Viele haben genug Pflegekräfte gehen auf die Straße

red

Mit einer Aktion am Tag der Pflege wollen Fachkräfte der Diakonie auf die schwierige Lage in ihrer Branche hinweisen. Dabei wartet auf die Kulmbacher eine Besonderheit.

 
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Angesichts einer knappen Personalsituation und steigenden Anforderungen ist für viele Pflegekräfte bereits „fünf nach zwölf“ Foto: privat

Die Pflegekräfte der Seniorenheime und der Sozialstation der Diakonie Kulmbach laden am 12. Mai vor der Geschäftsstelle in der Klostergasse zum Austausch, aber auch zum Bewusstwerden des kritischen Pflegenotstands ein.

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Die Rahmenbedingungen in der Pflege hätten sich für Mitarbeiter noch immer nicht verbessert, heißt es von der Diakonie. Dabei zeigten sich schon jetzt Notstände. Aus diesem Grund gehen auch die Mitarbeiter der drei Seniorenheime Evangelisches Wohnstift, Seniorenwohnanlage Mainpark und Mainleuser Stift der Diakonie Kulmbach sowie der Diakonie Sozialstation auf die Straße. Vor der Geschäftsstelle in der Klostergasse machen sie am Tag der Pflege von 10 bis 14 Uhr auf ihren Einsatz und ihre Verantwortung aufmerksam.

„Man kann als Pflegekraft nicht einfach aufhören, nur weil die Rahmenbedingungen mehr als schlecht sind. Die Menschen brauchen uns, jeden Tag“, erklärt Mareike Schuberth, Pflegedienstleitung im Mainpark. Dabei wollen sie der Bevölkerung vor allem auch die schönen Seiten ihres Berufs zeigen. „Es heißt ja oft, Pflege macht müde und ist immer das Gleiche, aber das stimmt nicht. Pflege ist tiefgründig, wissenschaftlich, herzlich, abwechslungsreich und vieles mehr. Die Arbeit bereichert uns auch.“

Und wie genau, das sollen Besucher im persönlichen Gespräch erfahren. Daneben warte eine kleine Überraschung auf die Teilnehmer, verrät die Diakonie. Menschen können an diesem Tag ihre persönliche Wertschätzung für Pflegekräfte zu Papier bringen. Die Botschaften werden dann in den Seniorenheimen und der Sozialstation der Diakonie für alle Mitarbeiter zugänglich gemacht. „Langfristig wünschen wir uns, dass der Pflege endlich der Fokus zukommt, der notwendig ist“, so Jürgen Konrad, Leiter des Fachbereichs Wohnen und Pflege für Senioren der Diakonie Kulmbach. „Das beginnt bei einem einzigen Kulmbacher, der das Thema in seinen Freundes- und Bekanntenkreis mitnimmt, der es in den Vereinen und politischen Organen kundtut und so weiter: Damit wir noch lauter werden.“

Es gebe immer mehr pflege- und hilfebedürftige Menschen und immer weniger Pflegende. Neben dem „demografischen Pulverfass“, das Maria Loheide, Vorständin für Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, bereits im vergangenen Jahr angemahnt hatte, rücke der Ruhestand von knapp 500 000 Pflegekräften, die in den kommenden zehn Jahren in ihren Ruhestand gehe, immer näher. Eine Lösung sei nur in Sicht, wenn Pflegekräfte eine nennenswerte Anerkennung ihrer Leistung erhalten. „Eine bessere Personalausstattung und eine faire Bezahlung gehören genauso dazu, wie verlässliche freie Zeiten sowie freie Wochenenden“, führt Jürgen Konrad weiter aus. Denn Pflege konkurriere mit zahlreichen Ausbildungsberufen, die ebenso gut bezahlt seien aber eben genau diese verlässlichen und familienfreundlichen Arbeitszeiten haben. Genau diese Situation trübt so auch das neu entwickelte Personalbemessungsinstrument für die Altenpflege im Pflegeversicherungsgesetz.

Es verspricht zum 1. Juli dieses Jahres eine neue, bessere Pflegewelt mit mehr Kolleginnen und Kollegen. „Das sollen vor allem Assistenzkräfte in einem neuen Personalmix sein“, erklärt Konrad. Dennoch bleibe die Frage: Woher nehmen und nicht stehlen? Denn der Personalmangel in der Pflege ist längst schon Realität und macht auch vor den Assistenzkräften nicht Halt.