Versuchsanbau seit 2017 Die Silphie – eine Alternative zum Mais

Peter Engelbrecht
Vor dem Silphie-Feld in Fernreuth (von links): Jonas, Stefan und Inge Murrmann sowie Walter Fischer von der Regierung von Oberfranken. Foto: Peter Engelbrecht

Eine positive Bilanz zieht die Regierung von Oberfranken über den Versuchsanbau der Silphie. Die Pflanze aus Nordamerika zeigt beim Grundwasserschutz deutliche Vorteile im Vergleich zum Mais.

 
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Gut für den Grundwasserschutz sowie mehr Lebewesen in den Beständen. Eine vorläufige Auswertung des Versuchsprojekts Silphie-Anbau in den Jahren 2017 bis 2021 hat positive Ergebnisse im Vergleich zum Mais erbracht.

Die Regierung von Oberfranken hatte dieses Vorhaben 2017 im Auftrag des bayerischen Umwelt- sowie des Landwirtschaftsministeriums gestartet. Es soll bis 2024 laufen. 51 Landwirte aus der Region mit einer Gesamtfläche von rund 100 Hektar nehmen daran teil, erläuterte Walter Fischer, Referent im Sachgebiet Wasserwirtschaft bei der Regierung von Oberfranken, bei einem Ortstermin in Fernreuth bei Hollfeld. Als Kooperationspartner forscht die Universität Bayreuth zu den Umweltauswirkungen der Pflanze, die aus Nordamerika kommt.

Weniger Nitrat im Grundwasser

Die Hauptfrage lautet: Gibt es grundwasserschonende Alternativen zum Energiemais? „Ja, die gibt es“, nämlich die Silphie, antwortete Fischer. Denn beim Anbau der Becherpflanze wird weniger Nitrat im Grundwasser gemessen, auch Pflanzenschutzmittel sind kaum notwendig, erläuterte der Experte.

Um auf Pflanzenschutzmittel verzichten zu können, wurde die mechanische Unkrautbekämpfung mit Hackgeräten „mit großen Erfolg“ in den ersten drei Jahren nach der Aussaat getestet. Im vierten Jahr war die Silphie dann so triebstark, dass sie Unkräuter quasi überwachsen hat.

Neben dem Verzicht auf Pflanzenschutzmittel standen beim Grundwasserschutz vor allem die Nitratwerte im Fokus. Die Auswertung der Daten hat bisher einen erfreulichen Trend ergeben. Mit durchschnittlich 26 Kilogramm pro Hektar konnte im Jahr 2020 das geringe Restnitratniveau des Vorjahres bestätigt werden. Doch 2021 stiegen diese Werte deutlich auf 47 Kilogramm pro Hektar an.

Als Ursache nannte Fischer die zunehmende – und auch zugelassene – Herbstdüngung der Probeareale. Silphie-Flächen in oberfränkischen Wasserschutzgebieten – dort gibt es keine Herbstdüngung – wiesen von 2017 bis 2021 einen durchschnittlichen Restnitratwert von 25 Kilogramm pro Hektar auf. Zum Hintergrund: Um die Gewässerschutzziele (zum Beispiel das Einhalten des Grundwassergrenzwertes von 50 Milligramm Nitrat je Liter) zu erreichen, werden vom Umweltbundesamt Gesamtbilanzüberschüsse von maximal 50 Kilo pro Hektar gefordert. Dazu Fischer: „Die Silphie hat ein großes Potenzial als grundwasserschonende Pflanze.“

Insektenfreundlich

Für eine weitere Studie zu den ökologischen Auswirkungen wurde die Bodenfauna in Silphie- und Maisbeständen verglichen. Bei Laufkäfern und Spinnen ist demnach eine deutliche Tendenz zu höheren Arten- und Individuenzahlen bei der Silphie festzustellen. Die Winterfauna unterscheidet sich vom Mais noch deutlicher, da bestimmte Arten durch die bodendeckende Silphie gefördert werden, erläuterte Fischer.

Die Landwirtsfamilie Murrmann aus Fernreuth bei Hollfeld hat sich seit 2017 an dem Feldversuch beteiligt. „Unsere grundsätzlichen Erfahrungen waren positiv“, fasste Betriebsinhaber Stefan Murrmann zusammen. „Wo der Boden gut ist, sind auch die Bestände bei Trockenheit gut.“ Doch brauche die Silphie mehr Wasser als der Mais. Die zunehmende Trockenheit kann also auch für sie zum Problem werden.

Die Murrmanns haben den direkten Vergleich, denn sie bauen aktuell 7,5 Hektar Silphie und rund 45 Hektar Mais für ihre Biogasanlage an. Sohn Jonas hat Berechnungen aufgestellt: Bei der Frischmasse pro Hektar lag die Silphie im vergangenen Jahr einen Tick besser als der Mais, bei der Trockenmasse war es umgekehrt. Fischer sprach 2021 von einem zufriedenstellenden Durchschnittsertrag auf den Versuchsflächen von 104 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar.

Weniger Biogas

Bei der Methanausbeute in der Biogasanlage liegt die Silphie schlechter als der Mais, ergab eine „vorsichtige Hochrechnung“ von Jonas Murrmann. Mit dem Gas wird Strom erzeugt und ins öffentliche Netz eingespeist. Der Jungbauer schätzt, dass man bei der Silphie mindestens 30 Prozent weniger Gasertrag im Vergleich zum Mais hat. Die Biogasanlage wird mit beiden Pflanzen „gefüttert“, deshalb ist ein Vergleich schwierig. Die Anlage versorgt rund ein Drittel der Anwesen in Fernreuth mit Fernwärme, weitere Kapazitäten sind noch frei.

Ein großer Vorteil der Silphie ist aus Praktikersicht, dass keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen und die Bodenbearbeitung entfällt. Auch die jährliche Aussaat fällt weg, denn einmal gesät, treibt die Pflanze im Frühjahr wieder aus. „Von der Arbeit her ist das schon ein großer Vorteil“, sagt der Junglandwirt. Auch bei der Humusneubildung hat die Silphie Vorteile, merkt der Vater an.

Grundsätzlich sei es positiv, eine blühende Pflanze auf dem Feld zu haben, findet der Sohn. Für die Insekten biete die Silphie ein großes Angebot.

Doch werde die Pflanze den Mais nicht komplett ersetzen können, meint er. Die Familie hat sich an dem Feldversuch beteiligt, weil sie „offen für Neues ist“. So schließt sich der Kreis.

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