Verkaufsprozess Bayreuth: Real-Mitarbeiter bangen um ihre Jobs

Von Stefan Schreibelmayer
Der Real-Markt in der Riedingerstraße. Foto: Archiv Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Die Stimmung ist schlecht bei den meisten der bundesweit rund 34.000 Mitarbeiter der Supermarktkette Real. Sie wissen: Der Metro-Konzern verkauft Real an den Immobilien-Investor Redos, das Kartellamt hat dem zugestimmt. Der Investor hat ein Konzept, das Verkäufe von Märkten und auch Standortschließungen vorsieht. Was das für sie persönlich bedeutet, das wissen die Real-Mitarbeiter in Bayreuth und der Region nicht.

 
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Zwischen Hoffen und Bangen - so kann man die Gemütslage der rund 200 Real-Mitarbeiter in den beiden Bayreuther Supermärkten am treffendsten beschreiben. "Wir wissen halt einfach nichts", sagt eine Mitarbeiterin dem Kurier. Auf der einen Seite heiße es, Bayreuth sei vielleicht gar nicht betroffen. Aber man höre und lese zugleich, dass viele Märkte geschlossen werden sollen. Erste Kollegen suchten schon nach anderen Jobs.

Nichts Konkretes

Auch die Bayreuther Betriebsrätin Jutta Hacker weiß nichts Konkretes. "Und das ist schlecht für die Mitarbeiter", sagt sie. Das schlage auf die Stimmung. Vor allem die Kollegen mittleren Alters machten sich Sorgen um ihren Job, aber auch die Jungen.

Schließungen drohen

Konkrete Zahlen oder gar Angaben zu einzelnen Märkten will man auf Anfrage weder bei Metro noch bei Redos machen. Redos-Pressesprecher Jürgen Herres bestätigt immerhin, dass ein Drei-Säulen-Konzept umgesetzt werden soll, von dem auch Metro-Chef Olaf Koch bereits in einem Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" gesprochen hatte. Demnach soll ein Kernbestand der bundesweit 277 Märkte unter dem Namen Real und vom bisherigen Management fortgeführt werden. Ein Teil der Märkte soll geschlossen und schließlich der größte Anteil an Mitbewerber verkauft werden. Zahlen, nach denen rund 60 Märkte selber weiterbetrieben und gut 40 besonders unrentable geschlossen werden sollen, wollen weder Herres noch eine Metro-Sprecherin kommentieren. Sie wurden dem Kurier aber aus Verhandlungskreisen als "in der Richtung korrekt" bestätigt.

Zwei Mal in Bayreuth

Beide Sprecher betonen, dass allein die Lage der einzelnen Standorte nicht darüber entscheide, in welcher der drei Säulen sie landen. Was bedeute, dass auch keine Rückschlüsse aus der Tatsache abgeleitet werden können, dass zwei Standorte sehr nah beieinander liegen - so wie in Bayreuth. "Jeder Standort wird einzeln bewertet", sagt Herres. Allerdings gibt es in der hiesigen Real-Belegschaft welche, die wissen wollen, dass der Markt in der Riedingerstraße zu denen gehört, die noch mindestens drei Jahre als Real-Standort weitergeführt werden. Schließlich sei ja auch vor nicht allzu langer Zeit noch einiges investiert worden, etwa in den Imbissbereich. Eine Kollegin gibt allerdings zu bedenken, "dass sie nebenan bei BAT auch erst investiert und dann fast alles geschlossen haben". Die Unsicherheit bleibt also.

Drei Jahre übrigens deshalb, weil das die Zeitspanne sein soll, für die Metro und Redos den sogenannten Kernbestand an rund 60 Märkten wohl mindestens noch weiterführen wollen. An der entsprechenden Gesellschaft soll Metro noch 24,9 Prozent halten. Nach den Gerüchten soll der Real in der Karl-von-Linde-Straße allerdings geschlossen werden. Maik Richter, der die beiden Standorte in Bayreuth leitet, verweist angesichts dieser Spekulationen an die Metro-Pressestelle.

Interesse bei Edeka und Rewe

Die Auskunft von dort - siehe oben. Auch wer konkret die Kaufinteressenten für die rund 180 verbleibenden Märkte sind, will keiner der Sprecher sagen. Nur, dass es sich unter anderem um Mitbewerber aus dem Einzelhandelsbereich handelt. Nach Informationen des Online-Portals "Chip" sind es wohl vor allem Edeka und Rewe, während sich die Schwarz-Gruppe (Kaufland, Lidl) zurückgezogen habe.

Angebote werden gesichtet

Bei Metro heißt es, dass nun die eingegangenen Angebote gesichtet würden. Es könne einige Wochen dauern, "bis alle Angebote für die einzelnen Standorte ausgewertet sind, zumal auch Überlappungen zu erwarten sind. Danach sollen die Pakete geschnürt und im Anschluss beim Bundeskartellamt zur Anmeldung eingereicht werden."

Gesamtpaket bis Jahresende

Redos-Sprecher Herres räumt ein, dass die Unsicherheit für die Mitarbeiter "unbefriedigend" sei. Er gehe aber davon aus, dass das Gesamtpaket wohl noch in diesem Jahr geschnürt wird. Teilinformationen könne es auch schon früher geben.

Verdi: Zerreißprobe für die Mitarbeiter

Bis dahin könne man auch bei Verdi wenig Substanzielles sagen, so der in Oberfranken für den Bereich Handel zuständige Gewerkschaftssekretär Paul Lehmann. Das Hauptziel sei die Sicherung möglichst aller Jobs. "Jetzt läuft ein Bieterwettkampf, der zusammen mit der Unsicherheit zur Zerreißprobe für die Mitarbeiter wird", sagt er. Lehmann geht davon aus, dass es bei den verkauften Märkten zu völlig unterschiedlichen Lösungen kommen kann - je nachdem, wer der Käufer ist. Er rät den Mitarbeitern, sich spätestens jetzt zu organisieren. Seine Gewerkschaft stehe dafür bereit.


Info: In Oberfranken gibt es neben den beiden Märkten in Bayreuth noch Standorte in Kulmbach, Bamberg, Hallstadt, Kronach und bei Coburg.

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