Verständigung zwischen Helfern und Kosovaren ist schwierig Stadtbadturnhallen: Flüchtlinge haben sich eingelebt

Von Katharina Wojczenko

Drei Tage nach dem Umzug in die Stadtbadturnhallen haben sich die Flüchtlinge so gut es geht in der Ausnahmesituation eingelebt. Nur die Verständigung macht Helfern und Kosovaren immer wieder Schwierigkeiten.

 
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Foto:Harbach Foto: red

Am Donnerstag seien verstärkt Menschen mit Magen-Darm-Virus behandelt worden, sagte Werner Köstner, Leiter des städtischen Sozialamts. Am Freitag mussten eine Mutter und ihr Kind mit Grippesymptomen zum Arzt. Seine Mitarbeiter hätten die Flüchtlingen geraten, sich oft die Hände zu waschen und auf die Hygiene zu achten, damit sie sich nicht anstecken.

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Mit der Verständigung ist das so eine Sache. Von den Mitarbeitern des Sozialamts, die vor Ort sind, spricht keiner Albanisch. Das gelte auch für die Caritas-Mitarbeiter und die Ehrenamtlichen von Bunt statt Braun, meint Köstner. Deshalb hilft zeitweise ein Albaner aus, der seit mehr als 20 Jahren in Deutschland lebt. „Er ist allerdings kein Profi-Übersetzer.“

Zwei Flüchtlinge sprechen ein wenig Deutsch

Einige der Flüchtlingen sprechen Englisch und zwei Deutsch, sagt ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienst GSB, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Seine Firma ist rund um die Uhr vor Ort. Der ältere der beiden Kosovaren habe vor Jahren in Deutschland gelebt, der jüngere sich die Sprache beigebracht, indem er in der Heimat Pro 7 guckte, sagt der Aufpasser.

„Bei den Geschichten, die ich mitbekomme, zerreißt es mir das Herz“, sagt der kräftige Kerl. Er selbst hat wie alle Kollegen, die in den Turnhallen und der Wilhelm-Busch-Straße im Einsatz sind, türkische Wurzeln. Ein glücklicher Zufall, da einige Wörter im Türkischen und Albanischen sich ähneln. In manchen Gemeinden im Kosovo ist Türkisch Amtssprache.

Hauptsächlich Familien in den Turnhallen

Der Besuch in den Stadtbadturnhallen bestätigt, was der Mitarbeiter des Sicherheitsdiensts sagt: „Alles ruhig.“ Obwohl 65 Menschen, darunter viele Kinder und Kleinkinder, auf engem Raum zusammenleben, herrscht eine „schöne Atmosphäre“. Das liege daran, weil es überwiegend Familien sind, die außerdem einer einzigen Nationalität angehörten. „Da gibt es selten Probleme“, ist seien Erfahrung.

Da die Turnhallen nur halb belegt sind, ist die Essensausgabe in dem ehemaligen Gymnastikraum entspannt. Die Männer stehen für die Alupakete Schlange, in denen das BRK das Essen verpackt hat, während ihre Frauen mit den kleinen Kindern auf dem Schoß am Tisch warten. Am Freitag gibt es Hähnchenschnitzel, Kartoffeln, Salat, Joghurt und Obst.

Nach dem Essen wischen zwei Männer die Tische ab, stellen die Stühle hoch, tragen die zwei Müllsäcke mit Einweggeschirr zum Container und machen den Boden sauber. Sie wechseln sich mit zwei Frauen ab. Andere wischen täglich die Hallenböden. „Die wollen etwas machen, die sind nicht faul“, sagt der Mann vom Sicherheitsdienst.

Bayreuther drückten sich die Nase am Fenster platt

Die Flüchtlinge unterhalten sich in gedämpfter Lautstärke. Babys brabbeln, kleine Kinder tapsen den Gang zwischen den Betten entlang. Ein Vater liegt mit seinem Kind im Bett beim Mittagschlaf. In der untersten Fensterreihe künden Poster von einem Kinderfest. „Wir haben sie innen aufgehängt, damit die Flüchtlinge ein wenig Privatsphäre haben“, erklärt der Mann von der Sicherheitsfirma.

Denn draußen haben sich schon Bayreuther die Nase am Turnhallenfenster plattgedrückt. Aber es gibt auch solche wie das Rentner-Ehepaar Ott. Das kommt am Freitag spontan mit 20 Packungen Keksen vorbei, für die Kinder, weil sie ihnen leidtun. „Wir würden mit ihnen gern etwas unternehmen.“

Seit ihrer Inbetriebnahme im Oktober 2014 sind nach Angaben der Regierung von Oberfranken 868 Flüchtlinge in der Not-Erstaufnahmeeinrichtung in der Wilhelm-Busch-Straße angekommen. Allein 348 davon im Februar. Die meisten wurden innerhalb von Oberfranken weiter verteilt. Insgesamt sind aktuell in Oberfranken 4 667 Asylbewerber untergebracht.