und der Welt erwecke nicht den Eindruck friedlicher Zeiten.

Dabei drohe die Pandemie diese Entwicklung wie ein Katalysator zu verschärfen: Landesgrenzen würden geschlossen und der Krisenzustand von Einzelnen genutzt, um ihre Macht zu sichern und demokratische Grundlagen auszuhebeln. „Darum möchte ich Sie auffordern, den inneren Frieden zu suchen und den äußeren Frieden aktiv zu fördern“, appellierte Nierhoff. Dazu gehöre vor allem einander zu akzeptieren, zu respektieren und Vertrauen zu haben. In Zeiten der Zunahme von Hassreden, vor allem im digitalen Raum, und einem Anstieg der Diskriminierung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sei dies notwendiger als jemals zuvor.

„Wir müssen aus unserer Geschichte lernen und benötigen wieder verstärkt eine Kultur des Dialogs und des gegenseitigen Respekts“, so Nierhoff. Der Volkstrauertag wolle ermahnen, von denen zu lernen, die in Not solidarisch waren und ihre Talente eingesetzt haben; besonders auch von jenen, die ihr Leben für sich und andere riskiert haben. Solidarität und Hilfsbereitschaft seien gerade in der Pandemie unabdingbar. Deshalb dankte Nierhoff auch jenen, die in der schweren Krise medizinisch, psychologisch, seelsorgerisch, ordnend und beratend ihren Dienst tun. ⋌red