Viele Jobs gehen verloren Deutsche Bank spürt bei Radikalumbau mehr Gegenwind

Deutsche Bank-Chef Christian Sewing. Foto: Boris Roessler/dpa Foto: dpa

Deutschlands größte Bank muss bei der Neuausrichtung ihres Geschäfts hohe Hürden überwinden. Konzernchef Sewing hält dennoch an seinen Zielen fest. Er sieht auf dem steinigen Weg erste Erfolge.

 
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Frankfurt/Main - Die Deutsche Bank bekommt es bei ihrem laufenden Umbau mit einem stärkeren Gegenwind zu tun.

Wegen der verschärften Niedrigzinsen in der Eurozone dürften die Erträge der Kernbank in den kommenden Jahren nicht so stark wachsen wie gedacht. Das im Sommer ausgegebene Ziel für die Profitabilität sei nun ehrgeiziger geworden, teilte Deutschlands größtes Geldhaus vor einer Investorenveranstaltung in Frankfurt mit.

Hoffnung schöpft Chef Christian Sewing aus der Rückkehr wichtiger Kunden. "Mehr als drei Dutzend Konzerne und große institutionelle Kunden haben sich in den vergangenen Monaten dazu entschieden, zu uns zurückzukommen", schrieb der Manager in einem Brief an die Mitarbeiter. Viele Beschäftigten müssen im Zuge des Umbaus gehen. Seit Sommer stehen bei der Bank 18.000 Stellen auf der Streichliste.

Mit dem Umbau samt Einstellung des weltweiten Aktienhandels will Sewing die Rendite auf das materielle Eigenkapital der Bank bis zum Jahr 2022 weiter auf acht Prozent steigern. Für die Kernbank - also ohne konzerneigene Abwicklungseinheit - peilt er jetzt mehr als neun Prozent an. Und das, obwohl er bei den Erträgen der Kernbank für den Zeitraum 2018 bis 2022 jetzt nur mit einem durchschnittlichen Plus von einem Prozent pro Jahr rechnet. Im Sommer hatte der Vorstand bei diesen gesamten Einnahmen eine Steigerung von zwei Prozent angepeilt.

Allerdings verzeichne die Bank bei ihrer Umstrukturierung auch Erfolge. "Wir liegen mit der Umsetzung unserer Strategie nicht nur im Plan, sondern sind in mehreren Bereichen sogar schneller vorangekommen als erwartet", schrieb Sewing.

So arbeite die Abwicklungseinheit bereits an Transaktionen, die erst für 2020 geplant gewesen seien. Zudem entwickle sich die Kapitaldecke besser als gedacht. "Wir werden für unsere Transformation ohne weiteres Kapital von unseren Aktionären auskommen", schrieb der Manager und erteilte einer möglichen Kapitalerhöhung damit eine erneute Absage.

Unterdessen bekräftigte Sewing das Ziel, die bereinigten Kosten der Bank bis zum Jahr 2022 um 6 Milliarden auf 17 Milliarden Euro zu senken. Die milliardenschweren Belastungen für den Umbau und den damit verbundenen Stellenabbau sind darin nicht enthalten. Wegen der hohen Kosten etwa für Abfindungen und Abschreibungen erwartet das Management für das laufende Jahr ein weiteres Mal tiefrote Zahlen.

Die Belastungen durch die noch niedrigeren Zinsen will Sewing weitgehend dadurch ausgleichen, indem die Bank ihr Kreditgeschäft ausweitet und Negativzinsen in bestimmten Fällen an die Kunden weitergibt. Vor allem in der Privatkunden- und der Unternehmensbank dürfte das Zinstief die Erträge belasten, hieß es.

Auffangen soll dies teils die Investmentbank. Im laufenden vierten Quartal lägen die Erträge besonders im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen höher als im Vorjahreszeitraum. Sewing lobte die Sparte, die beim Konzernumbau besonders geschrumpft wird.

Entlastung winkt der Deutschen Bank bei den Kapitalanforderungen. Die Europäische Zentralbank senkt die geforderte harte Kernkapitalquote für Deutschlands größtes Geldhaus von 11,84 auf 11,59 Prozent. "Unsere aktuelle harte Kernkapitalquote liegt komfortabel oberhalb der Anforderungen", sagte Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke.

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