In einem so initiierten Schlichtungsverfahren legt eine eigens dafür einberufene unabhängige Kommission in festgesetzten Fristen einen Lösungsvorschlag vor, über den dann erneut verhandelt wird. Falls noch in der laufenden Woche ein Schlichtungsverfahren startet, wären weitere Warnstreiks bis nach Ostern vom Tisch - denn in der Zeit herrscht Friedenspflicht. Unabhängig vom öffentlichen Dienst hatte bereits die Bahngewerkschaft EVG für ihren Tarifstreit mit den Bahnunternehmen angekündigt, für die Tage bis und während Ostern keine Warnstreiks mehr ausrufen.
Als weiteres Szenario besteht die Möglichkeit, dass die Verhandlungen für die öffentlich Beschäftigten erneut vertagt werden und eine vierte Gesprächsrunde einberufen wird. Doch wurde das in Verhandlungskreisen als wenig wahrscheinlich eingestuft.
Forderung unter anderem nach 10,5 Prozent mehr Einkommen
Zur Zuspitzung der Verhandlungen haben die hohe Inflation und die klamme Haushaltslage vieler Kommunen beigetragen. Die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund dbb fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen. Empört hatten Verdi und dbb ein Angebot der Arbeitgeber vom Februar zurückgewiesen.
Das Angebot umfasste 5 Prozent mehr Lohn in zwei Schritten bei einer Laufzeit von 27 Monaten. Zudem bieten die Kommunen Einmalzahlungen von zunächst 1500 und später noch einmal 1000 Euro. Die Gewerkschaften wollen keinen Abschluss ohne Inflationsausgleich insbesondere für die unteren Lohngruppen hinnehmen.
Als Erfolg und Demonstration eigner Stärke verbuchen die Gewerkschaften ihre teils massiven Warnstreiks bis hin zum umfassenden Streiktag im öffentlichen Verkehr von Montag. Von der "größten Warnstreik-Beteiligung seit vielen Jahren und Jahrzehnten" sprach Verdi-Chef Frank Werneke. Eine mögliche Schlichtung hatte Werneke hingegen skeptisch kommentiert.