Chef-Ermittler John Tims sagte, die Polizei wolle herausfinden, "ob jemand für Tode und Verletzungen kriminell verantwortlich ist". Unter den Todesopfern sind nach Medienberichten auch zwei ausgebildete Führer, die die beiden Gruppen am Montag auf die Insel begleiteten. Die meisten Ausflügler kamen von einem Kreuzfahrtschiff und waren auf einer Tagestour. Die Hälfte der 47 Inselbesucher stammte aus Australien. Andere Besucher kamen aus China, den USA und Großbritannien.
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sprach von einer "verheerenden Katastrophe". Zur Debatte, ob sie nicht hätte verhindert werden können, meinte sie: "Wir wissen, dass es größere Fragen geben wird. Diese Fragen müssen gestellt und beantwortet werden." Der Vulkanologe Raymond Cas sagte: "Auf diese Katastrophe konnte man warten."
Aus Sorge vor weiteren Eruptionen hielten sich die Rettungskräfte von White Island zunächst fern. Ihre Boote blieben etwa einen Kilometer auf Abstand. Das geologische Überwachungszentrum GeoNet bezifferte das Risiko eines baldigen neuen Ausbruchs auf 50 Prozent. Deshalb verzichtete man auch darauf, mit Hubschraubern über die Insel zu fliegen oder Drohnen starten zu lassen. Der Polizei zufolge gab es dort schon am Montag keinerlei Lebenszeichen mehr. Tims sagte: "Ich würde sehr stark annehmen, dass auf der Insel niemand überlebt hat."
Mehrere der Verletzten wurden in Kliniken geflogen, die speziell für Brandopfer eingerichtet sind. Der Arzt Pete Watson erklärte, bei 27 Patienten seien mehr als 30 Prozent der Körperfläche verbrannt. Die meisten müssten wegen Lungenschäden durch die eingeatmeten heißen Dämpfe auch künstlich beatmet werden. Einer der Kreuzfahrt-Passagiere, Geoff Hopkins, berichtete im "New Zealand Herald" von "schrecklichen Verbrennungen". Dem Blatt zufolge ist bei manchen Verletzten sogar 90 Prozent der Körperfläche verbrannt.
Nur einen Tag nach dem Vulkanausbruch wurde die Ostküste von Neuseelands Nordinsel zudem von einem Erdbeben erschüttert. Das Beben der Stärke 5,3 traf die Nordinsel des Pazifikstaats am Dienstag gegen 13.00 Uhr Ortszeit (1.00 Uhr MEZ). Größere Sachschäden oder Verletzte gab es nicht. Neuseeland liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde.